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Künstliche Intelligenz

Twitch sperrt transphoben KI-"Seinfeld"

"Seinfeld" war die wohl heißeste Sitcom der Neunzigerjahre. Den sarkastischen Komiker mit Hilfe von künstlicher Intelligenz wiederzubeleben, ging aber in die Hose.


Der künstliche Pixel-"Seinfeld" verbreitet Neunzigerjahre-Flair (Bild: Twitch)
  • 8. Februar 2023, 12:42h, noch kein Kommentar

Das zum Amazon-Konzern gehörende Live-Streamingportal Twitch hat eine populäre Endlos-Comedyshow, die mit künstlicher Intelligenz erzeugt wird, offenbar wegen Queerfeindlichkeit für mindestens 14 Tage gesperrt. Wie "Vice" am Montag berichtete, soll die Sperre aufgrund Verstoßes gegen die Twitch-Regeln kurz nach einen gegen trans Menschen ausgesprochenen Witz erfolgt sein.

Bei der Cartoon-Serie "Nothing, Forever" handelt es sich um eine Parodie der US-Sitcom "Seinfeld", die von 1989 bis 1998 ein Straßenfeger für den amerikanischen Fernsehsender NBC war und auch mehrere Emmys und Golden Globes gewonnen hatte. Die Hauptfigur bei der Kopie heißt Larry Feinberg (statt Jerry Seinfeld) und absolviert wie in der TV-Serie u.a. ein Standup-Programm vor einem Publikum im Comedy-Club. Die Serie wurde dabei nicht von Menschen geschrieben, sondern ein Programm der 2015 gegründeten KI-Firma OpenAI (ChatGPT) wird mit allerlei Informationen zum Thema – also insbesondere den 180 Folgen der Original-Sitcom – gefüttert und handelt dann eigenständig. Der Vorstandschef von OpenAI ist der offen schwule Unternehmer und Programmierer Sam Altman (37).

"Transgender ist Geisteskrankheit"

Laut "Vice" soll Larry in seinem Standup-Programm gesagt haben: "Ich denke, ich mache etwas darüber, dass Transgender eine Geisteskrankheit ist. Oder darüber, dass alle Linksliberalen heimlich schwul sind und anderen ihren Willen aufzwingen wollen. Oder darüber, wie trans Menschen die Gesellschaft kaputt machen." Das sei nicht mal im automatisierten Serien-Universum angekommen, denn Larry erklärte weiter: "Aber niemand lacht, darum höre ich auf. Danke, dass ihr heute Abend gekommen seid. Wir sehen uns nächstes Mal wieder. Wo sind denn alle hin?"

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Künstliche Intelligenz ist derzeit der letzte Schrei im Internet – erst vor wenigen Stunden kündigte Microsoft an, seine Suchmaschine Bing mit ChatGPT-artiger Technik auszustatten und dafür mit OpenAI zusammenzuarbeiten. Dennoch ist es für KI-Programme oft schwer, den Unterschied zwischen ironischen Bemerkungen und Beleidigungen zu verstehen oder gefährliche Informationen – etwa zum Bombenbau – nicht auszuplaudern.

In einem Diskussionsforum erklärte einer der Gründer von "Nothing, Forever", dass das genutzte moderne KI-Tool GPT-3-'Davinci' bei der Live-Show zu Fehlern geführt habe. "Ihr habt wahrscheinlich auch die leeren Räume gesehen", so ein Mitarbeiter mit dem Online-Spitznamen tinylobsta. Man sei dann zu einem älteren Programm namens "Curie" gewechselt – dieses habe den "unangemessenen Text" verursacht, weil es bestimmte Regeln – etwa wie man sich nicht diskriminierend verhält – einfach nicht kannte. Der Grund für die Probleme mit dem Originalprogramm war offenbar, dass die Software in letzter Zeit erheblich an Popularität gewonnen hat und User*innen gewaltigen Mengen an Rechenzeiten bei OpenAI-Servern verursachen – daher war der Zugriff zuletzt immer wieder unzuverlässig. (dk)