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WM in Katar

Hitzlsperger: FIFA-Chef Infantino möchte "Zwietracht säen"

Weiterhin gibt es scharfe Reaktionen auf das Bindenverbot der FIFA. Kritik kommt etwa von Thomas Hitzlsperger. Auch das EU-Parlament reagiert mit Empörung – mit Ausnahme der Rechtsaußenfraktion.


Thomas Hitzlsperger macht dem FIFA-Chef schwere Vorwürfe (Bild: Carsten Kobow / DFB-Stiftung Sepp Herberger)

  • 22. November 2022, 10:03h 6 4 Min.

Der offen schwule Ex-Nationalspieler Thomas Hitzlsperger glaubt an längerfristige Auswirkungen der "One Love"-Eskalation auf die deutschen Fußball-Profis. Es wirke so "dass wir sie jetzt überfrachtet haben", sagte der DFB-Botschafter für Vielfalt in den ARD-"Tagesthemen". "Nur, was sie verstehen müssen, ist, dass sie in der Vergangenheit selbst Zeichen setzen wollten, so haben sie die Erwartungshaltung gesteigert." Es werde "eine Zeit dauern, bis sie wieder glaubwürdig für diese Werte einstehen können".

Der Weltverband FIFA hatte sieben europäischen Teilnehmern am Montag untersagt, während der WM in Katar mit einer "One Love"-Kapitänsbinde zu spielen (queer.de berichtete). Der Aufschrei insbesondere in den betroffenen Ländern ist riesig. "Heute wurden sie auf eine Probe gestellt, und man hat gemerkt, wie die Machtverhältnisse im Weltfußball sind", sagte Hitzlsperger. "Dort, wo die Rechnung bezahlt wird, wird auch bestimmt. Meines Erachtens kommt der Druck aus dem Gastgeberland, und das war heute unmissverständlich."

/ tagesthemen | In Medien kritisieren viele die Entscheidung der FIFA
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Die Entscheidung der iranischen Spieler, vor dem Spiel gegen England ihre Nationalhymne nicht mitzusingen, bezeichnete Hitzlsperger als "extrem mutige Entscheidung". Genau das wisse auch FIFA-Präsident Gianni Infantino, "dass die unterschiedlichen Themen, die die Mannschaften mitbringen in das Turnier, dass man sie gegeneinander aufwiegen kann, das plötzlich Vergleiche gezogen werden und so gerade bei den Europäern Stress entsteht."

Infantino möchte "Zwietracht säen, es ist ihm gelungen", sagte der 40-Jährige. "Wenn wir jetzt immer wieder vergleichen, welche Mannschaft eine Aktion fährt und welche nicht, dann schafft es nur Stress, und er erreicht sein Ziel. Am Ende geht es um seinen Machterhalt und das hat er bisher hervorragend gemeistert."

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Dario Minden kritisiert DFB

Fan-Vertreter Dario Minden kritisierte den DFB scharf. "Ich glaube die DFB-Spitze begreift noch gar nicht, was der Rückzieher bedeutet. Die (eventuelle!) Gelbe Karte war eigentlich ein Geschenk der FIFA: nur zum Preis einer Gelben Karte hätte man auf einen Schlag Haltung zeigen und viel Ansehen gewinnen können", sagte der stellvertretende Vorsitzende der Fan-Dachorganisation "Unsere Kurve" im Interview des Hessischen Rundfunks. "So hingegen hat der DFB schon seine erste bittere wie peinliche Niederlage bevor der Ball überhaupt rollt."

/ fcstpauli | Auch Profi-Vereine beziehen Stellung

Zudem ging er auf die Pressekonferenz des FIFA-Präsidenten Infantino am Samstag ein, in der dieser unter anderem pathetisch gesagt hatte, heute fühle er sich schwul (queer.de berichtete). "Gianni Infantino kann sich so schwul fühlen wie er lustig ist. Schwulsein ist aber kein Gefühl, sondern Identität. Ich hingegen fühle mich wütend, nicht nur heute", sagte Minden.

DFB spricht von "extremer Erpressung" durch FIFA

Der Deutsche Fußballbund beharrt darauf, nicht vor der FIFA eingeknickt zu sein. DFB-Mediendirektor Steffen Simon betonte im Deutschlandfunk, dass der Verband zwar die Binde verloren habe, aber nicht seine Werte. Die Haltung sei dieselbe geblieben. Man habe aber vor einer "extremen Erpressung" durch die FIFA gestanden. Bereits am Montag hatte DFB-Präsident Bernd Neuendorf die FIFA scharf kritisiert (queer.de berichtete).

