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Game von Hass-Autorin

Zwischen Boykottaufruf und Megahit – "Hogwarts Legacy" erscheint

Lange wurde kein "Harry Potter"-Videospiel mehr mit so viel Spannung erwartet. Aber an "Hogwarts Legacy" gibt es auch laute Kritik. Das liegt an der transphoben Schöpferin.


Das Game "Hogwarts Legacy" ist jetzt weltweit erschienen (Bild: Warner Bros. Games)
  • Von Benedikt Wenck und Benedikt von Imhoff, dpa
    10. Februar 2023, 10:49h, 53 Kommentare

Heiß erwartet und diskutiert: Inmitten einer heftigen Debatte um die Rechte von trans Menschen erscheint am Freitag mit "Hogwarts Legacy" das erste größere Videospiel aus dem "Harry Potter"-Imperium seit Jahren. Wegen kritischer Äußerungen von "Harry Potter"-Schriftstellerin Joanne K. Rowling über trans Frauen forderten vor allem Aktivistinnen und Aktivisten vorab zum Boykott des Action-Rollenspiels auf. Auch in der deutschen Gaming- und Streaming-Szene entbrannte eine Diskussion.

Kürzlich wurde ein Ausschnitt eines Clips des Streamers Erik "Gronkh" Range auf Twitter geteilt. Ihm sei Rowling "egal", sagte er da. "Muss sie eine Rolle in meinem Leben spielen?", fragte Range in die Kamera – es hagelte Kritik. Der Tenor: Als weißer Mann, der sich mit seinem zugeschriebenen Geschlecht auch identifiziere, falle es ihm natürlich leicht, sich herauszuhalten. Wenige Tage später meldete sich der Streamer erneut zu Wort – Zehntausende schauten zu. "Vielleicht hätte ich sagen sollen: Ich finde die Frau scheiße. Ich finde ihre Takes scheiße", sagte er und betonte, trans Menschen seien ihm nicht egal.

Sogar Daniel Radcliffe distanzierte sich von Rowling

Mit "Harry Potter" hat J.K. Rowling ein Vermögen verdient: Bücher, Filme, Merchandising, Erlebniswelten. Öffentlich aber steht die Schöpferin dieses Universums seit Längerem in der Kritik. Immer wieder hat sich die 57-Jährige gegen die gesellschaftliche und rechtliche Gleichstellung von trans Frauen mit solchen Frauen ausgesprochen, die bereits mit weiblichen Geschlechtsorganen geboren wurden (queer.de berichtete). Auch "Harry"-Darsteller Daniel Radcliffe distanzierte sich (queer.de berichtete).

Vor allem in Schottland, wo sich Rowling mit einer Initiative gegen Gewalt gegen (cisgeschlechtliche) Mädchen und Frauen engagiert, tobt derzeit eine Debatte. Denn ein Gesetz der Regionalregierung sieht vor, den oft langwierigen und bürokratischen Prozess der Geschlechtsanpassung in offiziellen Dokumenten zu vereinfachen. Kritiker*innen wie Rowling behaupten, das Gesetz erleichtere "Männern" den Zugang zu Räumen, in denen Frauen sich ausziehen und verwundbar sind. Die konservative britische Zentralregierung will das Vorhaben blockieren (queer.de berichtete).

Wegen der engen Verbindung zu Rowling gibt es bereits seit Längerem lautstarke Forderungen, "Hogwarts Legacy" zu boykottieren. Das Gaming-Forum ResetEra hat jede Erwähnung des Spiels verboten und die Website GameSpot veröffentlichte einen Aufsatz über Rowlings "Anti-Transgender-Haltung".

Rowling gibt sich demonstrativ gelassen. Auf die Frage, wie sie es denn verkrafte, dass sie wegen ihrer Haltung so viele Fans verloren habe, antwortete sie im Oktober 2022 auf Twitter trocken: "Ich hab mir meine jüngsten Lizenzeinnahmen angeguckt und finde, dass der Schmerz ziemlich schnell vergeht." Rowling bekommt aber auch Unterstützung im Netz.

