Benedikt XVI. war von 2005 bis 2013 Oberhaupt der katholischen Weltkirche (Bild: [1] / wikipedia)
Der an Silvester verstorbene Ex-Papst Benedikt XVI. hat in einem posthum auf Italienisch veröffentlichten Buch vor der angeblichen Existenz von "homosexuellen Clubs" in Priesterseminaren gewarnt. "In verschiedenen Seminaren haben sich homosexuelle Clubs gebildet, die mehr oder weniger offen agierten und die Atmosphäre in den Seminaren deutlich veränderten", so Benedikt alias Joseph Ratzinger in "Was ist Christenheit? Ein fast geistliches Testament". Demnach würden diese Zirkel "mehr oder weniger offen" agieren, insbesondere in Seminaren in den USA. Laut dem Ex-Papst habe zudem ein amerikanischer Bischof, "der zuvor Rektor war, erlaubt, Seminaristen pornografische Filme zu zeigen, vermutlich in der Absicht, ihnen damit zu ermöglichen, sich gegen glaubenswidriges Verhalten zu wehren".
Weiter beklagte der frühere Papst: "Bei gemeinsamen Mahlzeiten waren die Seminaristen mit verheirateten Pastoralvertretern zusammen, teilweise begleitet von ihren Frauen und Kindern und teilweise von ihren Freundinnen. Das Klima im Seminar konnte der priesterlichen Ausbildung nicht helfen."
Der Vorwurf der "homosexuellen Clubs" erinnert an einen Artikel im Magazin "Katholisches" aus dem Jahr 2021, in dem sich der polnische Priester und Publizist Dariusz Oko über angebliche "homosexuelle Cliquen" erregte und homosexuelle Priester als "Krebsgeschwür" und als "Homomafia" verunglimpfte (queer.de berichtete). Der Autor musste wegen des Artikels letztes Jahr eine Geldstrafe zahlen (queer.de berichtete).
Abrechnung mit Kritik aus Deutschland
Benedikt zeigte sich in seinem Buch auch enttäuscht darüber, dass ihm gerade in seinem Heimatland viel Gegenwind entgegenblies. Daher wies er an, seine nach seinem Rücktritt im Kloster Mater Ecclesiae verfassten Texte erst nach seinem Tod zu veröffentlichen: "Die Wut der Kreise gegen mich in Deutschland ist so groß, dass das Erscheinen jedes meiner Worte sofort ein mörderisches Geschrei ihrerseits auslöst. Das will ich mir und der Christenheit ersparen." Außerdem beklagte er: "Studenten, die beim Lesen meiner Bücher erwischt wurden, wurden für das Priesterturm als ungeeignet angesehen. Meine Bücher wurden als schädliche Literatur verschleiert und sozusagen nur im Geheimen gelesen."
Benedikts Buch wurde vom italienischen Theologen Elio Guerriero und dem früheren Privatsekretär Benedikts, Kurienerzbischof Georg Gänswein, herausgegeben. Gänswein hatte 2021 das angbeliche Anbiedern von Teilen der Kirche ans "Regenbogenfarben-Metier" kritisiert (queer.de berichtete). (dk)