WM auch Thema im Europaparlament

Auch Abgeordnete des Europaparlaments haben die FIFA und das Gastgeberland Katar für die umstrittene Fußball-WM der Männer fraktionsübergreifend kritisiert. Die liberale Politikerin Katalin Cseh sprach bei einer Debatte am Montagabend im EU-Parlament von der "Weltmeisterschaft der Schande". Miguel Urbán, Mitglied der Linksfraktion, sprach sich für einen Boykott der Veranstaltung aus. Sozialdemokrat Niels Fuglsang forderte FIFA-Boss Infantino zum Rücktritt auf.

Stella Kyriakides, die für die EU-Kommission an der Debatte teilnahm, sagte, Katar sei auf seinem Weg der Menschenrechte noch nicht am Ende. "Zahlreiche Herausforderungen bleiben bestehen", sagte sie während der Debatte. Homosexualität sei verboten, Arbeiter seien gestorben, Löhne nur zum Teil oder gar nicht ausgezahlt worden.

Auf Twitter hatten mehrere Abgeordnete bereits vorher Kritik geäußert. So schrieb die Linken-Abgeordnete Özlem Alev Demirel, die WM sei purer Wahnsinn. Die Grünen-Politikerin Anna Cavazzini kritisierte, dass viele im Zuge der WM Opfer systematischer Zwangsarbeit geworden seien.

/ delarabur

Rückendeckung für WM aus der AfD

Rückendeckung für die WM gab es lediglich aus dem extrem rechten Lager. Der AfD-Politiker Nicolaus Fest sagte: "Wenn in Rom, verhalte Dich wie die Römer. Das sollten wir auch Katar zugestehen." Sein Parteifreund Maximilian Krah teilte mit, man müsse respektieren, dass Katar keine Regenbogensymbole im Stadion haben wolle.

Als Protest hatte die Abgeordnete Manon Aubry die "One Love"-Armbinde während ihrer Rede angezogen. Es sei eine Schande das Armband nicht zugelassen zu haben, sagte die Politikerin der Linken-Fraktion. Ihre liberale Kollegin Abir Al-Sahlani warf Katar Rassismus vor. "Wenn sie Europäer wären, würde es diese Behandlung nicht geben", sagte sie mit Blick auf Gastarbeiter in Katar. Diese gebe es, weil sie Asiaten und weil sie arm seien.

Am Donnerstag stimmt das EU-Parlament über eine Resolution zur Weltmeisterschaft ab. Die Redebeiträge könnten einen Vorgeschmack liefern, auf welche Position sich das Parlament verständigt. (dpa/dk)

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#1 JasperAnonym
  • 22.11.2022, 11:17h
  • > Hitzlsperger: FIFA-Chef Infantino möchte "Zwietracht säen" <

    Dazu gehört auch immer einer, der das mit sich machen lässt.

    Was soll schon passieren, wenn alle Mannschaften aus demokratischen Staaten gemeinsam und kollektiv eine solche Binde tragen?

    Soll man die alle ausschließen?

    Das würde die FIFA nicht wagen, denn das wäre ihr Ende und damit würden für deren Funktionäre auch die riesigen Profite wegbrechen.

    Man muss es nur machen.

    Wie schrieb letztens eine deutsche Zeitung:
    Es gehört überhaupt nichts dazu, so eine Armbinde dort zu tragen, wo das eh akzeptiert ist. Wirklich ein Zeichen kann man damit nur dort setzen, wo es eben nicht allgemein akzeptiert ist.

    Und gerade Fußballer sind in der privilegierten Position, sowas tun zu können. Im Gegensatz zu den verfolgten LGBTI vor Ort.
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#2 seb1983
#3 swimniAnonym
  • 22.11.2022, 18:11h
  • !Sein Parteifreund Maximilian Krah teilte mit, man müsse respektieren, dass Katar keine Regenbogensymbole im Stadion haben wolle.!

    Und wenn Katar keine Fans mit dem Namen "Krah" im Stadion haben wollte, dann ist das wohl auch zu akzeptieren oder wie?
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