Frank (Murray Bartlett, oben) bringt Bill (Nick Offerman) bei, was man so als Männer-Duo im Bett anstellt (Bild: HBO)
Die schwule Storyline in der neuen amerikanischen Zombieserie "The Last of Us" sei "bahnbrechend" ("Esquire") und "untergräbt das "Bury the gays"-Klischee" ("Inverse"). Die US-Presse und sozialen Medien sind voll des Lobes für eine Geschichte in der seit Montag in Deutschland erhältlichen dritten Folge der Zombie-Saga.
In den ersten beiden Folgen der weltweit viel diskutierten Horror-Serie wurde erzählt, wie die Zivilisation zusammenbrach, nachdem ein mutierter Pilz Menschen in um sich beißende Zombies verwandelt. In Folge drei ist dagegen kaum ein Zombie zu sehen – vielmehr geht die Folge fast ausschließlich auf Bill ein, einen wenig umgänglichen Prepper, der mit dem Zombieausbruch auf sich allein gestellt ist. Die Rolle wird überzeugend von Nick Offerman (52, "Parks and Recreation") gespielt, dem Ehemann von "Will & Grace"-Star Megan Mullally.
In der 75-minütigen Folge wird praktisch Bills Lebensgeschichte nach dem Zombieausbruch erzählt – und wie er den zufällig vorbeikommenden Frank kennenlernt. Die Rolle des Frank hat der Australier Murray Bartlett (51) übernommen, der als Dom in "Looking" und Armond in "The White Lotus" bereits legendäre schwule Figuren gespielt hat. Zunächst beäugt Bill Frank misstrauisch, doch dann kommen sie sich näher. Der mit einem guten Gaydar ausgestattete Frank merkt sogleich, dass Bill schwul ist. Schließlich tauschen sie Zärtlichkeiten aus – für Bill etwas völlig Neues – und verbringen rund zwei Jahrzehnte ihres Lebens in der unwirklichen Zombie-Welt miteinander. In mehreren Szenen wird gezeigt, wie sie sich etwa eines Angriffs von bewaffneten Männern erwehren oder auch mal miteinander streiten.
Am Ende ist zu sehen, wie Frank an einer nicht genannten Muskelkrankheit leidet. Daraufhin bittet der schwer gezeichnete Frank Bill um einen letzten guten Tag miteinander, bevor er sich mit Tabletten das Leben nehmen will. In einer herzzerreißenden Szene schüttet Bill genug Pillen, "um ein Pferd zu töten", in eine Weinflasche – und trinkt auch selbst davon. "Das ist nicht der tragische Selbstmord am Ende eines Theaterstücks", so Bill zu Frank. "Ich bin alt. Ich bin zufrieden. Und du warst mein Lebenszweck."
Mit dieser Handlung unterscheidet sich die Serie vom USK18-Videospiel, auf dem die TV-Adaption basiert: Im Game infiziert sich Frank mit dem Zombie-Pilz und bringt sich nach einem Streit mit Bill um. Im offiziellen Serien-Podcast erklärte Serienschöpfer Craig Mazin, warum die Handlung verändert wurde: "Es gibt eine Tradition [im Fernsehen], Homosexualität mit Tragödie gleichzusetzen. Schwule Männer konnten einfach nicht glücklich alt werden. Es war mir wichtig, dass Bill sagt, dass dem nicht so ist."
Damit bezieht sich Mazin auf das Bury the gays'-Klischee". Diese auch als "Kill the gays"-Klischee oder "Dead Lesbian Syndrome" bekannte Erzählweise war jahrzehntelang in Hollywood weit verbreitet, da queere Figuren für entbehrlicher gehalten worden waren oder lediglich in tragischen Geschichten – etwa an Aids – sterben.
"The Last of Us" läuft in den USA im Pay-TV-Kanal HBO. In Deutschland sind die Folgen einen Tag nach Erstausstrahlung auf Sky und Wow zu sehen.
Bei der TV-Serie "Walking Dead", die vor über zwölf Jahren als erste TV-Zombieserie das Untoten-Genre wiederbelebte, musste das Publikum viel länger auf queere Inhalte warten: Erst in Staffel vier wurde die lesbische Figur Tara eingeführt, in Staffel fünf kam Aaron als erster Schwuler hinzu (queer.de berichtete). (dk)