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Nach queerfeindlicher Weihnachtspredigt
Kloster wirft homophobem Mitbruder Diskriminierung vor
Selbst innerkirchlich gerät Pater Joachim Wernersbach wegen seiner hasserfüllten Weihnachtspredigt in die Kritik: Jetzt erhielt er sogar Redeverbot in seinem eigenen Kloster.

Die Benediktinerabtei St. Mauritius tadelt den queerfeindlichen Mitbruder Joachim Wernersbach (Bild: Chrisu2019 / wikipedia)
- 4. Januar 2023, 09:46h 2 Min.
Die queerfeindliche Weihnachtspredigt des Paters Joachim Wernersbach im sächsischen Wittichenau führt weiter zu Empörung selbst innerhalb der katholischen Kirche. Am Dienstag distanzierte sich Wernersbachs eigenes Kloster, die Benediktinerabtei St. Mauritius im saarländischen Tholey, von dem 62-jährigen Mitbruder. Wernersbach war 2010 in die Abtei eingetreten. Abt Mauritius Choriol ordnete an, dass Wernersbach ab sofort jede Art pastoraler Tätigkeit im Umfeld der Abtei untersagt sei.
"Gestern erhielten wir Nachricht von den veröffentlichten Inhalten der Predigt unsers Mitbruders P. Joachim Wernersbach OSB am Heiligabend in der Pfarrkirche zu Wittichenau. Wir verwehren uns ausdrücklich gegen das von ihm darin gezeichnete Menschenbild und die dort getroffenen schöpfungsgeschichtlichen Aussagen. Wir bedauern dadurch hervorgerufene Wut, Leid aber auch Bestürzung", teilte die Abtei am Dienstag laut dem Nachrichtenportal katholisch.de mit.

Pater Joachim Wernersbach bei seiner Weihnachtspredigt (Bild: Youtube/Screenshot / Katholische Kirche Wittichenau)
Wernersbach hatte an Heiligabend in einer von der Kirchengemeinde live im Internet übertragenen Predigt mit Blick auf queere Menschen von "schädlichen modernen Strömungen" gesprochen, gegen die Jesus vorgehe. Über Begriffe wie LGBTIQ sagte er: "Sie sind nicht im Einklang, nicht in Harmonie mit der unvorstellbar schönen göttlichen Ordnung" (queer.de berichtete). Die diskriminierende Predigt ist weiterhin in voller Länge auf Youtube zu sehen.
Abtei: Jesus' Botschaft gilt auch für queere Menschen
Die Benediktinerabtei stellte klar, dass die Botschaft Gottes für alle – auch für queere Menschen – gelte: "Die von unserem Mitbruder getroffenen Wertungen und fehlendes pastorales Einfühlungsvermögen widersprechen nicht nur der gesellschaftlichen Realität, sondern diskriminieren in vielfacher Hinsicht große Teile der Gesellschaft, etwa im Bild der Frauen, im Verständnis von Familie und auch gegenüber den queeren Mitmenschen sowie der LGBT-Gemeinde."
Wernersbach will sich derzeit – ebenso wenig wie der Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt – zu der Sache äußern. Ipolt erklärte auf Anfrage des Mitteldeutschen Rundfunks, dass die Kritik an der Predigt "zunächst vor Ort besprochen und geklärt werden" sollte. Noch in dieser Woche solle ein "klärendes Gespräch" stattfinden.
In seiner Predigt hatte sich Wernersbach auch abwertend über den Synodalen Weg geäußert, mit dem sich die Kirche gegenüber bisher als minderwertig angesehenen Minderheiten wie Homosexuellen öffnen will (queer.de berichtete). Das deutsche Gesprächsformat wird allerdings auch vom Vatikan kritisch gesehen. So hält Papst Franziskus offenbar mit allen Mitteln am erst im März 2021 erneuerten Segnungsverbot von gleichgeschlechtlichen Paaren fest (queer.de berichtete). (dk)















Das ist nicht eine (notwendige) Auseinandersetzung über Haltungen, Ideologien oder Lebensweisen, sondern da werden ganze Menschengruppen pauschal als disharmonisch abqualifiziert und ihnen obendrein die Fähigkeit abgesprochen, Familienmenschen zu sein. (Als ob man, um eine traditionelle Familie zu schätzen und anzuerkennen, zwangsläufig selber eine gründen müsse). Es geht also darum, durch Dämonisierung eine inhaltliche Auseinandersetzung mit ganzen Bevölkerungsgruppen schon im Kern abzublocken. Zu Recht hebt die Abtei hervor, dass das Problem hier nicht Formulierungen sind, sondern das Menschenbild an sich.
Ich hoffe, dass sich die Görlitzer Kirchenleitung zu einer ähnlich klaren Stellungnahme durchringt.