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Bundespolitik sucht Position

Queer-Beauftragter kritisiert WM in Katar scharf

Sven Lehmann betont, die WM hätte nie in das Emirat vergeben werden dürfen und dürfe kein Erfolg werden. Queere Menschen seien dort nicht sicher.


Fan-Protest gegen die Katar-WM in der letzten Woche bei Hertha BSC (Bild: Alfonso Pantisano / twitter)

  • 18. November 2022, 17:37h 1 4 Min.

Der Queer-Beauftragte der Bundesregierung, Sven Lehmann, hat die am Sonntag beginnende Fußball-WM der Männer in Katar scharf kritisiert. Das Emirat sei das "völlig falsche Austragungsland", sagte Lehmann am Freitag in Berlin. "Dass diese WM überhaupt nach Katar vergeben wurde, ist ein riesengroßer Fehler gewesen." Die ganze Weltmeisterschaft verkomme zu einer Farce, sagte Lehmann mit Blick auf Berichte über schwere Menschenrechtsverletzungen und den Umgang mit queeren Menschen in Katar. Auch in der deutschen Gesellschaft lasse sich keine große Euphorie erkennen, erklärte er weiter.

Lehmann antwortete so auf entsprechende Fragen bei der Bundespressekonferenz, bei der der Beauftrage einen nationalen Aktionsplan für Akzeptanz und Schutz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt vorstellte (queer.de berichtete).

Direktlink | Die gesamte Bundespressekonferenz mit Lehmann
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Immer mehr Menschen, aber auch Städte, Gemeinden und Kneipen würden die Übertragung der WM-Spiele boykottieren. "Das finde ich persönlich sehr, sehr nachvollziehbar", erklärte Lehmann. "Und ich finde, dass diese Weltmeisterschaft für Katar kein Erfolg werden darf – und auch nicht für die FIFA." Der Fußball-Weltverband habe sich in den vergangenen Jahren "sehr viel stärker dafür interessiert", dass in Stadien Alkohol ausgeschenkt werde, als dass dort die Rechte von Minderheiten, Arbeitern und Arbeiterinnen und Frauen generell geschützt würden.

Warnung vor Sicherheit queerer Menschen

Auf die Frage, was er von Innenministerin Nancy Faeser (SPD) und anderen Mitgliedern der Bundesregierung mit Blick auf eine mögliche Unterstützung der Fußball-WM vor Ort erwarte, äußerte sich Lehmann zuversichtlich. Er sei sich sehr, sehr sicher, dass Faeser "den richtigen Weg" im Umgang mit Katar finden werde, als Sportministerin und "Angehörige einer Regierung, der Menschenrechtsfragen sehr wichtig sind". Bei ihrem Besuch vor wenigen Wochen habe sie das Thema Homosexualität "sehr aktiv" angesprochen. Faeser hatte nach der Reise betont, sie habe eine "Sicherheitsgarantie" für Besucher erhalten (queer.de berichtete).

Darauf bei der PK angesprochen, betonte Lehmann er würde sich schwer damit tun, queeren Menschen eine Empfehlung zu geben, dorthin zu fahren. Jeder Mensch sei für sich selbst verantwortlich. "Aber wir wissen, dass die Menschenrechtsverletzungen gerade gegenüber queeren Menschen dokumentiert sind, durch Human Rights Watch beispielsweise, und dass Katar ja auch ausdrücklich darauf hinweist, dass wer in das Land einreisen möchte, die Regeln des Landes zu akzeptieren und respektieren hat". Dazu zähle etwa die "Zurschaustellung" von Homosexualität, also etwa bereits Küssen. Aus seiner Sicht seien "queere Menschen in Katar nicht sicher".

WM-Besuch aus Politik noch unklar

Weiterhin nicht klar wurde am Freitag, ob deutsche Regierungsmitglieder zu dem Turnier nach Katar fliegen. Regierungssprecher Steffen Hebestreit sagte auf die Frage, ob für den Fall einer Finalteilnahme des deutschen Teams Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) nach Katar reisen werde, er würde "es nicht ausschließen, dass es dazu kommt".

Innenministerin Faeser ist nach Angaben ihres Ministeriums am Montag und Dienstag zu politischen Gesprächen in der Türkei – eine Weiterreise von dort zum ersten Spiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft in Katar sei denkbar. Faeser habe immer betont, dass sie den Dialog mit der katarischen Regierung zu dortigen Reformen – insbesondere zur Verbesserung der Menschenrechtslage und zur Situation in der Wanderarbeiter – fortsetzen möchte, sagte ein Sprecher. "Wir sind optimistisch, dass dies möglich ist und die Reise in der nächsten Woche stattfinden kann."

Bundespolitik uneins zum Umgang mit WM

Allgemein debattiert die Bundespolitik weiter über eine angemessene Haltung zu dem Großereignis im Emirat. CDU-Chef Friedrich Merz riet in den Funke-Zeitungen vom Freitag dazu, Sport und Politik auseinanderzuhalten – und die WM trotz aller Kritik am Gastgeber Katar zu verfolgen. Die WM sei "ein Sportereignis und keine politische Demonstrationsveranstaltung" (queer.de berichtete).

Andere Politiker äußerten klar ihr Unbehagen mit dem Turnier in der arabischen Golfmonarchie. "Die Umstände des Austragungsorts trüben meine Freude auf dieses Sportereignis", erklärte Frank Schwabe, menschenrechtspolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion. "Wir müssen die Weltmeisterschaft in Katar nutzen, um die Verantwortung des Sports gegenüber den Menschenrechten offensiv zu betonen."

Der sportpolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Philipp Hartewig, erklärte: "Katar steht zu Recht in der öffentlichen Kritik." Die Situation von Frauen, queeren Menschen und Arbeitsmigranten im Land sei "desaströs". Sport-Experte André Hahn von der Linksfraktion äußerte Verständnis für Aufrufe, die TV-Ausstrahlungen der Spiele aus Katar zu boykottieren. Er schloss sich dem aber nicht an: "Ich bin für Dialog statt Boykott", erklärte er. Das Turnier lenke Aufmerksamkeit auf Missstände in Katar und könne so zur Besserung beitragen. (dpa/cw)

#1 PrideProfil
  • 18.11.2022, 17:46h...
  • Sind queere Menschen nun sicher oder nicht? Wir sind der Bundesregierung absolut egal.
  • Direktlink »

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