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Interview

"Die Polizei hatte keine Kapazität, jemanden vorbeizuschicken"

In Zürich kam es am vergangenen Wochenende zu einem brutalen Angriff auf mehrere Dragqueens. Wir haben mit einer der Betroffenen über den Vorfall gesprochen.


Die Schweizer Dragqueen Miss Miss Chris wurde bei dem Angriff verletzt (Bild: privat)

Noch kein halbes Jahr ist es her, dass Neonazis in Zürich eine Drag-Lesestunde für Kinder störten (queer.de berichtete). Am vergangenen Wochenende wurde in der Schweizer Metropole erneut mehrere Dragqueens angegriffen. Wir haben mit einer der Betroffenen, Vio La Cornuta, über den Vorfall gesprochen.


Vio La Cornuta (Bild: photographtastic / instagram)

Vio, kannst du uns erzählen, was vorgefallen ist?

Zusammen mit anderen Dragqueens wurden wir am Samstag eingeladen, um eine neue queere Partyreihe in Zürich etwas bunt aufzumischen und gute Stimmung zu machen. Nach der Party waren wir auf dem Heimweg zu fünft unterwegs, Miss Miss Chris, Lady Wukai und eine junge Frau und ein junger Mann.

Und da wurdet ihr verbal und körperlich angegriffen?

Genau, drei junge Männer haben sich von hinten angenähert. Man hat gleich gemerkt, die wollen Stress. Miss Miss Chris und der junge Mann und die Frau waren ca. 20 Meter hinter Lady Wukai und mir. Zuerst wurden sie verbal beleidigt und angepöbelt und dann kamen sie auch noch zu uns. Miss Miss Chris wurde zusammengeschlagen.

Nach dem Vorfall habt ihr die Polizei angerufen?

Ja, Miss Miss Chris lag blutend am Boden. Ich hab laut um Hilfe gerufen. Ich habe zu Olivia, der jungen Frau, die mit uns dabei war, gesagt: Jetzt rufst du bitte die Polizei an. Ich wollte den Ort nicht verlassen, bevor die Polizei kommt. Ich habe es so behandelt wie ein Autounfall, da verlässt du die Unfallstelle ja auch nicht einfach, bevor die Polizei kommt. Wir hatten einfach auch Angst, dass wir den drei Tätern nochmals über den Weg laufen.

Die Polizei riet euch dazu, am nächsten Tag Anzeige zu erstatten.

Ja, genau. Sie haben uns nach Hause geschickt und meinten, sie haben keine Kapazität jemanden vorbeizuschicken. Wir sollen am nächsten Tag Anzeige erstatten.

Das habt ihr dann gemacht?

Ja, am übernächsten Tag, am Dienstag haben wir Anzeige erstattet. Miss Miss Chris sollte sich eigentlich noch ausruhen, sie hat eine schwere Gehirnerschütterung.

Du wurdest nicht körperlich angegriffen?

Nein, ich habe einfach geschrien. Ich hatte das schon öfter im Leben, dass mein Schreien mir geholfen hat. Lady Wukai war in Schockstarre.

Du bist häufiger in Drag unterwegs, bereitest du dich innerlich auf solche Situationen vor, oder ist das schon eher die Ausnahme, das sowas passiert?

Dass es zu physischer Gewalt kommt, ist schon eher außergewöhnlich. Verbal kommt häufiger vor. Ich habe letztes Jahr einen Selbstverteidungskurs für LGBTIQ-Menschen besucht, und dort wurde unter anderem auch geraten zu schreien, wenn sowas passiert.


Miss Miss Chris nach dem Angriff (Bild: privat)

Was müsste passieren, dass solche Gewalt nicht mehr vorkommt?

Ich bin einfach froh, dass keine Waffen im Spiel waren. Schwierig zu sagen, weil man jeden Fall einzeln betrachten muss. Ich glaube, es war eine Affekthandlung. Die drei waren generell auf Krawall aus, nicht speziell darauf aus, Queers anzugreifen. Das ist so eine Generation, die dazwischen ist, für die sind wir wie abnormal. Für junge Leute, denke ich, ist es gar kein Problem und auch ältere Menschen haben weniger ein Problem. Vieles ist hausgemacht, also kommt von den Eltern oder noch von den Großeltern.

