Die für ihre Queerfeindlichkeit berüchtigte britische Oberhaus-Abgeordnete Emma Harriet Nicholson hat mit einer besonders absurden Behauptung für Kopfschütteln gesorgt: Die konservative Baronin beklagte sich vergangenen Donnerstag auf Twitter bei einem Londoner Bezirksvertreter, dass ein Regenbogen-Fußgängerübergang in seinem Viertel Epilepsie auslösen könne.
Bezirksvertreter John Stroud-Turp von der sozialdemokratischen Labour-Partei hatte zuvor Bilder aus seinem Heimatstadtteil Chiswick veröffentlicht, auf denen ein Zebrastreifen in den Farben der Progress-Regenbogenfahne zu sehen ist. Zudem bedankte er sich bei seinen Kolleg*innen für die Unterstützung dieses Projekts. Darauf antwortete Nicholson, dass sie oft in Chiswick zugegen sei und ihr der Übergang Sorgen bereite: "Dieser Übergang wird unweigerlich Migräne verursachen und Epilepsie auslösen. Können wir uns treffen, um über den Schutz der Personen zu sprechen, die sich von Kopfverletzungen oder neurologischen Erkrankungen wie den zuvor erwähnten erholen?"
Twitter-Nutzer*innen wiesen schnell darauf hin, dass der Anblick eines Regenbogens weder zu Migräne noch zu Epilepsie führt. Viele brachten ironisch ihre Sorge zum Ausdruck, dass sich die 81-Jährige eine Kopfverletzung zugezogen habe und deshalb Unsinn schreibe.
Emma Nicholson sitzt seit 1997 als Baronin von Winterbourne im Oberhaus – ein Posten auf Lebenszeit. Von 1987 bis 1997 war sie Unterhaus-Abgeordnete und von 1999 bis 2009 Mitglied des Europäischen Parlaments (Bild: House of Lords / Roger Harris )
Ursachen von Migräne und Epilepsie
In der realen Welt gelten hormonelle Schwankungen, ungenügende Flüssigkeitsaufnahme, ein gestörter Schlafrhythmus oder auch Medikamente oder bestimmte Nahrungsmittel als mögliche Ursachen für Migräne. Ein farbiger Fußgängerübergang gehört nicht dazu.
Auch Epilepsie-Anfälle haben andere Ursachen als von Nicholson behauptet: Ohnehin können nur bei geschätzt jeder 30. Person, die an Epilepsie leidet, Anfälle durch visuelle Reize ausgelöst werden. Hier sind aber meist Flackerlichter oder ein starker Kontrast von hellen und dunklen Mustern Auslöser – ein regulärer Schwarz-Weiß-Zebrastreifen wäre also viele eher eine Gefahr als einer in Regenbogenfarben.
Nicholson schon immer queerfeindlich
Die absurden Äußerungen von Nicholson sind keine Überraschung, da die 81-Jährige ihre gesamte politische Karriere hindurch gegen die Gleichbehandlung von queeren Menschen gekämpft hatte. So war sie als Unterhaus-Abgeordnete eine Unterstützerin von Section 28, einem bis 2003 in England und Wales gültigen "Don't Say Gay"-Gesetz an Schulen. Zudem setzte sie sich vor zehn Jahren im Oberhaus dafür ein, die Ehe für alle zu verhindern. Zuletzt machte Nicholson vor allem Stimmung gegen trans Menschen (queer.de berichtete).
London hatte bereits 2019 seinen ersten Regenbogen-Fußgängerübergang eingerichtet (queer.de berichtete). (dk)