Bei der ersten Befragung der sexuellen Orientierung in einer Volkszählung identifizierten sich 3,2 Prozent der Bevölkerung in den britischen Landesteilen England und Wales als schwul, lesbisch, bisexuell oder mit einer anderen queeren sexuellen Orientierung. Insgesamt entspricht das 1,5 Millionen Menschen. Das gab das Office for National Statistics (ONS) am Mittwoch bekannt. Beim alle zehn Jahre stattfindenden Zensus konnten die Befragten erstmals ihre sexuelle Orientierung nennen – die Angabe war freiwillig.
Damit ist der Anteil weit höher als bei vorherigen Stichproben des ONS. 2010 bezifferte das Statistikamt den Anteil der LGB-Bevölkerung noch mit 1,5 Prozent, 2016 waren es 1,7 Prozent.
Jüngere viel queerer als ältere Generation
Wie in vorherigen Befragungen gibt es bei der Volkszählung eine große Diskrepanz in den verschiedenen Altersgruppen. Bei den 16- bis 24-Jährigen sehen sich nach den neuen Zahlen etwa 6,9 Prozent als nicht heterosexuell an. Bei den über 75-Jährigen sind es hingegen nur 0,4 Prozent. In der jüngeren Altersgruppe der 16- bis 24-Jährigen überwiegt die Zahl der Bisexuellen, während in den älteren Altersgruppen die Zahl von Homosexuellen höher ist.

In der jüngeren Altersgruppe gibt es dazu neuere Bezeichnungen für andere sexuelle Orientierungen, die in unter Älteren kaum benannt werden. So identifizieren sich unter den 16- bis 24-Jährigen 0,49 Prozent als pansexuell, 0,18 Prozent als asexuell und 0,10 Prozent als queer.
Frauen sehen sich etwas mehr als der LGB-Bevölkerung zugehörig als Männer (3,3 Prozent gegenüber 3,0 Prozent). Frauen bezeichnen sich auch eher als bi- denn als homosexuell (1,8 gegenüber 1,2 Prozent). Bei Männern ist es hingegen umgekehrt (2,0 gegenüber 0,8 Prozent).

Zudem gibt es eine besondere queere Häufung in Städten mit einer oder mehr Universitäten. Den höchsten LGB-Anteil unter 16- bis 24-Jährigen haben der walisische Verwaltungsbezirk Ceredigion um das Seebad Aberystwyth (15,8 Prozent), der englische Stadtkreis Brighton and Hove (15,6 Prozent) sowie Norwich (14,8 Prozent). Bei den über 75-Jährigen liegt London vorne (2,4 Prozent). (dk)
Dass sich die älteren Briten nicht getraut haben bedeutet nicht, dass es sie nicht gibt.