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Thüringen
CDU und AfD stimmen gemeinsam für Verbot von geschlechtergerechter Sprache
Gegen die rot-rot-grüne Minderheitsregierung konnte die Thüringer CDU einen Antrag gegen das Gendern durchsetzen. Dafür war sie aber auf Unterstützung der Höcke-AfD angewiesen.

Im Thüringer Landtag machen CDU und AfD inzwischen offen gemeinsame Sache (Bild: Thüringer Landtag)
- 11. November 2022, 02:47h 3 Min.
Mit Hilfe von rechtsextremen Abgeordneten konnte die CDU am Donnerstagabend einen Antrag gegen die geschlechtergerechte Sprache durchsetzen. 38 Abgeordnete stimmten für den christdemokratischen Antrag "Gendern? Nein Danke! Regeln der deutschen Sprache einhalten – keine politisch motivierte Verfremdung der Sprache!", der 36 dagegen. CDU und AfD kommen im Landtag zusammen auf 40 von insgesamt 90 Sitzen.
Gegen geschlechtergerechte Sprache hatten sich zuvor Abgeordnete von CDU, AfD und der AfD/FDP-Abspaltung "Bürger für Thüringen" ausgesprochen. Die Regierungsfraktionen von Linken, SPD und Grünen hatte noch mit einem Gegenantrag vergeblich versucht, einen Kompromiss mit einer "Selbstverpflichtung zu einer respektvollen Kommunikation" zu finden. Rot-Rot-Grün regiert in Thüringen seit 2020 in einer Minderheitskoalition. Die FDP bekannte sich in ihrem Redebeitrag ausdrücklich zur Freiheit der Sprache. "Selbstverständlich haben wir dem Antrag der CDU nicht zugestimmt", erklärte FDP-Pressesprecher Mirko Krüger gegenüber queer.de.
In ihrem Antrag hatte die CDU geschlechtergerechte Sprache als "Ausdruck einer ideologischen Auffassung" bezeichnet. Die Landesregierung wird aufgefordert, sie solle fortan in allen Ministerien und Behörden Thüringens Gendern nicht mehr verwenden. Kritik an dem Antrag kam von LGBTI-Organisationen. Sogar die Lesben und Schwulen in der Union (LSU), die selten Parteifreund*innen kritisieren, stellten sich gegen den "Maulkorb" für Behörden (queer.de berichtete).
AfD: CDU übernimmt unsere Positionen
Der CDU-Abgeordnete Christoph Zippel erklärte hingegen, er habe die Mehrheit der Deutschen hinter sich, die geschlechtergerechte Sprache als Bevormundung wahrnehmen würde. Die AfD-Abgeordnete Corinna Herold kündigte die Unterstützung des Antrags an. Sie zeigte sich erfreut darüber, dass die CDU "nach Jahren der Mitläuferei im 'Sprach-Panscher-Sumpf'" nun AfD-Positionen übernehme.
Der Linke-Abgeordnete Christian Schaft warf der christdemokratischen Fraktion vor, mit ihrem Antrag Stimmungsmache und rechten Kulturkampf zu betreiben, "wie man ihn sonst von der AfD-Fraktion erwarten würde". Die SPD-Parlamentarierin Cornelia Klisch bezeichnete das Gendern als "legitimes Mittel, die Gleichheit der Geschlechter zum Ausdruck zu bringen". Die CDU missachte mit ihrem Antrag, dass sich Sprache ständig weiterentwickle.
Seit Jahren gibt es Streit um geschlechtergerechte Sprache, deren Ziel es ist, dass sich jeder Mensch – egal ob Mann oder Frau oder auch nichtbinäre Personen – angesprochen fühlen könnten. LGBTI-Aktivist*innen sprechen sich daher für eine behutsame Weiterentwicklung der deutschen Sprache aus, wie es bereits in anderen Sprachen üblich sei. Rechte Parteien wollen hingegen jegliche Veränderung verhindern. Das führte bereits zu mehreren Verboten auf Länderebene: Sachsen erließ etwa vergangenes Jahr ein Genderverbot an Schulen (queer.de berichtete). Auch in Schleswig-Holstein untersagte CDU-Bildungsministerin Karin Prien die geschlechtergerechte Sprache (queer.de berichtete). (dk)
In einer ersten Version dieses Artikels hieß es fälscherlicherweise, auch die FDP habe sich für ein Verbot geschlechtergerechter Sprache ausgesprochen. Das haben wir korrigiert.