Beim US-Entwicklungsstudio Avalanche ist man sich des delikaten Themas offenbar bewusst. Auf der FAQ-Seite gibt es extra die Frage, ob Rowling etwas mit dem Spiel zu tun habe. Antwort: Die Autorin sei "eine der größten Geschichtenerzählerinnen der Welt". Sie sei zwar nicht direkt an der Entwicklung beteiligt gewesen, man habe jedoch eng mit Rowlings Team zusammengearbeitet.

Spiel ist – anders als Rowling – transfreundlich

"Hogwarts Legacy" ist bei Weitem nicht das erste "Harry Potter"-Game, allerdings das erste größere seit gut einem Jahrzehnt. Der Titel ist ein Rollenspiel, Spielende schlüpfen in die Haut eines Schülers oder einer Schülerin an der Zauberschule Hogwarts. Im Charakter-Editor des Spiels kann man Stimme, Geschlecht und Aussehen unabhängig voneinander bestimmen, was mittlerweile oft Standard in Rollenspielen ist. Darüber hinaus spielt mit Barbesitzerin Sirona Ryan eine trans Frau eine größere Nebenrolle.

Die Boykott-Aufrufe scheinen das Spiel kaum aufzuhalten. Millionen Menschen schauten zuletzt auf der Plattform Twitch Streamenden beim Spielen zu. Der Seite steamdb.info zufolge gehört "Hogwarts Legacy" seit Wochen zu den umsatzstärksten Titeln – noch bevor es überhaupt erschienen ist. Laut opencritic.com fährt das Spiel sehr gute Kritiken ein. Gaming-Experte Martin Kimber sprach von einem "wunderschön gestalteten Liebesbrief" an das "Potter"-Universum.

Viele Fans sind zerrissen. Trans Mann Asher Chelder von der Fansite MuggleNet räumte beim Sender "Sky News" ein, dass Rowlings Ansichten Menschen verletzten. Er freue sich aber seit der Ankündigung auf das Spiel. "Ich habe viel Trost in der Serie gefunden und es ist etwas, das ich nicht abschütteln kann. Es ist ein Teil von mir", sagte er.

#1 Danke neinAnonym
#2 HagridAnonym
  • 10.02.2023, 11:29h
  • Ich werde dem Spiel eine Chance geben und es mir selbst anschauen.
    Das Entwicklungsstudio hat mit JKR und ihren Äußerungen ja in dem Sinne nichts zu tun und das Geld für die Lizenz hat sie ja schon eh im voraus erhalten. Da spielt es dann keine Rolle mehr, ob das viele kaufen oder wenige.
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#3 MaybemeProfil
  • 10.02.2023, 11:51hBochum
  • Ihre Transfeindlichkeit tut ihr im Grunde keinen Abriss, selbst viele trans Menschen und Angehörige von trans Menschen ignorieren es.

    Das Gefühl was HP ihnen vermittelt ist ihnen eben mehr wert als das Leben von Menschen.

    HP lebt unglaublich vom Gefühl, dass es vermittelt, dass ihnen die Fremdenfeindlichkeit, der Sexismus, der Antisemitismus einfach egal sind (was ja auch bei den Werken anderer Autoren nicht beachtet wird, gutes Beispiel wäre hier Lovecraft).

    Dies resultiert nunmal aus ihrem konservativen und aus Stereotypen aufgebautem Weltbild. Aber hier setzt sie sich auch nicht aktiv gegen Menschen ein, sie ist es, aber eher passiv.

    Anders sieht es bei trans Menschen aus, diese bekämpft sie aktiv. Ja, sie relativiert ihre Aussagen immer geschickt, dass man sagen kann, ja, aber sie macht sich doch nur Sorgen, aber nein, macht sie nicht, ihre Worte schaden trans Menschen und sie ist in einer Position, wo sie das wissen muss.

