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Holocaustgedenkstunde
Schümann "zittert" vor Rede im Bundestag
In einer Woche wird Film- und TV-Star Jannik Schümann anlässlich des Holocaustgedenktags eine Rede im Zentrum der deutschen Demokratie halten.

Jannik Schümann als Kaiser Franz-Joseph I. in "Sisi" (Bild: RTL / Story House Pictures / Lukas Šalna)
- 20. Januar 2023, 10:26h 3 Min.
Der offen schwule Schauspieler Jannik Schümann hat im "Tagesspiegel" (Bezahlartikel) erklärt, dass er großen Respekt vor seiner Aufgabe im Bundestag in der nächsten Woche habe. Der 30-jährige Star der RTL+-Serie "Sisi" wird kommenden Freitagvormittag neben Maren Kroymann in der Holocaustgedenkstunde an die homosexuellen Opfer der NS-Diktatur erinnern (queer.de berichtete).
"Es ist etwas sehr Besonderes, dass mir anvertraut wird, einem schwulen Mann eine Stimme zu geben, der aufgrund seiner sexuellen Orientierung inhaftiert wurde, aufgrund der Liebe, die er spürte. Dass ich das im Bundestag, dem wichtigsten politischen Ort in Deutschland, übernehmen darf – ich fange jedes Mal an zu zittern, wenn ich daran denke", sagte Schümann. Es sei für ihn "sehr emotional", dass anlässlich der jährlichen Gedenkstunde endlich auch an die Opfer der queeren Community erinnert werde. "Man fragt sich, warum es so lange gedauert hat", so Schümann weiter.
LGBTI-Aktivist*innen hatten sich viele Jahre dafür eingesetzt, dass der Bundestag in seiner Gedenkstunde speziell an die Opfer des Nazi-Regimes erinnert (queer.de berichtete). Bereits in den letzten Jahren wurde schwerpunktmäßig bestimmter Gruppen gedacht, 2017 etwa an Behinderte, die im Rahmen des "Euthanasieprogramms" der Nazis ermordet worden waren. Obwohl es im Präsidium in der letzten Legislaturperiode eine Mehrheit für die queere Initiative gab, lehnte der damalige Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) diese wiederholt ab (queer.de berichtete). Schäuble musste jedoch nach der Wahlniederlage der Union Ende 2021 seinen Stuhl räumen. Seine Nachfolgerin Bärbel Bas (SPD) zeigte sich daraufhin für die Intiative offen (queer.de berichtete).
Schümann erinnert an Karl Gorath
Schümann wird einen Text über den 1912 geborenen Karl Gorath lesen, der erstmals 1934 im Alter von 22 Jahren nach Paragraf 175 verurteilt wurde. Nach erneuter Anzeige 1938 erfolgte eine Verurteilung zu drei Jahren Zuchthaus. Nach der Verbüßung der Strafe wurde er 1943 ins Konzentrationslager Neuengamme bei Hamburg in "polizeiliche Vorbeugungshaft" genommen und von dort im Juni 1943 in das KZ Auschwitz deportiert. Nach seiner Befreiung im KZ Mauthausen wurde er 1946 in Bremen von demselben Richter verurteilt, der ihn bereits 1938 bestraft hatte. Als Vorbestrafter fand er nur schwer Arbeit und geriet in Armut. Er verstarb 2003 in Bremerhaven.
Als schwul geoutet hatte sich Schümann Ende Dezember 2020 (queer.de berichtete). Dabei stellte er auch seinen Freund vor.
Instagram / jannik.schuemann | Jannik Schümann mit seinem Freund
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In dem "Tagesspiegel"-Interview erklärte Schümann auch, er vermisse im heimischen Fernsehen Produktionen mit queeren Figuren im Zentrum der Handlung. "In Deutschland gibt es meiner Meinung nach kein hochwertiges queeres Format, das einfach queer ist. Und zwar nicht in der Nebenrolle, sondern wo eine queere Geschichte wahrhaftig erzählt wird."
Weiter sagte der 30-Jährige: "Darauf warte ich – aber solange bin ich auch froh, andere Rollen zu spielen. Veränderungen etwa bei Rollenangeboten habe er nach seinem Coming-out nicht feststellen können. "Seitdem bin ich praktisch untergetaucht, weil ich in Serien beschäftigt bin und gar nicht frei für neue Produktionen." (dk)















(Noch) nicht in der Machtposition, aber sie sitzen wieder drin. Und allein DAS ist schon unerträglich.