https://queer.de/?43942
Fußball-WM
Katar geht weiter gegen Regenbogen-Utensilien vor
Eigentlich hat die FIFA ausdrücklich Regenbogenfarben in WM-Stadien erlaubt. Die katarischen Ordner belästigen aber weiter Fans, die etwa ein kleines buntes Schweißband tragen. Unterdessen verharmlost Frankreichs Verbandspräsident die Homophobie beim WM-Ausrichter.

Fans mit Regenbogen-Utensilien werden – trotz aller Versprechen der FIFA – weiter schikaniert (Bild: TikTok / Bengt Kunkel)
- 28. November 2022, 10:20h 4 Min.
In Katar werden weiterhin Fans schikaniert, die mit Regenbogen-Utensilien zu WM-Spielen kommen. Der Kölner Bengt Kunkel berichtete auf TikTok, dass er auf dem Weg ins Stadion beim Spiel Dänemarks gegen Frankreich "fünf Mal rausgezogen" worden sei. Grund sei gewesen, dass er und ein Freund eine Binde und ein Schweißband in Regenbogenfarben getragen hätten. "So sieht's also aus, wenn die FIFA Dinge 'erlaubt'", nannte er sein knapp zweiminütiges Video, in dem er die Vorfälle dokumentierte. Über seinen Fall berichtete auch der amerikanische Nachrichtensender CNN.
TikTok / Bengt@bengt.kunkel so sieht's also aus, wenn die FIFA Dinge "erlaubt" #qatar2022 #worldcup #wm2022 #regenbogen
Originalton – Bengt
|
Kunkel hatte bereits zuvor auf Missstände beim Tragen von Regenbogen-Utensilien in Katar aufmerksam gemacht. Nachdem er bei einem Spiel von Polizisten vom Sitzplatz im Stadion eskortiert worden war, traf er vergangene Woche auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD), die das Auftaktspiel Deutschland gegen Japan besucht hatte. Die Sozialdemokratin kritisierte daraufhin die katarischen Behörden: "Das ist nicht mein Verständnis von Sicherheitsgarantien, die mir der Innenminister gegeben hat" (queer.de berichtete).
TikTok / Bengt@bengt.kunkel Da treffe ich die Innenministerin, die gerne gerade mit mir reden wollte! #dfb #qatar #wm22 #worldcup #qatar2022
Originalton – Bengt
|
Eigentlich hatte die FIFA Fans zugesichert, dass sie auch bunte Fan-Artikel im Stadion tragen dürfen. So dürften Wales-Anhänger*innen Regenbogenhüte anhaben, die vom walisischen Verband mitkreiert worden waren (queer.de berichtete). Beim Auftaktspiel der Mannschaft mussten Fans die Hüte noch abgeben (queer.de berichtete). Wales spielt am Dienstag um 20 Uhr (MEZ) sein drittes Spiel gegen den Nachbarn aus England.
Frankreich: Bedingungslose Unterstützung für Katar
Unterdessen erhält die harte Linie Katars und der FIFA auch die Unterstützung von einigen europäischen Verbänden. Frankreichs Verbandspräsident Noël Le Graët hat in einem Radio-Interview die Beziehungen zum WM-Gastgeber Katar gepriesen und die Missstände dort heruntergespielt. "Die Beziehungen zwischen beiden Ländern sind zufriedenstellend. Katar ist kein feindliches Land, es ist ein befreundetes Land", sagte der 80-Jährige nach Angaben der Zeitung "L'Equipe" in einem Interview mit dem Radiosender "FranceInfo".
