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Katholische Kirche
Bischof Ackermann sieht Schuld der Kirche gegenüber queeren Menschen
Bei einem Gottesdienst mit queeren Gläubigen in Saarbrücken lobte der Trierer Bischof den Dialog und einen zaghaften Wandel innerhalb der Kirche.

Ackermann, hier bei Weihnachtsgrüßen 2021, ist seit Mai 2009 Bischof von Trier (Bild: Screenshot Youtube)
- 20. Dezember 2022, 15:44h 3 Min.
Der Trierer Bischof Stephan Ackermann hat am Samstag in Saarbrücken einen Gottesdienst mit queeren Gläubigen gefeiert. Damit folgte er der Einladung der Queer-Gemeinde, die sich regelmäßig in der Kirche Maria Hilf in Saarbrücken-Brebach trifft.
Der Besuch solle als Zeichen der Ermutigung verstanden werden, so der Bischof laut einer Meldung seines Bistums. Der örtliche Pfarrer Matthias Holzapfel, der der 2014 gegründeten Gruppierung eine dauerhafte Bleibe ermöglichte, betonte die Wichtigkeit der Gottesdienste, die in kleinerem Kreis, lockerer und abwechselnd katholisch und evangelisch abgehalten werden: "Es sind ja oft Menschen, die von der Kirche in ihrem Queer-Sein verletzt worden sind und deshalb nach einer Form oder Begegnung suchen, in der sie nicht 'normal' spielen müssen, sondern sein können, wer sie sind."
Sein Besuch solle zeigen, dass er keine Berührungsängste habe, so Ackermann. Derzeit wandele sich etwas in der Kirche, ergänzt der Bischof: "Es gibt diesen offenen und verbindlichen Dialog zwischen der Amtskirche einerseits und queeren Gruppierungen. Das ist eine Entwicklung der letzten Jahre, über die ich sehr froh bin. Beim Synodalen Weg sagen wir deutlich, dass wir eine Neubewertung der kirchlichen Lehre über die Homosexualität brauchen".
Die Kirche entwickele sich weiter, auch von den Gläubigen aus. "Das finde ich eine gute Entwicklung", so der Bischof laut Bistum. "Als Kirche haben wir eine Schuld abzutragen, weil queere Menschen diskriminiert und verletzt worden sind und noch werden. Das ist leider keine Sache, die schon ganz der Vergangenheit angehört. Wir müssen klar sagen, dass wir gemeinsam Kirche sind – und queere Menschen gehören da voll dazu."
Bei dem Synodalen Weg hatte eine Sperrminorität der Bischöfe im September einen Grundlagentext zur Neubewertung der Sexualethik verhindert, der unter anderem eine Anerkennung von trans Menschen und gleichgeschlechtlichen Paaren vorsah (queer.de berichtete). Später stimmten Gläubige wie Bischöfe für einen Handlungstext, der dem Papst eine Neubwertung der Homosexualität empfiehlt. Diese sei "ethisch grundsätzlich nicht anders zu beurteilen als die heterosexuelle Orientierung", heißt es darin (queer.de berichtete). Zudem solle sich die Kirche zu dem Leid bekennen, dass sie vielen homosexuellen Menschen zugefügt habe. Einige der Bischöfe hatten sich sehr für Reformen und queere Menschen engagiert, andere strikt dagegen gehalten.
Ackermann selbst hatte sich entwickelt. Bereits früh hatte er den Dialog mit der Community gesucht, etwa 2012 bei einem Besuch im Trierer Zentrum SCHMIT-Z (queer.de berichtete). 2014 stellt er sich einer LSVD-Diskussionsveranstaltung, eckte aber mit Aussagen zu Sexualität und Regenbogenfamilien an (queer.de berichtete). Inzwischen hat das Bistum eine eigene Webseite für queere Gläubige und gehörte unter anderem im Februar zu den ersten, die erklärten, dass Mitarbeitende im Falle einer Wiederheirat oder gleichgeschlechtlichen Ehe keine arbeitsrechtlichen Konsequenzen mehr riskierten. Das Scheitern des Grundlagentextes im Synodalen Weg bedauerte er ausdrücklich. (cw)














