
https://queer.de/?43779
Sex-Podcast
Sven Lehmann: "Grindr ist auch Arbeit"
Der Queer-Beauftragte der Bundesregierung spricht bei "schwanz & ehrlich" über seine offene Beziehung, Sex-Apps im Bundestag und die Affenpocken-Pandemie. Und gibt preis: Er hatte heißen Sex mit einem Promi.

Hatte sichtlich Spaß: Sven Lehmann zu Gast im schwulen Podcast "schwanz & ehrlich" von Mirko Plengemeyer, Lars Tönsfeuerborn und Michael Overdick (Bild: PTO Media)
13. November 2022, 11:30h 5 Min. Von
Seit Michael Overdick, Mirko Plengemeyer und Lars Tönsfeuerborn 2018 ihren Podcast "schwanz & ehrlich" gestartet haben, hatten sie zahlreiche Gesprächspartner*innen zu Gast: Seien es "Prince Charming"-Kandidat*innen, Produzent*innen queerer TV-Shows oder andere Podcaster*innen wie Robin Solf und Miss Ivanka T.
Doch bevor sie sich nun in eine kleine Podcast-Pause verabschieden, haben sie sich noch einmal einen ganz besonderen Gast eingeladen: Sven Lehmann, Beauftragter der Bundesregierung für die Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt (kurz "Queer-Beauftragter").
Und – wie immer – nehmen Overdick, Plengemeyer und Tönsfeuerborn auch in der am Sonntag erschienenen, rund 35-minütigen Episode kein Blatt vor den Mund. Denn ihre Fans lieben ihre offene Art und freuen sich deshalb sicherlich umso mehr, dass auch Lehmann – ganz ungeniert – Rede und Antwort steht. Die Themen reichen dabei von seiner offenen Beziehung über Sex-Apps im Bundestag bis hin zur Affenpocken-Impfung.
Lehmann möchte die deutsche Queer-Politik vorantreiben
Doch bevor es schlüpfrig wird, wollen die Gastgeber erst einmal wissen, was Sven Lehmann eigentlich als Queer-Beauftragter für Aufgaben hat. Kurz gesagt, steht der Grünen-Politiker für die queere Politik der Ampel ein und kümmert sich darum, dass die entsprechenden Punkte aus dem Koalitionsvertrag auch tatsächlich umgesetzt werden, wie etwa das Selbstbestimmungsgesetz. Hier passiere auch schon einiges, wenn auch immer noch mehr ginge.
Vielen ist Lehmann aber sicherlich auch als Sprachrohr für die LGBTI-Community bekannt. Schließlich äußert er sich regelmäßig zu aktuellen Ereignissen. Wie etwa, als die trans Bundeswehr-Offizierin Anastasia Biefang laut Gerichtsentscheid zurecht verwarnt wurde, nur weil sie auf Tinder geschrieben hatte, dass sie in einer offenen Beziehung und offen für alle Geschlechter sei (queer.de berichtete). Für Lehmann war dieses Urteil unverständlich, weshalb er auf Twitter postete, dass er selbst in einer schwulen und offenen Beziehung lebe. Zudem nutze er auch selbst Dating-Apps. Aus der CDU wurde Lehmann deshalb attackiert (queer.de berichtete).
Hohe Einschlagsdichte bei Grindr im Bundestag
Und damit sind wir beim ersten großen Thema der Podcast-Folge angelangt – dem Online-Dating. In einer Sache sind sich hier (fast) alle einig: Heutzutage sei es wesentlich einfacher, jemanden über eine App kennenzulernen als im realen Leben. Gleichzeitig lauere hier aber natürlich die Gefahr, auf Fakes zu treffen oder Enttäuschungen zu erleben. Aufgrund dessen lasse sich Lehmann immer mindestens drei Fotos von einem neuen Kontakt schicken.
Geändert habe sich sein Dating-Leben aber nicht, seitdem er als Parlamentarischer Staatssekretär Mitglied der Bundesregierung ist. Er war lediglich davon "überrascht, wie hoch die Einschlagsdichte bei Grindr" im Bundestag sei. Selbst während der Plenarsitzungen würden einige die App nutzen. Schlimm fände er dies nicht, zumal Grindr – gerade was etwa die Affenpocken-Pandemie betrifft – auch einige wichtige Informationen bereitstelle. "Grindr ist auch Arbeit", stellt Lehmann klar.
