Landesjustizminister Keith Brown beugt sich dem Druck der Trans-Gegner*innen (Bild: The Scottish Government)
Nach Kritik an der Unterbringung von trans Frauen in Frauengefängnissen in Schottland überprüft die Regionalregierung das bisherige Vorgehen. "Wir dürfen nicht zulassen, dass das Gefühl aufkommt, dass trans Frauen an sich eine Gefahr für Frauen sind", sagte der schottische Justizminister Keith Brown am Sonntagabend der BBC zufolge. Die Gefahr gehe von Männern aus, betonte Brown.
Zuvor hatte der Fall einer verurteilten Sexualstraftäterin, die noch vor ihrer Geschlechtsanpassung 2016 und 2019 zwei Frauen vergewaltigte hatte und nun in einem Frauengefängnis untergebracht werden sollte, für Aufregung gesorgt. Brown sagte, bis der Fall abschließend untersucht sei, werde keine wegen Gewalt gegen Frauen inhaftierte oder verurteilte trans Frau in einem Frauengefängnis untergebracht.
Nun gibt es Aufregung über eine weitere trans Straftäterin, die in diesem Jahr verlegt werden soll: Sie soll 2010 eine Krankenschwester bei der Flucht aus einem Hospital angegriffen haben und wurde 2013 zu einer weiteren Haftstrafe verurteilt, weil sie ein damals 13-jähriges Mädchen gestalkt hatte.
Streit um Selbstbestimmungsgesetz
Der Umgang mit den Rechten von trans Menschen ist in Schottland heiß umstritten: Das Parlament hatte vor wenigen Wochen ein Selbstbestimmungsgesetz beschlossen, das als Reform des "Gender Recognition Acts" die Hürden für die Änderung des Geschlechtseintrags deutlich senken soll (queer.de berichtete). Dagegen gibt es jedoch harschen Widerstand, die wohl prominenteste Kritikerin ist "Harry Potter"-Autorin Joanne K. Rowling, die trans Menschen in Tweets indirekt mit Sexualstraftätern gleichsetzt (queer.de berichtete). Die britische Regierung legte bereits ihr Veto gegen das Gesetz ein – zum ersten Mal, seitdem die nach Unabhängigkeit strebende Provinz 1999 ein eigenes Parlament erhielt, um ihre Geschicke teilweise selbst zu bestimmen (queer.de berichtete).
J.K. Rowling äußert sich immer wieder transfeindlich und stellt sich anschließend als Opfer von Kritik dar: In einem neuen Tweet behauptet sie, dass transfeindliche Feministinnnen (Terfs) heutzutage genauso unterdrückt werden wie Befürworterinnen des Frauenwahlrechts vor 100 Jahren
Die insbesondere aus Konservativen und transfeindlichen Feministinnen bestehenden Gesetzesgegner*innen behaupteten in der monatelangen Debatte um das Gesetz, dass "Männer" die vereinfachten Regelungen ausnützen könnten, um aus sexuellen Motiven in Bereiche einzudringen, die Frauen vorbehalten sind. Oft wurde dabei pauschal trans Frauen abgesprochen, Frauen zu sein, und das Gesetzesvorhaben komplett abgelehnt.
Unterstützer*innen sehen in dem Gesetz hingegen eine längst überfällige Reform, die trans Menschen das Leben erleichtern und ihnen ermöglichen solle, selbstbestimmt zu leben. Die Fokussierung auf trans Straftäterinnen werde von Gegner*innen der Reform als Ausrede genutzt, um trans Menschen pauschal als Kriminelle darzustellen.
Das schottische Gefängniswesen entscheidet derzeit von Fall zu Fall, wie es mit trans Insass*innen umgeht. So waren zwischen Juli und September 2022 sechs trans Frauen in Männergefängnissen und fünf in Frauengefängnissen untergebracht.
In Hamburg sorgte letztes Jahr der Suizid einer trans Frau in einem Männergefängnis für Schlagzeilen (queer.de berichtete). Der Senat beschloss daraufhin eine Reform des Vollzugs (queer.de berichtete). (dpa/cw)
Ich versuche bloß, das Mindset zu verstehen.