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Schlechter Sex, toller Sex, überfordernde Gefühle: Teenie sein ist schwierig. Das finnische Jugenddrama "Girls Girls Girls" bringt das Genre in die Gegenwart – selbstbewusst, queer und mit starken Frauenfiguren.
Was sind Teenies heutzutage denn nun? Übersexualisiert, weil Pornos nur wenige Klicks entfernt sind, die Werbung und Netflix ohnehin vor Sex strotzen und ihre 68er-oder-jünger-Eltern sich cool und offen geben und Dildo- statt Tupper-Abende machen? Oder zurückhaltend, vorsichtiger, auch in Sachen Sex bei all den Krisen nach Sicherheit und Verbindlichkeit suchend? Immerhin haben Jugendliche in Deutschland immer später ihr erstes Mal. Oder sind sie beides zugleich?
Wer dem finnischen Film "Girls Girls Girls" glaubt, der erfährt zumindest: Teenager sind genauso unsicher, überfordert und irrational wie die Generationen vor ihnen. Nichts ist einfach, alles ist komplizierter als nötig und der Druck, endlich guten Sex zu haben, der ist fast grenzenlos.
Emma verschlägt der toughen Mimmi die Sprache
Zumindest Rönkkö (Eleonoora Kauhanen) empfindet das so. Sie möchte endlich Sex haben und wirklich etwas dabei fühlen. Ein legitimes Anliegen, das sie mit ihrer besten Freundin Mimmi (Aamu Milonoff) teilt. Die beiden arbeiten neben der Schule in einem Smoothie-Laden, was vor allem deshalb praktisch ist, weil sie dort mit Kund*innen flirten können und die lächerlichen Namen ("It takes Two to Mango" und so weiter) immer zum Schmunzeln einladen.
Zur Kundschaft gehört auch die Eiskunstläuferin Emma (Linnea Leino), die der sonst so toughen Mimmi glatt die Sprache verschlägt. Doch nur kurze Zeit später teilen sie sich ein Bett, die wie ein Leitmotiv den Film durchziehende Frage, ob Emma Mimmi lecken dürfe, fehlt auch nicht. "Girls Girls Girls" wäre kein Teenie-Drama, wenn es so unkompliziert bleiben würde. Es dauert nicht lange, bis Emma ihren großen Traum einer Eiskunstlaufkarriere überdenkt.
Eingefangen ist das im aus der Mode gekommenen, aber passenden 4:3-Format. Das bringt die Figuren näher zusammen, während es sie von außen limitiert. Obwohl der Film dieses Außen kaum beleuchtet, ist klar, wie Eltern, Schule, Gesellschaft die Heranwachsenden beschränken.
Kein Orgasmus, aber auch keinen schlechten Sex
Das Genre bringt die finnische Regisseurin Alli Haapasalo in die Gegenwart. Ihre weiblichen Figuren sind selbstbewusst, sie wissen (zumindest manchmal), was sie wollen, und fordern es ein. Wenn Rönkkö einem Typen sagt, wie er sie lecken soll (Leitmotiv!), und ihn dadurch verschreckt, hatte sie zwar keinen Orgasmus, aber immerhin auch keinen schlechten Oralsex.
Gleichzeitig bedient die Regisseurin sich großzügig am Genre-Inventar, und es macht ihr offenbar großen Spaß. Eine Teenie-Party in einem großen Haus, wie man sie sonst nur aus US-College-Filmen kennt, und bei der Rönkkö oben beschriebene Szene erlebt, gehört genauso dazu wie Unbeholfenheiten und Überforderungen mit sich, der Umgebung und allem.
Die wohl augenfälligste Parallele zu anderen Teenie-Filmen jedoch ist, wie harmlos "Girls Girls Girls" daherkommt. In der Mittelschicht angesiedelt, verfügen die Konflikte, Gedanken und Auseinandersetzungen über wenig Fallhöhe. Oft komisch, aber nicht komisch genug als reines Easy Watching, durchaus unterhaltsam und mitfühlend, aber eben erstaunlich harmlos.
Links zum Thema:
» Alle Kinotermine auf der Homepage von Salzgeber
» Homepage der Queerfilmnacht
Mehr queere Kultur:
» auf sissymag.de
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