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Interview
Wie war es unter heißen Strippern, Murray Bartlett?
Jetzt auf Disney+: In der neuen US-Miniserie "Welcome to Chippendales" spielt der schwule "Looking"-Star Murray Bartlett den bisexuellen Strip-Show-Choreografen Nick de Noia.

Szene aus "Welcome to Chippendales" (Bild: Huliu)
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11. Januar 2023, 09:53h - 4 Min.
Lange Jahre kam Murray Bartlett, der 1971 in Sydney geboren wurde und seine Karriere im australischen Fernsehen begann (unter anderem in der Seifenoper "Neighbors"), in Hollywood nicht über den Status eines leidlich gut beschäftigten, aber unbekannten Nebendarstellers hinaus. Als Dom in "Looking" begeisterte der seit langen Jahren auch öffentlich geoutete Schauspieler seine queeren Fans, auch in der Neuauflage der "Stadtgeschichten" war er mit von der Partie. Doch erst mit seinem furiosen Auftritt in der ersten Staffel von "The White Lotus" gelang ihm endgültig der späte Durchbruch, Emmy-Gewinn inklusive.

Murray Bartlett in "Welcome to Chippendales" (Bild: Hulu)
Nun ist er direkt in seiner nächsten großen Serien-Rolle zu sehen und spielt in "Welcome to Chippendales" (ab 11. Januar 2023 bei Disney+) den bisexuellen Strip-Show-Choreografen Nick de Noia, der 1987 ermordet wurde. Darüber hinaus ist er ab 16. Januar auch in der Computerspiel-Adaption "The Last of Us" (bei Sky) sowie demnächst in "Extrapolations" (bei AppleTV+) zu sehen. So gut ist Bartlett im Geschäft, dass er für uns bloß ein paar Minuten Zeit hatte, um einige knappe Fragen zu beantworten.
Murray, welchen Bezug hatten Sie vor der Serie "Welcome to Chippendales" zu der titelgebenden Stripper-Truppe?
Für mich waren sie eigentlich die längste Zeit immer eine leicht campy Männerrevue, die ein Männlichkeitsbild verkaufte, das mir eher wie eine spaßige Phantasie als irgendwie realitätsnah erschien. Als sie irgendwann in meiner Jugend auch durch Australien tourten, hingen überall die Plakate, und klar, das fand ich schon irgendwie spannend. Auch wenn diese Männer für mich damals alle aussahen wie Fabio! Alles an ihnen war irgendwie ein bisschen mehr, fast ein wenig überlebensgroß. Die Haare waren ein wenig länger als bei den meisten Männern, die Muskeln waren auch mehr – und obendrein dann auch noch eingeölt.

Poster zur Miniserie: "Welcome to Chippendale" läuft ab 11. Januar 2023 auf Disney+
Aber mit der wahren Geschichte hinter den Kulissen, die die Serie nun erzählt, waren sich sicherlich nicht vertraut, oder?
Nein, davon hatte ich keine Ahnung. Wie vermutlich die wenigsten. Das macht die Serie ja nun so spannend. Ich hatte quasi schon zugesagt, als ich nur "Chippendales" hörte, weil ich dachte, dass das sicher Spaß machen würde. Erst danach realisierte ich, welche abgründiger, realer Kriminalfall hier eigentlich erzählt wird.
Zuvor hatte Ihre Rolle in "The White Lotus" Ihre Karriere auf ein ganz neues Niveau katapultiert. Wie leicht fiel es Ihnen, zu entscheiden welche der sich neu bietenden Möglichkeiten die richtige für Sie ist?
Es war einfach so ungewohnt, plötzlich die Wahl zu haben. Das hatte ich so in meiner ganzen Karriere noch nicht erlebt. Die meiste Zeit war es für mich so, wie es letztlich den meisten Schauspielern geht: Man freut sich, wenn es überhaupt einen nächsten Job gibt, und nimmt, was man kriegen kann. Man liebt nicht jede dieser Rollen, aber macht eben das Beste draus, solange man irgendetwas Lohnenswertes daran findet. Dass ich mich nun im letzten Jahr plötzlich fragen konnte, was ich eigentlich machen will, war ein Luxus für mich, den ich so nicht kannte. Ich genieße diese Zeit in meinem Leben gerade sehr. Und schwer gefallen sind mir die Entscheidungen bei den letzten paar Rollen nicht. Dazu stachen so außergewöhnliche Projekte wie "Welcome to Chippendales" oder "The Last of Us" in ihrer Qualität zu sehr aus der Masse heraus!
Tolle Rollen haben Sie aber natürlich auch schon früher immer wieder gespielt. Gibt es eine, die Ihnen im Rückblick besonders viel bedeutet?
Ich kann mich wirklich nicht beschweren. Es gab lange Phasen, in denen ich kaum etwas zu tun hatte. Aber eben auch viele Projekte, die ich sehr geliebt habe. Die eine Folge "Sex and the City", die ich vor vielen Jahren drehen durfte, war ein sehr besonderer Moment für mich. Ich war damals gerade nach New York gezogen, liebte die Serie und fand es enorm surreal, plötzlich mittendrin zu sein. Bis dahin hatte ich mich monatelang mit Jobs als Barkeeper durchgeschlagen, und nach "Sex and the City" fühlte ich mich als Schauspieler in Amerika angekommen. Später war dann aber auch "Looking" ein echter Ausnahmejob und eine der ersten Rollen, die mich über einen längeren Zeitraum wirklich glücklich machte. Wir lebten damals alle zusammen in San Francisco, arbeiteten an etwas, das uns tatsächlich etwas bedeutete, und sind bis heute Freunde geblieben. Viel besser kann man es als Schauspieler eigentlich nicht haben.
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