Laut der "Demo für alle" dürfen Kinder nur Cis- und Heterosexuelle sehen, ansonsten handle es sich um "LSBT-Gehirnwäsche" (Bild: Youtube / Screenshot/DemoFürAlle)
Die queerfeindliche "Demo für alle" hat am Donnerstag auf ihrer Website stolz mitgeteilt, dass man symbolisch die in Berlin geplante queer-inklusive Kindertagesstätte der Schwulenberatung "in einem symbolischen Akt geschlossen" habe. Bilder zeigen, dass es sich hierbei um eine Aktion von drei Frauen und einem Mann handelte, die zwei verschiedene Transparente in die Höhe hielten. Die Transparente trugen die Aufschriften: "Schützt unsere Kinder vor der LSBT-Gehirnwäsche" und "Kitas wegen Pädo-Nähe geschlossen. Betreten der LSBT-Kitas verboten." An der Baustelle hatte im Herbst bereits die AfD gegen die Kita demonstriert (queer.de berichtete).
In einem vor dem Roten Rathaus aufgenommenen Video erklärte "Demo für alle"-Aktivistin Hedwig von Beverfoerde, dass es sich bei der Kita um einen "unglaublichen Skandal" handle. "Der Berliner Senat hat dafür Sorge zu tragen, dass Kinder in Kindertagesstätten geschützt werden vor Sexualisierung und vor Übergriffigkeit", so Beverfoerde. Sie rief die Öffentlichkeit auf, das Thema im Berliner Wahlkampf einzubringen – in der Bundeshauptstadt findet am 12. Februar eine Wiederholungswahl statt (queer.de berichtete).
Bereits im Oktober hatte die "Demo für alle" im christlich-fundamentalistischen Portal "Citizen Go" eine Petition gestartet, in der gegen die Berliner Einrichtung Stimmung gemacht wird. "Pädos auf dem Vormarsch? Stoppt Berliner LSBT-Kitas!", lautet die Überschrift. Die Petition ist angeblich bereits von mehr als 28.000 Menschen unterzeichnet worden.
Die rechten Aktivist*innen versuchen stets, Homosexualität und sexuellen Missbrauch von Kindern in Zusammenhang zu bringen
Kita will queere Menschen als "selbstverständlichen Teil der Gesellschaft" zeigen
Die geplante Kita soll Teil des "Lebensorts Vielfalt" am Südkreuz sein, der im März eröffnet werden soll. Insgesamt soll sie 90 Kindern Platz bieten. Die Macher*innen wollen damit Kindern ein "unbeschwertes und angenehmes Umfeld" bieten, heißt es auf der Website der Schwulenberatung. "Hier sollen sie gemeinsam spielen, essen und mit Respekt für Mensch und Natur aufwachsen. Darüber hinaus möchten wir, dass die Kinder andere Lebensweisen und -welten kennenlernen. Erzieherinnen und Erzieher, die selbst LSBTI* sind, werden hier als selbstverständlicher Teil der Kitas und somit der Gesellschaft wahrgenommen."
Rechte Blogs machen bereits seit Monaten Stimmung gegen die Kita – und kritisierten dabei vor einigen Monaten insbesondere Schwulenberatungs-Vorstandsmitglied Rüdiger Lautmann, der in mehrere Jahrzehnte alten Schriften Pädosexualität verharmlost habe. Lautmann erklärte daraufhin seinen Rücktritt, obgleich er als Vorstandsmitglied nicht direkt Einfluss auf den täglichen Betrieb der Kita gehabt hätte (queer.de berichtete). Eine Reihe von Professor*innen kritisierten später, dass die "Kampagne" gegen Lautmann das "liberale Denken und Forschen" attackiere (queer.de berichtete).
Die "Demo für alle" ging aus dem Kampf um den Bildungsplan in Baden-Württemberg und gegen die Gleichbehandlung von Schwulen und Lesben im Ehe-Recht hervor. Die Organisation macht auch nach der Ehe-Öffnung weiter Stimmung gegen jegliche LGBTI-Themen. Sie unterhält dabei Verbindungen zu Union und AfD sowie den Kirchen (queer.de berichtete). Die AfD-Bundestagsfraktion versuchte zuletzt, den in der "Demo für alle" aktiven Malte Kaufmann ins Bundestagspräsidium wählen zu lassen – die demokratischen Parteien verhinderten das jedoch (queer.de berichtete). (dk)