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Tel Aviv
LGBTI-Proteste gegen Netanjahus neue Regierung in Israel
Hunderte von Demonstrant*innen blockierten am Donnerstagabend eine Schnellstraße in Tel Aviv, um gegen die neue Koalition aus rechten, rechtsextremen und ultrareligiösen Parteien zu demonstrieren.

Protest mit Regenbogen- und Israel-Fahnen auch vor dem Regierungssitz (Bild: IMAGO / ZUMA Wire)
- 30. Dezember 2022, 12:08h 3 Min.
Nach der Vereidigung der neuen rechts-religiösen Regierung in Israel ist es bereits zu ersten Protesten gekommen. Am Donnerstagabend blockierten Hunderte von Demonstrant*innen in Tel Aviv eine Schnellstraße. Sie pochten auf die Rechte der LGBTI-Community. Sie fürchten nach queerfeindlichen Äußerungen von Koalitionsmitgliedern massive Einschränkungen.
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(@kann_news) December 29, 2022
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Hila Peer, Vorsitzende des LGBTI-Verbands The Aguda, sagte nach Angaben der "Times of Israel" bei dem Protest: "Düsternis hat sich auf Israel herabgesenkt." Der Verband betonte, man sei nicht bereit, zu "Bürgern zweiter Klasse" zu werden.
Israel neue Koalition vereinbarte u.a. die Legalisierung von Diskriminierung. So sollen private Dienstleister*innen künftig queere oder nicht-jüdische Kund*innen ausschließen können, wenn ihr "religiöses Empfinden" das verlangt (queer.de berichtete). Zudem übernahmen mehrere queerfeindliche Politiker*innen einflussreiche Ministerposten (queer.de berichtete).
Offen schwuler Parlamentspräsident
Ministerpräsident Benjamin Netanjahu von der rechtskonservativen Likud-Partei behauptete dagegen, die LGBTI-Community habe nichts zu befürchten. Amir Ochana von seiner Likud-Partei wurde am Donnerstag als erster offen schwuler Politiker zum Parlamentspräsidenten gewählt.

Amir Ochana wird nach seiner Wahl der Hammer des Parlamentspräsidenten überreicht (Bild: IMAGO / UPI Photo)
In einer emotionalen Ansprache, bei der er sich an seine Eltern und seinen Lebenspartner sowie die gemeinsamen Kinder wandte, bekräftigte Ochana, auch alternativen Familien werde kein Schaden zugefügt werden. Israelische Medien berichteten jedoch, zwei strengreligiöse Abgeordnete hätten während der Ansprache demonstrativ die Köpfe gesenkt.
Die israelische Botschafterin in Paris, Jael German, legte am Donnerstag aus Protest gegen die neue Regierung ihr Amt nieder. Sie könne die radikalen Reformabsichten der Koalition Netanjahus nicht unterstützen, schrieb sie in einem Brief an den Regierungschef. Sie warnte vor einer "Gefahr für den demokratischen Charakter Israels und seiner Werte".
Keine offene Kritik von der Bundesregierung
Die neue Regierung war am Donnerstag im Parlament vereidigt worden. Es ist die am weitesten rechts stehende Regierung, die Israel je hatte. Erstmals sind auch rechtsextreme Politiker gemeinsam mit tiefreligiösen Kräfte in der Koalition vertreten.
Offene Kritik an Netanjahu gab es am Donnerstag weder aus Washington noch aus Berlin oder Brüssel. Bundeskanzler Olaf Scholz verzichtete in seiner Gratulationsbotschaft an Netanjahu auf kritische Worte und hob stattdessen die besondere und enge Freundschaft zu Israel hervor. "Für die anstehenden Aufgaben wünsche ich Ihnen gutes Gelingen, eine glückliche Hand und viel Erfolg", erklärte der SPD-Politiker. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen beglückwünschte Netanjahu per Twitter zum Amtsantritt und zeigte sich hoffnungsvoll, die Partnerschaft der EU mit Israel auszubauen und sowohl bei der Befriedung des Nahen Ostens als auch bei der Bewältigung der Folgen des Ukraine-Kriegs zusammenzuarbeiten. (cw/dpa)














