Der US-Kongress hat mit überparteilicher Mehrheit ein Gesetz zum Schutz gleichgeschlechtlicher Ehen verabschiedet. Das Repräsentantenhaus stimmte am Donnerstag mit 258 Stimmen für den Entwurf, der die gleichgeschlechtliche Ehe per Bundesgesetz schützen soll. 169 Abgeordnete stimmten dagegen – alle Gegenstimmen kamen von den Republikanern.
Bislang ist die Ehe für alle nicht durch ein Bundesgesetz ermöglicht worden, sondern durch ein Urteil des Supreme Court aus dem Jahr 2015. Allgemein wird befürchtet, dass die inzwischen mehrheitlich konservative Besetzung des höchsten Gerichts das Urteil ebenso kassieren könnte wie vor einigen Monaten sein früheres Urteil zum Recht auf Abtreibung. Einer der Richter, der erzkonservative Jurist Clarence Thomas, stellte die Entscheidung zu gleichgeschlechtlichen Ehen in eine Reihe von Urteilen, die das Gericht noch einmal auf den Prüfstand stellen müsse.
Mit einem entsprechenden Urteil könnte die Verantwortung für die Ehe für alle wieder bei den Bundesstaaten landen und in manchen von ihnen wieder verboten oder eingeschränkt werden. Um das zu verhindern, hatten die Demokraten im Sommer im Repräsentantenhaus den "Respect for Marriage Act" eingebracht. Letzte Woche stimmte der Senat zu (queer.de berichtete). Da die Demokraten hier auf die Zustimmung einiger Republikaner angewiesen waren, kam es allerdings zu machen Kompromissen.
US-Präsident Joe Biden muss das Gesetz noch unterzeichnen. Es verbietet Bundesstaaten praktisch nicht, die gleichgeschlechtliche Ehe wieder abzuschaffen. Allerdings werden alle Bundesstaaten gezwungen, entsprechende Ehen aus anderen Bundesstaaten anzuerkennen. Der Schutz, für den das US-Justizministerium und alle Betroffenen Klagerechte besitzen, bezieht sich auf alle föderalen Rechte und auch auf alle bislang legal geschlossenen Ehen. Um Regelungslücken zu schließen, werden auch "gemischtrassige" Ehen geschützt.
Die Senats-Kompromiss-Fassung schafft auch keinen zusätzlichen Schutz für gleichgeschlechtliche Paare, sondern belässt es praktisch beim aktuellen Status Quo. Aktuell von Republikanern und christlichen Lobbygruppen befeuerte Streitfragen zu vermeintlicher "Religionsfreiheit" im Gegenspiel zu Antidiskriminierung und Gleichbehandlung, etwa ob Dienstleistungen gegenüber Homosexuellen aufgrund des Glaubens verweigert werden dürfen, werden noch manches regionale Parlament und die Gerichte beschäftigen. Aktuell verhandelt der Supreme Court einen Fall, der zu einem möglichen Grundsatzurteil führen kann (queer.de berichtete). Der Gesetzentwurf hält bereits fest, dass Glaubensgemeinschaften und religiöse Organisationen nicht gezwungen sind, gleichgeschlechtliche Eheschließungen anzuerkennen oder abzuhalten. (dpa/cw)
Zwar immer noch zu viele dagegen, aber dennoch zeigt das, dass es dort eben auch Unterstützer gibt.