    Und hier ist das eigentliche Problem, das Gefühl, was das Werk in den Leuten auslöst (und ja, sie kann sehr gut Gefühlen ansprechen in ihren Büchern), ist eben emotional näher, als die Autorin.

    Und man selbst merkt ja nicht, wie man anderen Menschen damit schadet.
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#4 LeviAnonym
#5 Sarah_SAnonym
  • 10.02.2023, 11:52h
  • Antwort auf #2 von Hagrid
  • Das stimmt nicht, JKR verdient über Tantiemen Geld an jedem verkauften Spiel.

    Ich kann verstehen das viele Menschen an dem Franchise hängen, aber wer nicht einmal auf den Konsum eines Videospiels verzichten kann, bei dem ist es leider anscheinend mit der Solidarität eben nicht weit her.
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#6 VorfreudeAnonym
  • 10.02.2023, 11:54h
  • Ich bin über die guten Wertungen positiv überrascht, im Vorfeld sah das alles zwar hübsch, aber recht generisch aus ! Aber da wohl eine komplette Questreihe PS-Exclusiv ist und ich nicht Vollpreis für ein "Nicht-Volles"-Produkt zahle werd ich wohl auf n gutes Angebot oder bis es in dem GamePass inkludiert wird warten.

    Bis dato dürften dann auch die Framerate und Pop-Ins gepacht sein, scheint ja stellenweise noch nicht wirklich sauber zu laufen!
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#7 MiralAnonym
  • 10.02.2023, 11:58h
  • Der Hauptpunkt warum man dieses Spiel unbedingt meiden sollte ist nicht das es auf das es Harry Potter Büchern basiert sondern das es verdammt antisemitisch ist.
    Viele Trans Personen und ihre Allys ignorieren diesen Fakt komplett und nutzen die Debatte um das Spiel, um ihr Narrative vom transphoben Harry Potter Fan weiter zu spinnen.
    Das sie den Antisemitismus im Spiel einfach ignorieren, ist meiner Meinung nach genauso verwerflich wie jede transphobe Äußerungen von Frau Rowling.
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#8 HexeAnonym
  • 10.02.2023, 12:00h
  • Lieber mal ne Runde Dungeons and Dragons spielen...
    Da trifft man echte Freunde, es kostet nur einen Bruchteil eines Blockbustergames und der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.
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#9 HmmmAnonym
  • 10.02.2023, 12:02h
  • Man könnte alternativ auch das Spiel kaufen und einen Geldbetrag an Transgender Organisationen spenden.

    Falls die Lösung annehmbar wäre, kennt ihr ein passendes Spendenkonto?
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#10 Gute BücherAnonym
  • 10.02.2023, 12:11h
  • Antwort auf #7 von Miral
  • Deine Kritik, dass der Antisemitismus und Rassismus in dem Spiel häufig nicht angesprochen werden, liegt wahrscheinlich eher darin begründet, dass sich Leute vorher nicht mit dem Inhalt des Spiels auseinander gesetzt haben. Aber natürlich hast du damit Recht, dass es schon aus dieser Sicht nicht ohne schlechtes Gewissen gespielt werden sollte (der ehemalige Chefentwickler war selbst Teil der amerikanischen Alt-Right und auch wenn er später rausgeworfen wurde, ist die von ihm mit entwickelte Handlung immer noch der Hauptplot).

    Ich möchte dich aber bitten, das Wort "spinnen" zu überdenken. Diese Autorin hat selbst gesagt, dass sie ihre Tantiemen an transfeindliche Organisationen spendet und dass sie jeglichen Kauf von Produkten, auf denen "Harry Potter" steht, auch als Unterstützung ihrer transfeindlichen Positionen versteht. Da gibt es nichts zu spinnen, da muss man einfach nur davon ausgehen, dass sie da die Wahrheit gesprochen hat. Jeglicher Kauf von Merchandise aus diesem Universum finanziert Transfeindlichkeit.
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