Krass, dass Drags sich so einer starken Gefahr aussetzen.

Mir geht es persönlich einfach darum, dass Menschen verstehen sollten, dass ich auf meinem Arbeitsweg war. Und meine Kleidung war meine Arbeitskleidung. Ich würde mir wünschen, dass Menschen nicht so schockiert reagieren, wenn sie eine Dragqueen auf der Straße sehen. Auf der Bühne vergöttert man uns und auf der Straße werden wir komisch angeschaut. Ich möchte auch weiterhin so unterwegs sein. Wir haben nicht immer die Möglichkeit, uns vor Ort zu schminken. Außerdem hat auch einfach die Zivilcourage gefehlt. Ich bewege mich im öffentlichen Raum, ich will aufklären. Ich sage den Leuten, ja, ich gehe jetzt arbeiten, ich habe eine Show.

Du wirst dich auch weiterhin im öffentlichen Raum als Drag bewegen?

Ich kenne schon viele Drag-Künstler*innen, die nur noch mit Taxi und Uber unterwegs sind. Das verstehe ich. Ich möchte mich weiterhin so bewegen können. Ich wurde körperlich nicht angegriffen, ich weiß nicht, was das mit mir gemacht hätte.

Gibt es Unterschiede zwischen Stadt/Land oder zwischen verschiedenen Städten?

Genau das hat mich der Polizist auch gefragt, und ich muss schon sagen, solche Dinge erlebe ich leider immer nur in Zürich. In Luzern, wo ich wohne, gucken die Leute vielleicht einfach doof. Aber einen Angriff habe ich noch nie erlebt.

Hast du einen Wunsch für die Zukunft?

Ja, dass alle einfach rumlaufen können, wie sie wollen. Es sollte egal sein, ob jemand im Leder-Harness, in Drag oder mit lackierten Fingernägeln neben dir im Zug sitzt. Und dass Homo- und Queerfeindlichkeit einfach aufhört. Wir sind Teil der Gesellschaft. Als Dragqueen wirst du oft auch komplett übersexualisiert, dabei sind wir einfach Kunstfiguren, das verstehen viele nicht. Man müsste mehr aufklären. Definitiv.

#1 LothiAnonym
  • 09.02.2023, 15:20h
  • Laut sein. Schreien und damit voll auf sich aufmerksam machen. Richtig so. Und was solch Gewalttäter nämlich gar nicht mögen sind eventuelle Zeugen.
    In brenzligen Situationen werde und rede ich immer sehr laut, damit umstehende sogleich aufmerksam werden.
    Neulich erst hat mich ein ca. 40 bis 50 jähriger Typ heftigst an der Schulter angerempelt auf dem Gehweg. Ich habe mich umgedreht bin hinter ihm her und sagte ganz offen heraus aus meiner Wut heraus, bleib stehen Du Wichser, ich hau dir ein paar in die Fresse. Aber er ging schnell weiter. Ich war so aufgebracht und hätte tatsächlich zugeschlagen.
    Und über die Reaktion der Polizei zu diesen Vorfall kann ich nur mit den Kopf schütteln.
    Und Mädels, beim nächsten mal das Pfefferspray bereithalten. Ein muß wenn ihr in Arbeitskleidung unterwegs seit.
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#2 VitelliaAnonym
#3 LothiAnonym
  • 09.02.2023, 18:00h
  • Antwort auf #2 von Vitellia
  • Es war dunkel. Der Gehweg nicht sehr breit. Eine Frau mit ihren Fahrrad das sie neben sich herschob und eben dieser mittelalter Typ gingen nebeneinander her und kamen auf mich zu. Aber anstatt etwas beiseite zu treten um mich vorbei zu lassen rempelt dieser Typ voll gegen meine Schulter im vorbeigehen. Ich kam vom Einkaufen und hatte in der Hand einen Stoffbeutel voller Lebensmittel. Zudem kann ich nicht mehr so schnell reagieren um auszuweichen. Das ganze hatte mit meinem Schwulsein rein gar nichts zu tun. Aber es machte mich derartig wütend über solch eine Unverfrorenheit, dass ich mich prompt umdrehte und hinter die beiden herging. Aber auch meine Beine wollen nicht mehr so wie ichs gerne hätte und deshalb war ich zu langsam.
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#4 PhotographtasticAnonym
  • 09.02.2023, 20:22h
  • Gewalt gegen Homosexuelle und diverse Menschen: Ein alarmierendes Problem in unserer Gesellschaft

