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"Leider nimmt das Chaos kein Ende"
Affenpocken-Impfungen in Berlin gestoppt
Weil die Verwaltung die Verlängerung eines Vertrages offenbar verschlafen hatte, sind in der Bundeshauptstadt derzeit Impfungen gegen Mpox ausgesetzt. Dabei war Berlin der nationale Infektionshotspot.
- 11. Januar 2023, 10:53h 3 Min.
Zu Update springen: Affenpocken-Impfungen wieder möglich
In Berlin sind derzeit keine Impfungen gegen Mpox, früher auch Affenpocken genannt, mehr möglich. Wie der RBB am Mittwoch berichtete, habe die Senatsverwaltung für Gesundheit zwei Verträge, auf denen die Mpox-Impfkampagne in der Bundeshauptstadt fuße, zum Jahreswechsel auslaufen lassen.
Am 2. Januar habe dann die Kassenärztliche Vereinigung in einem Brief an die betroffenen Praxen geschrieben: "Die im Dezember 2022 sehr weit fortgeschrittenen Verhandlungen über eine Verlängerung der Kooperation zu den bisherigen Konditionen konnten leider noch nicht erfolgreich abgeschlossen werden." Daher sollten Praxen alle Impftermine vorerst absagen. Dabei haben Praxen noch teilweise hunderte Impfdosen vorrätig, die verimpft werden sollten.
Die Pressestelle von Gesundheitssenatorin Ulrike Gote (Grüne) erklärte: "Leider kam es bei den beabsichtigten Verlängerungen der Verträge über den 31.12.2022 hinaus verwaltungsintern zu Verzögerungen."
Praxen sauer
Praxen, die Termine absagen mussten, machten ihrem Frust auf ihren Internetseiten Luft: "Leider nimmt das Chaos rund um die Impfung gegen die 'Affenpocken' (MPXV) kein Ende", schrieb etwa die Novopraxis in der Mohrenstraße.
Zwar werden aktuell keine neuen Mpox-Infektionen aus Berlin gemeldet. Allerdings warnen Expert*innen davor, dass ein erneuter Ausbruch möglich sei – insbesondere, wenn Menschen nun bei Impfungen nachlässig werden würden. Zuletzt warnte die Weltgesundheitsorganisation vor möglicherweise ansteckenderen Virus-Varianten (queer.de berichtete). Erst im November hatte die Ständige Impfkommission (Stiko) an Schwule appelliert, sich impfen zu lassen (queer.de berichtete).
Grüne Gesundheitssenatorin unter Druck
An Gesundheitssenatorin Gote gibt es nun scharfe Kritik, die wegen des Wahlkampfes allerdings auch parteipolitisch geprägt sein könnte. SPDqueer-Landeschef Alfonso Pantisano, der auch Bundesvorstandsmitglied des Lesben- und Schwulenverbandes (LSVD) ist, erklärte erbost etwa auf Twitter: "Das, was die grüne Gesundheitssenatorin Gote in Berlin macht, ist so verantwortungslos – und gegenüber unserer queeren Community sowas von verachtend!" Der Senatorin seien "die Berlinerinnen und Berliner sowas von egal", so der Aktivist weiter.
/ PantisanoDas, was die grüne Gesundheitssenatorin Gote in Berlin macht, ist so verantwortungslos – und gegenüber unserer queeren Community sowas von verachtend! #Affenpocken #MPX https://t.co/o3GXMbdDSL pic.twitter.com/8R61xvXbhu
Alfonso Pantisano (@Pantisano) January 11, 2023
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In Berlin wird am 12. Februar ein neues Abgeordnetenhaus gewählt. Nach Umfragen liefern sich die SPD der Regierenden Bürgermeisterin Franziska Giffey mit CDU und Grünen ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den ersten Platz. Derzeit wird die Hauptstadt rot-grün-rot regiert. (dk)
Update 21.50 Uhr: Affenpocken-Impfungen wieder möglich
Die Berliner Senatsverwaltung für Gesundheit gab am Nachmittag via Twitter bekannt, dass Praxen ab sofort wieder Impfungen vornehmen könnten. Ein entsprechender Kooperationsvertrag mit der Kassenärztlichen Vereinigung sei inzwischen unterzeichnet worden, "sodass die Finanzierung der Impfungen wieder sichergestellt ist". Die durch die nicht rechtzeitige Verlängerung des Vertrags "entstandenen Unannehmlichkeiten für die Praxen und Impfwilligen" bitte man zu entschuldigen.