Einige europäische Länder möchten keinen Impfstoff anbieten
Apropos Affenpocken: Lars Tönsfeuerborn, der sich vor einiger Zeit selbst mit dem Monkeypox-Virus infizierte (queer.de berichtete), möchte von Lehmann wissen, warum es in Deutschland noch immer nicht genügend Impfstoff gebe. Daraufhin antwortet der Queer-Beauftragte, dass man hierzulande schon wesentlich weiter sei als in vielen anderen Ländern. Nichtsdestotrotz sei die Situation nicht ganz so einfach, da es bisher nur einen einzigen Impfstoffanbieter gebe und andere Länder wie Österreich Deutschland drängten, vom eigenen Vorrat noch etwas abzugeben.
Ein "Desaster", so Lehmann, sei die Situation in Afrika, wo kaum Impfstoff verfügbar sei, sowie in einigen europäischen Ländern, die erst gar keinen Impfstoff anbieten möchten. Die Verantwortlichen argumentierten laut dem Grünen-Politiker damit, dass die Affenpocken eine "gerechte Strafe" für die Homosexuellen seien. Ein Schock für die drei Podcaster – und sicherlich auch für viele Hörer*innen.
Doch auch an deutschen Institutionen wie dem Robert-Koch-Institut wird im Podcast Kritik geäußert. Diese hätten die Affenpocken zu Beginn viel zu sehr als "Schwulenkrankheit" dargestellt und somit für Vorurteile gesorgt. Glücklicherweise sei dem erfolgreich entgegengewirkt worden.
Abstinenz und Monogamie seien keine Lösung gegen die Affenpocken
Und genau dieser Aufklärung bedarf es, um ein Virus wie dieses in den Griff zu bekommen. Abstinenz dahingegen sei keine Lösung, genauso wenig wie Monogamie, stellt Lehmann klar. Denn Sex sei wichtig für die Gesundheit und niemals etwas, wofür man sich schämen müsse.
Der Queer-Beauftragte glaubt, dass die Stigmatisierung auch viel mit der Missgunst anderer Menschen zu tun habe. Andere würden sich wünschen, genauso offen mit ihrer Sexualität umgehen zu können wie manche schwulen Männer, trauten sich dies aber nicht.
Heißer Sex mit einem Promi
Gegen Ende der Podcast-Folge wird es dann noch einmal ein bisschen privater. Auf Nachfrage erzählt Lehmann, dass er bereits seit über 20 Jahren (in einer mittlerweile offenen) Beziehung ist. Sein Partner: Arndt Klocke (51), Abgeordneter der Grünen im Landtag von NRW (Lehmann und Klocke waren bereits im Februar gemeinsam zu Gast im QUEERKRAM-Podcast von Johannes Kram). Einen Konkurrenzkampf gebe es zwischen den beiden Politikern nicht. Stattdessen fühlten sie sich als ihre jeweils größten Unterstützer und gönnten sich ihre jeweiligen Erfolge.
Doch wir wären nicht bei "schwanz & ehrlich", wenn es nicht doch noch ans Eingemachte gehen würde. Angesprochen auf seine letzte unvergessliche Sex-Story, berichtet Sven Lehmann von einem One-Night-Stand mit einer "durchaus prominenten Person". Viele Details gibt er nicht preis – das Ganze habe sich sehr spontan ereignet und sei "hot" gewesen. Für alle, die jetzt Vermutungen anstellen: Es passierte weder in Köln noch in Berlin.
Zum Schluss hat Lehmann noch lobende Worte für die drei Podcaster. Formate wie "schwanz & ehrlich" würden dazu beitragen, dass Sexualität als etwas immer Selbstverständlicheres angesehen wird.
|

Links zum Thema:
» Die "schwanz & ehrlich"-Folge mit Sven Lehmann auf podigee
Sorry Herr Lehmann, aber Sie sind immer noch ein Repräsentant dieses Staates und kein Influencer-Sternchen.
Ich will nicht wissen, wie das Sexleben von Ihnen aussieht, mit wem Sie Sex hatten (oder irgendwelche Andeutungen), welche Dating-Apps Sie im Bundestag nutzen, etc. Will ich übrigens auch von Ihren heterosexuellen Kollegen nicht wissen.
Mir wäre es viel lieber, statt irgendwelchen Promi-Gossips, mit dem Sie Sex hatten und ob der Sex "heiß" war, wenn Sie und Ihre Partei endlich mal in die Puschen kommen würden und Ihre Wahlversprechen umsetzen würden. Oder zumindest erklären würden, warum sich das verzögert.
Denn angeblich lagen die Entwürfe ja fertig in der Schublade. Wenn die nicht abgeschwächt werden, wüssten wir gerne, was die Verzögerungen verursacht. Und wenn die abgeschwächt werden, wüssten wir gerne, inwiefern das geschieht.