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Kinostart

Schwule Eltern sollen sich opfern, um die Welt zu retten

Der Urlaub von Eric, Andrew und ihrer Adoptivtochter Wen wird plötzlich gestört: Vier Fremde fordern sie auf, ein Opfer zu bringen. Wer brutale Thriller mag, kommt in "Knock at the Cabin" voll auf seine Kosten.


Der Urlaub von Eric, Andrew und Wen läuft anders als erwartet (Bild: Universal Pictures Germany)

Es hätte so schön werden können: Eine einsame Holzhütte in einem grünen Wald, ein erfrischender See nebenan, nur Eric, Andrew und ihre Adoptivtochter Wen. Doch der Thriller "Knock at the Cabin" gönnt der Regenbogenfamilie kaum Urlaubszeit. Wen kann ein paar Grashüpfer fangen, doch dann taucht auch schon ein großer, tätowierter, unheimlicher, aber freundlicher Mann daher. Er habe die vielleicht wichtigste Aufgabe in der Geschichte der Welt, verkündet Leonard freundlich. Wen rennt zu ihren Daddys in die Hütte.

Und dann klopfen Leonard und seine drei Begleiter*innen auch schon an die Holztür. Sie wollen ins Haus, die schwulen Väter wollen sie nicht reinlassen. Die vier Fremden schlagen Fenster und Türen ein, doch sobald sie drinnen sind, räumen sie sofort auf. Komische Eindringlinge.


Die Regenbogenfamilie wird von vier Fremden überfallen und gefangen genommen (Bild: Universal Pictures Germany)

Die Apokalypse verhindern

Denn, das betonen sie immer wieder, sie kommen in besten Absichten. Ihr Anliegen sei aber so wichtig und dringend, dass es keine Alternative dazu gibt, das Paar an Stühle zu fesseln. Die vier haben die Familie aufgesucht, um die Apokalypse zu verkünden – und zu verhindern. Eric, Andrew und Wen können nichts anderes, als die Auslöschung der Menschheit verhindern. Sie müssten nur eine*n von sich opfern.

Glaubt das schwule Paar den Fremden, die von Visionen und Plagen fabulieren? Oder vielmehr: Wann glauben die beiden ihnen, wann knicken sie unter dem psychischen Druck und den ersten Plagen ein? Das ist die Spannung, die "Knock at the Cabin" ziemlich gut aufbaut und den ganzen Film halten kann. Das liegt nicht zuletzt an der Kamera von Jarin Blaschke (der für den sensationellen "Der Leuchtturm" für einen Oscar nominiert wurde), der die Gesichter und Emotionen der Figuren wunderbar einfängt.

Die Darsteller sind auch in echt schwul


Poster zum Film: "Knock at the Cabin" startet am 9. Februar 2023 im Kino

Regisseur M. Night Shyamalan, der vor über 20 Jahren mit "The Sixth Sense" einen Überraschungserfolg feierte, daran aber nicht mehr anschließen konnte, bewegt sich auch mit dem neuesten Film in seinen bevorzugten Themen: Religion und Familie. Doch auch wenn die vier scheinbar besessenen Eindringlinge nicht wie christliche Apokalyptiker*innen daherkommen, ist "Knock at the Cabin" ein Film, der auf religiösen Vorstellungen basiert.

Dennoch lässt sich der brutale Thriller inhaltlich auch weiter deuten: In der Romanadaption geht es um richtige und falsche Entscheidungen, den Druck, sich zu entscheiden, Zusammenhalt – und Vertrauen. Denn vor allem Eric (Ben Aldridge) hat zunehmend Sorge, dass sein Partner Andrew (Jonathan Groff) dem Ganzen glaubt. Dass die zwei Darsteller nicht nur im Film schwul sind, macht den Cast noch überzeugender. Und wie gut es tut, klischeearme queere Hauptfiguren in einem Genre zu sehen, das noch immer wenig vielfältig ist.

Rückblick: Homophobe Attacke und das Paar im Kinderheim

Spannung erzeugt "Knock at the Cabin" insbesondere auch durch einen bekannten, dramaturgischen Kniff: Immer dann, wenn es besonders aufregend wird, folgt ein Schnitt und ein kurzer Rückblick. Wir sehen das Paar im chinesischen Kinderheim, beim unangenehmen Kennenlernen der Schwiegereltern, bei einer homophoben Attacke. Diese kurzen Episoden bringen das sonst charakterlich nicht besonders ausgestaltete Paar zumindest etwas näher.

"Knock at the Cabin" ist ein gut gemachter, fesselnder Thriller. Vor allem ist er im Vergleich zu ähnlichen Filmen angenehm unvorhersehbar. Das Ende ist ungewöhnlich konsequent und gerade deshalb überraschend. Wer Thriller mag, kann hier ordentlich unterhalten werden.