/ lequipeNoël Le Graët, président de la FFF : « Le Qatar est un pays ami » https://t.co/tLNpKM8iic pic.twitter.com/AJ2dz5KE4v
L'ÉQUIPE (@lequipe) November 27, 2022
|
Das Verbot der One-Love-Armbinde bezeichnete Le Graët demnach als richtig. Frankreichs Kapitän Hugo Lloris hatte nach Rücksprache mit dem Präsidenten auch bereits vor dem Rückzug der anderen Nationen um Deutschland erklärt, auf das Tragen der Binde zu verzichten. Es gehe für die französische Delegation darum, "sich vor Ort gut zu verhalten und ein gutes Bild von Frankreich zu vermitteln", sagte der Verbandspräsident. Man sei nicht in der Lage, Katar zu belehren.
Darauf angesprochen, dass Homosexualität in dem Emirat verboten ist, erklärte Le Graët: "Es gibt Dinge zu verbessern. Aber das wird sich im Laufe der Zeit regeln." Trotz Fortschritten sei man "weit davon entfernt, was in Europa praktiziert wird. Aber das gilt für viele Länder". Man müsse in Katar nun "beobachten, was passiert", und könne dann "vielleicht nach der Rückkehr einen Kommentar abgeben".
Hintergrund des Lobs ist wohl, dass Katar ein wichtiger Wirtschaftspartner Frankreichs ist. Kürzlich erst machte Katar den französischen Konzern Total zum ersten internationalen Partner beim weltgrößten Flüssiggasprojekt. Und im Frühjahr schob Frankreich einen strategischen Dialog mit Katar an – Schwerpunkte sollen Energie, Verteidigung sowie Investitionen in die Wirtschaft sein.
Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron twitterte am Samstag, die erste WM auf arabischem Boden sei "ein Zeichen dafür, dass spürbare Veränderungen im Gange sind. Katar bewegt sich in diese Richtung. Das muss es weiterhin tun und kann dabei auf unsere Unterstützung zählen."
Josh Cavallo kritisiert FIFA
Der offen schwule australische Fußballprofi Josh Cavallo erklärte unterdessen vergangene Woche, er habe allen Respekt für die FIFA verloren. "Bei der Arbeit, die meine Mitstreiter und die LGBTQ+-Community leisten, um Fußball integrativ zu gestalten, habt ihr wieder mal bewiesen, dass Fußball kein Ort für alle ist."
Cavallo, der in der ersten australischen Liga zuletzt eine starke Saison spielte, war nicht für den Kader seines Heimatlandes nominiert worden. Zuvor hatte er kritisiert, dass die WM in einem Staat vergeben wurde, in der Menschen wie er verfolgt werden – und erklärt, er hätte Angst, in Katar zu spielen (queer.de berichtete).
Vergangene Woche hatte Innenministerin Faeser beim deutschen Auftaktspiel die One-Love-Binde getragen, die nun sogar ins Haus der Geschichte kommen soll (queer.de berichtete). Auch Belgiens Außenministerin Hadja Lahbib verfolgte ein Spiel mit der von der FIFA verbotenen Binde.
/ Telemaco_45Hadja Lahbib stood out. Traveling to Qatar for the Devils' first match of the World Cup, the Minister of Foreign Affairs was photographed with FIFA President Gianni Infantino. The minister wore a One Love armband. #Belgium #Canada #FIFAWorldCup pic.twitter.com/tnR5MkeOz7
Telémaco (@Telemaco_45) November 23, 2022
|
In Deutschland gibt es scharfe Kritik an der Katar-WM, was auch die Einschaltquoten gedrückt hatte. Das Auftaktspiel Deutschland gegen Japan schauten demnach nur neun Millionen Zuschauer*innen, das Spiel gegen Spanien schaffte allerdings einen neuen Turnier-Rekord von 17 Millionen. Allerdings sind die Quoten noch weit entfernt von denen vor vier Jahren, als bis zu 26 Millionen Menschen die Spiele der DFB-Elf verfolgten. (dpa/dk)















Nach ihrem Umgang mit nichtdeutschen, queeren und schutzsuchenden Menschen eine gänzlich neue Qualitätsstufe menschenfeindlicher SPD-Politik ggü. nichtheterosexuellem Leben.