Hauptmenü Accesskey 1 Hauptinhalt 2 Footer 3 Suche 4 Impressum 8 Kontakt 9 Startseite 0
Neu Presse TV-Tipps Termine
© Queer Communications GmbH
https://queer.de/?44164

Jetzt im Kino

Whitneys Leben als Film: Chormädchen, Weltstar, Drogentote

Zehn Jahre nach dem Tod von Whitney Houston kommt ein Spielfilm über Auf- und Abstieg der Sängerin ins Kino – grandios besetzt, mit langen Musikszenen, erstaunlich ehrlich erzählt. Don't ya wanna dance?


Überzeugende Darstellung: Naomi Ackie als Whitney Houston (Bild: CTMG)
  • Von Gregor Tholl, dpa
    22. Dezember 2022, 01:31h 1 4 Min.

Whitney Houston war Gänsehaut. Wenn sie sang – vom Gospel geschult -, konnten ganze Stadien in Stille erstarren, eine Nation gerührt sein wie beim Super Bowl 1991. America's Sweetheart? Queen of Pop? Für manche war sie eine Göttin – also zumindest beherrschte "die größte Stimme ihrer Generation" (wie es oft heißt) eine göttlich klingende Koloratur. Jetzt kommt ein biografischer Film (Biopic) über das märchenhafte und schließlich tragische Leben von Houston ins Kino – benannt nach einem ihrer größten Hits: "I Wanna Dance with Somebody".

Wenn Whitney Houston mit Pop- oder Rhythm-'n'-Blues-Songs loslegte, kochten ganze Hallen. Wenn sie von der Leinwand blickte wie im Schmachtfilm "Bodyguard", dann gerieten Millionen ins Träumen.

Auch wenn Houston nach den mega-erfolgreichen 80ern und 90ern in ihren letzten Jahren mehr mit Drogenproblemen als mit Musik Schlagzeilen gemacht hatte, war im Februar 2012 die Nachricht vom Tod der Künstlerin ein Schock. Sie ertrank unter Drogeneinfluss in einer Hotel-Badewanne in Beverly Hills – mit nur 48 Jahren.

- w -

Naomi Ackie spielt oscar-reif

Dieser Tod am Vorabend der Grammys wird in "I Wanna Dance with Somebody" nicht auserzählt, doch gibt es am Ende des Films Szenen im Original-Foyer des legendären "Beverly Hilton", in dem Whitney starb.

Wahrhaftig wirkt der Film jede Sekunde, auch wenn er am Ende den "All persons fictitious"-Disclaimer hat, also den Hinweis, dass alles fiktiv sei – für einen Haftungsausschluss. Klammer des Films ist Whitneys Auftritt bei den American Music Awards 1994 mit dem angeblich unmöglichen Medley von "I Loves You, Porgy", "And I Am Telling You I'm Not Going" und "I Have Nothing".

Wer sich auf die mehr als zwei Stunden einlässt, vergisst sofort, hier in der Hauptrolle nicht die tatsächliche Whitney zu sehen. Die Britin Naomi Ackie spielt oscar-reif. Bei den (durchaus gewagt-langen) Musikszenen ist die echte Houston-Stimme zu hören. Stanley Tucci verkörpert grandios den Musikproduzenten Clive Davis, der auch – inzwischen 90-jährig – den Film mitproduzierte.

Auch Houstons Bisexualität wird thematisiert


Poster zum Film: "Whitney Houston: I Wanna Dance with Somebody" startet am 22. Dezember 2022 im Kino

"Da wir sowohl mit Clive als auch mit Gary und Pat Houston, Whitneys Bruder und Schwägerin, zusammengearbeitet haben, konnten wir ihre Geschichte authentisch erzählen", sagt Filmproduzent Matt Jackson. Man wisse dadurch Details, die man sonst nicht kennen würde, wenn man den Film ohne diese Mitarbeit gemacht hätte.