Infos zum Film

Knock at the Cabin. Thriller. USA 2023. Regie: M. Night Shyamalan. Cast: Ben Aldridge, Jonathan Groff, Kristen Cui, Dave Bautista, Nikki Amuka-Bird, Abby Quinn, Rupert Grint. Laufzeit: 100 Minuten. Sprache: deutsche Synchronfassung. FSK 16. Verleih: Universal Pictures International Germany. Kinostart: 9. Februar 2023
#1 OhaohaAnonym
  • 05.02.2023, 10:26h
  • Mit Sicherheit nicht. Ich werde mir keinen religiös angehauchten Film anschauen, in dem die Welt gerettet wird, wenn sich ein Schwuler opfert. Mit anderen Worten, der Film scheint genau das zu repräsentieren, was einige religiöse Gruppen immer noch glauben, nämlich dass alles Unheil von den LGBTIQ+ ausgeht.
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#2 LothiAnonym
  • 05.02.2023, 11:09h
  • Ein guter Triller? Läßt mich hoffen. Bin nun mal ein Fan davon und was das Thema angeht macht es mich sogar recht neugierig.
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#3 TB0804Anonym
  • 05.02.2023, 11:26h
  • Antwort auf #1 von Ohaoha
  • Vielleicht sollte man sich den Film erstmal angucken. Die Sexualität der "Opfer" spielt dabei absolut keine Rolle. Die Eindringlinge wurden davon selber überrascht. Wichtig ist im Film einfach, dass es ein glücklich verliebtes Paar ist, das sich entscheiden muss..
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#4 Ith_Anonym
  • 05.02.2023, 13:23h
  • Antwort auf #3 von TB0804
  • "Die Sexualität der "Opfer" spielt dabei absolut keine Rolle."

    Das mag intern so inszeniert sein, solange man bloß "innerhalb der konstruierten Welt" rezensiert, aber zur Filmkritik gehört es nunmal, realweltliche Faktoren wie z.B. die Historie "Hayes-Code" zu berücksichtigen.
    Geschrieben wurde das Ganze nämlich von Menschen, die in einer Welt leben, von einer Filmwelt geprägt und von einer Medienlandschaft ausgebildet wurden, die durch diese und ähnliche formalisierte und ungeschriebene Darstellungsregeln wesentlich geprägt sind.

    "Einordnung" nennt man das. Und wenn man das mittelmäßig kann, wird man "unerwartete Wendungen" auf dem eigenen Bullshit-Bingo-Zettel zu 90% korrekt wiederfinden und Filme, aber auch Bücher werden sehr, sehr langweilig.
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#5 Tatsächlich falschAnonym
  • 05.02.2023, 13:38h
  • Antwort auf #3 von TB0804
  • Und da hätte man nicht ein Heteropaar nehmen können? Ja, ich weiß: "Die Schwuchteln, jetzt berücksichtigt man sie und es ist auch wieder nicht richtig."

    In diesem Fall: Tatsächlich - nicht richtig.
    Wenn du den Kontext siehst, in dem das spielt, dass dieser Film also einer gewissen Klientel, nennen wir sie mal euphemistisch "wertkonservativ", zugänglich wird, dazu noch religiös aufgeladen, dann werden die mitnehmen: Schwule müssen sich opfern, damit die Welt überleben kann. "Hallelujah, gepriesen sei unsere imaginäre und jetzt wieder bestätigte Macht, die uns zu Ausgrenzung und Hass anhält!"

    Leider können wir uns den Luxus nicht leisten, den Film unabhängig von seinem potentiellen Umfeld zu betrachten - und das ist nicht nur in den USA "kritisch". Abgesehen davon, dass die vermittelte Botschaft einfach sowas von widerwärtig ist.

    Kurzer und sehr passender Kommentar dazu von Batz (Flipps - Film Serien Games):
    mastodon.online/@Batz/109797294728762827
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#6 LothiAnonym
  • 05.02.2023, 14:12h
  • Antwort auf #5 von Tatsächlich falsch
  • Gerade wegen Deiner und sonstige negative Kritik hier schaue ich mir diesen Streifen bei Gelegenheit doch an. Muß ja nicht sofort sein und schon gar nicht im Blockbuster Kino.
    Habe ihm im Kopf gespeichert und abwarten, Netflix wartet bestimmt damit auf. Wenn nicht auch kein Drama.
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#7 TB0804Anonym
  • 05.02.2023, 14:50h
  • Stimmt. Man sollte künftig in solchen Filmen und Serien gänzlich darauf verzichten, Schwule als Opfer zu zeigen. Es könnten sich in der Realität ja homophobe Idioten darüber freuen. Aber als Täter sollte man sie bitte auch nicht mehr darstellen. Das könnte in der Realität dazu führen, dass sich homophobe Idioten bestätigt fühlen. Vielleicht sollte man das mit der Sichtbarkeit gänzlich einstellen. Aber dann gäbe es gar nix mehr zu meckern, auch irgendwie doof.
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#8 TB0815Anonym
#9 OhaohaAnonym
  • 05.02.2023, 21:02h
  • Mein Eingangskommentar deshalb, weil der Kommentar darauf hingewiesen hat, dass der Film auf religiösen Vorstellungen basiert. Vielleicht verstehe ich das gerade falsch, aber brauche ich religiöse Vorstellungen, in der die Welt gerettet wird, wenn ein schwuler geopfert wird? Genau das ist doch, was uns von so einigen Religiösen vorgehalten wird. Das Ende des christlichen Abendlandes, weil es uns und unsere Lebensweise gibt Aber vielleicht stehe ich gerade auf dem Schlauch!?
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#10 elimAnonym
  • 06.02.2023, 14:48h
  • Antwort auf #5 von Tatsächlich falsch
  • Man darf aber hier nicht übersehen, daß ein heterosexuelles Paar den gesellschaftlich erwarteten Ausweg nehmen könnte: Titanik ahoi, Frauen und Kinder zuerst, und der Heldentod für den Kerl - Thema vorbei -> das schwule Paar macht die Sache interessanter.

    Abgesehen davon frage ich mich bis heute, wen die Pointe von Sixth Sense überrascht hat. Wenn man das Kind auch nur eine Sekunde ernst nimmt, ist es klar was los ist...
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