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Katar-WM
Flitzer mit Regenbogenfahne bei WM-Spiel Portugal gegen Uruguay
Bei der umstrittenen WM kam es am Montag zu einem der wenigen sichtbaren Proteste.

In der TV-Übertragung war der Protest nur kuz zu sehen (Bild: Screenshot itv)
- 28. November 2022, 21:02h 4 Min.
Zu Updates springen: Protestler wieder auf freiem Fuß, Visum entzogen
Beim WM-Gruppenspiel zwischen Portugal und Uruguay hat ein Flitzer mit einer Regenbogenfahne in der PACE-Version und weiteren politischen Botschaften für Aufsehen gesorgt. Wenige Minuten nach dem Beginn der zweiten Halbzeit lief am Montagabend im Lusail Stadion in Katar ein Zuschauer mit der bunten Fahne über den Rasen, wurde aber schnell von Ordnern gestoppt und von zwei von ihnen aus dem Innenraum des Stadions geführt.
/ ysvwbDie dicksten Eier auf diesem Globus#PORURU pic.twitter.com/alCeF3ATmD
(@ysvwb) November 28, 2022
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"Ich hoffe, dass dem Jungen nichts passiert", sagte Portugals Spieler Rúben Neves nach dem Spiel. "Wir alle haben seine Botschaft verstanden, die ganze Welt." Auf dem Superman-Shirt der Flitzers stand vorne auf der Brust zudem "Save Ukraine" und auf dem Rücken "Respect for Iranian Women". Schiedsrichter Alireza Faghani aus dem Iran hob die Fahne auf und brachte diese vom Spielfeld.
/ merzerramaDer Fifa-Regelhüter sorgt dafür, dass die Regenbogen-Fahne doch im TV-Bild zu sehen ist.
Markus Merz (@merzerrama) November 28, 2022
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Übereinstimmenden Medienberichten aus Italien und England zufolge handelt es sich bei dem Mann um einen Italiener, der selbst bei Clubs in seiner Heimat, in Indien und Jordanien höherklassig Fußball gespielt hat. Demnach ist er bereits mehrfach bei internationalen Wettbewerben wie den Weltmeisterschaften 2010 und 2014, in der Champions League und der italienischen Serie A als Flitzer in Erscheinung getreten.
In TV-Aufnahmen war der Protest nur kurz zu sehen – traditionell schaltet die wie hier direkt von der FIFA verantworteten Regie für das Welt-Bild von Flitzern weg, um diese nicht zu ermutigen. "Das ist für mich einfach auch lächerlich", kommentierte dazu Tom Bartels in der ARD. "Lasst ihn dieses Zeichen setzen, das ist nun nicht wirklich gegen die Fifa-Karta: Für die Werte, für die auch die Regenbogenflagge steht. Jeder weiß, dass etwas passiert ist. Das ist nahezu grotesk, wenn das dann von der Regie nicht gezeigt wird. Uns ist bewusst, dass so etwas passieren kann, aber das ist dann Zensur und das hat die Fifa nicht nötig."
Zugleich waren bei dieser WM praktisch keine Regenbogenflaggen im Publikum gesichtet worden. Organisationen wie Human Rights Watch hatten queeren Fans vorab davon abgeraten, zur Fußball-WM in das Verfolger-Regime zu reisen. In den letzten Tagen hatte es mehrfach Berichte gegeben, dass katarische Ordner und Sicherheitskräfte Fans Regenbogen-Utensilien abnahmen, sie damit nicht ins Stadion ließen oder aus dem Stadion entfernten (queer.de berichtete). Auch gab es Berichte über eine entsprechende Unterdrückung von Botschaften gegen das iranische Regime.
Eigentlich hatte die FIFA Fans zugesichert, dass sie auch Regenbogen-Artikel im Stadion tragen dürfen. Der Fußball-Weltverband steht zudem in Kritik, weil er mehreren europäischen Mannschaften eine spezielle Kapitänsbinde mit an den Regenbogen angelehnten Farben und dem Aufdruck "One Love" verboten hatte.
Die Binde wurde bei Spielen bislang nur von der deutschen Innenministerin Nancy Faeser (SPD) und der belgischen Außenministerin Hadja Lahbib gezeigt. In den TV-Bildern war der Protest u.a. gegen die katarische Verfolgung und Bestrafung Homosexueller ebensowenig zu sehen wie Regenbogen-Symbolik oder queere Personen im Publikum – die Thematik dürfte folglich auch von vielen TV-Sendern weltweit, gerade in Verfolgerstaaten, ignoriert worden sein. (cw/dpa)
Update 29.11., 12:52h: Protestler wieder auf freiem Fuß
Nach einigen Stunden medialer Ungewissheit über den Verbleib des WM-Flitzers vom Montagabend veröffentlichte dieser am Dienstagmorgen in einer Story in seinem Instagram-Kanal ein Bild seines Protestes und einen Dank für die Unterstützung. Der Protest habe keine rechtlichen Folgen, so Mario Ferri, er sei frei. Das italienische Außenamt bestätigte zugleich am Dienstag gegenüber Medien, Ferri sei nach einer "kurzen Festnahme" ohne weitere Konsequenzen freigelassen worden.
Update 15.30h: Visum entzogen
Die FIFA und das WM-Organisationskomitee teilten am Nachmittag mit, Ferri sei schnell wieder freigelassen und sein Visum annulliert worden. "Die Regeln zu brechen, ist nie ein Verbrechen, wenn man es für eine gute Sache tut", schrieb Ferri in einer späteren Mitteilung. Darin nahm er unter anderem Bezug auf das Verbot der "One Love"-Kapitänsbinde durch den Weltverband FIFA. "Sie haben alles verhindert, nur mich nicht(…) Wir wollen eine freie Welt, die alle Menschen und alle Ideen respektiert", schrieb er.














Dem Wahn der Kühnen gilt dieses Loblied!"
Maxim Gorki