    In einer Gesellschaft, die sich für toleranz und Akzeptanz einsetzt, sollte es keine Gewalt gegen Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität geben. Leider ist das jedoch oft nicht der Fall. Gewalt gegen Homosexuelle und diverse Menschen bleibt ein alarmierendes Problem, das uns alle betrifft und auf das wir nicht wegschauen dürfen.

    Obwohl in vielen Teilen der Welt Fortschritte in Bezug auf die Rechte von LGBTQI+-Menschen gemacht wurden, bleibt Gewalt gegen diese Gemeinschaften ein ernstes Problem. Von diskriminierenden Gesetzen bis hin zu Hassverbrechen müssen diese Menschen oft täglich mit Vorurteilen, Diskriminierung und Gewalt kämpfen.

    Als Photographertastic bin ich besonders besorgt über diese Problematik und entschlossen, dazu beizutragen, dass queere Menschen wie die Viola in unserer Gesellschaft akzeptiert werden. Durch meine Fotografie möchte ich zeigen, dass queere Menschen nicht nur Teil unserer Gesellschaft sind, sondern auch wertvolle und wichtige Mitglieder. Indem ich ihre Geschichten erzähle und ihnen eine Bühne gebe, hoffe ich, dass ich ein Bewusstsein für ihre Realität schaffe und so dazu beitrage, dass sie in unserer Gesellschaft akzeptiert werden.

    Es ist wichtig zu betonen, dass Gewalt gegen Homosexuelle und diverse Menschen nicht nur ein Problem dieser Gemeinschaften ist, sondern ein Problem für uns alle. Wir müssen uns alle dafür einsetzen, dass diese Gewalt ein Ende hat und dass alle Menschen unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität gleich behandelt und respektiert werden.

    In einer Gesellschaft, die wirklich für Toleranz und Akzeptanz steht, dürfen wir nicht wegschauen. Wir müssen uns gemeinsam dafür einsetzen, dass Gewalt gegen Homosexuelle und diverse Menschen ein Ende hat und dass alle Menschen unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität in Würde und Freiheit leben können.
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#5 LothiAnonym
  • 09.02.2023, 20:53h
  • Antwort auf #4 von Photographtastic
  • Drag Queens sind unsere wichtigsten Unterstützerinnen. Ich bin heute noch stolz und glücklich darüber einige von ihnen damals in den USA persönlich kennengelernt zu haben.
    Bill Paradise war ein ein Kunstmaler und in Drag nannte er sich Miss Dish. Er war die schrägste von allen. Machte etwas Geld mit Ansichtskarten von sich. Jesse Cox und Schwester Asunta. Alle werden für immer in meinem Herzen bleiben.
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#6 fredinbkkkkkAnonym
  • 10.02.2023, 03:01h
  • Miss Miss Chris macht auf mich nicht den Eindruck ein schwaechliches Geschoepf zu sein,ich wuensche mir immer, dass mal in einem solchen Fall "der Kerl" durchkommt und besonders wenn man selber in einer Gruppe ist....die Kotzbrocken mit blutigen Nasen in der Klinik landen...ich muss da immer an Stone Wall denken.....und die tapferen Maedels von damals...
    Pfefferspray ...Hundeabwehrspray Farbspray usw. waere eine Ueberlegung wert ....
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#7 LothiAnonym