Herausgekommen ist dabei trotzdem kein liebedienerisches Werk, sondern ein berührendes Biopic, das sich traut, Schwerpunkte zu setzen (und nicht bloß Ereignisse und wiedererkennbare Szenerien abhakt). Auch Tabus werden thematisiert, wie etwa die Freundschaft mit ihrer langjährigen Assistentin Robyn Crawford, die als Liebesbeziehung begann (Interview mit Crawford-Darstellerin Nafessa Williams). Ihre bisexuelle Seite schob die von christlichem Schamgefühl geprägte Whitney später selbst beiseite.

Reißerisch wird dieses Kapitel aber ebenso wenig inszeniert wie die toxische Ehe mit Bobby Brown, der im Film auch nicht unnötig drastisch zum monokausalen Bad Boy stilisiert wird.

Eine Frau, verstrickt in unlösbare Konflikte

Regisseurin Kasi Lemmons gelingt es mit Hilfe des "Bohemian Rhapsody"-Drehbuchautoren Anthony McCarten, Houstons Aufstieg und Fall zu zeigen. Von der Chorsängerin aus New Jersey, mit der ambitionierten Mutter und Sängerin Cissy, wird sie zur amerikanischen Heldin und zum globalen Superstar. Oben angekommen, geht es bergab in die Drogensucht samt Stimmverlust. Die kaputte Ehe, das komplizierte Verhältnis zur Familie, zumindest zum Vater, und die schwierigen Bedingungen für die Tochter werden nicht verschwiegen (Bobbi Kristina starb nur drei Jahre nach ihrer Mutter mit gerade mal 22 Jahren).

Bei alledem wird Whitney – angenehm anders als es zum Beispiel beim diesjährigen Film "Blond" über Marilyn Monroe geschah – nicht zum willfährigen Opfer verklärt. Sie wird – ganz Tragödie – als schuldlos Schuldige interpretiert, als Frau in widersprüchlichen Rollen, verstrickt in unlösbare Konflikte. Angelehnt an einen Hit von ihr könnte man formulieren: She is "every woman".

An den Kinokassen und bei Preisverleihungen haben in jüngerer Zeit Filme über Musikgrößen gut abgeräumt, darunter "Bohemian Rhapsody" über Freddie Mercury, "Rocketman" über die wilde Phase von Elton John, "Elvis" über Rock-'n'-Roll-King Presley oder "Respect" über Aretha Franklin. "I Wanna Dance with Somebody" gehört auf jeden Fall zu den besseren Kinobiografien. Kurz gesagt: Houston, wir haben kein Problem (mit diesem Film). Absolut keins.

Direktlink | Offizieller deutscher Trailer
Datenschutz-Einstellungen | Info / Hilfe

Infos zum Film

Whitney Houston: I Wanna Dance with Somebody. Biopic. USA 2022. Regie: Kasi Lemmons. Cast: Naomi Ackie, Stanley Tucci, Tamara Tunie, Nafessa Williams, Clarke Peters. Laufzeit: 146 Minuten. Sprache: deutsche Synchronfassung. FSK 12. Verleih: Sony Pictures Germany. Kinostart: 22. Dezember 2022
-w-

Queere TV-Tipps
-w-


-w-

#1 SebiAnonym
  • 22.12.2022, 09:10h
  • "Ihre bisexuelle Seite schob die von christlichem Schamgefühl geprägte Whitney später selbst beiseite."

    Und die Welt konnte live mit ansehen, zu welchem Absturz und letztlich viel zu frühen Tod das geführt hat.

    Ein weiteres trauriges Beispiel dafür, was Religionen anrichten, weil sie eben nur funktionieren können, wenn sie Menschen Selbsthass, Hass auf andere und Schamgefühlt eintrichtern. Denn glückliche, zufriedene Menschen, die mit sich selbst im Reinen sind, brauchen keine Heilsprediger, die ihnen "Erlösung" versprechen.
  • Direktlink »

Kommentieren nicht mehr möglich
nach oben

Newsletter
  • Unsere Newsletter halten Dich täglich oder wöchentlich über die Nachrichten aus der queeren Welt auf dem Laufenden.
    Email: