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Warum "Three Months" mit Troye Sivan eine große Freude ist

Regiedebütant Jared Frieder hat die Angst eines jungen Schwulen vor HIV in eine charmante, leichtfüßige und lebensbejahende Teenager-Tragikomödie verwandelt.


Szene aus "Three Months": Estha (Viveik Kalra, l.) und Caleb (Troye Sivan) kommen sich näher (Bild: Paramount+)

Parallel zum gesellschaftlichen Diskurs sind HIV und Aids auch in Film und Fernsehen als Thema weitestgehend verschwunden. Und wenn doch noch mal jemand eine Geschichte über das Virus und seine verheerenden Folgen erzählt, dann in der Regel über die Hochphase der Epidemie in den 1980er Jahren. Weswegen nun "Three Months" mit Troye Sivan in seiner ersten großen Hauptrolle eine so erfreuliche Ausnahme ist.

Der Film, der neu bei Paramount+ zu sehen ist, spielt am Rande des in Florida liegenden Küstenorts Hollywood im Jahr 2011. Caleb (Sivan) hat gerade seinen Highschool-Abschluss gemacht und träumt von einem Modestudium in New York, doch während des hoffentlich letzten Sommers zuhause hat er unerwartet ganz andere Sorgen. Beim schnellen Sex mit einem Fremden ist das Kondom gerissen, wenig später schickt der One-Night-Stand eine SMS mit der Nachricht, dass er HIV-positiv sei. Nun heißt es warten: Eerst nach drei Monaten können die Tests verlässlich Auskunft darüber geben, ob Caleb sich angesteckt hat.

Ein Film ohne erhobenen Zeigefinger


Poster zum Film: "Three Months" kann auf Paramount+ gestreamt werden

Dank eines Arztes im örtlichen LGBTI-Zentrum und dessen Selbsthilfegruppe findet er die nötige Unterstützung, außerdem hat er seine ebenfalls queere beste Freundin (Brianne Tju) an der Seite und auch die liebevolle Großmutter (Ellen Burstyn), bei der er seit dem Tod des Vaters und der neuen Ehe seiner jüdisch-orthodoxen Mutter aufgewachsen ist, könnte ihm eine Stütze sein. Doch zur wichtigsten Bezugsperson wird der gleichaltrige, indischstämmige Estha (Viveik Kalra), der sich in genau der gleichen Situation befindet. Zwischen dem lässig Sprüche klopfenden Zyniker Caleb und dem introvertiert-braven Estha entwickelt sich mehr als nur eine normale Freundschaft. Die unterschiedlichen Familienhintergründe und die ungewissen Zukunftsaussichten stehen der Leichtigkeit einer jugendlichen Sommerliebe allerdings im Weg.

Ohne die Dramatik seiner Geschichte abzuschwächen oder das Thema HIV auf die leichte Schulter zu nehmen, gelingt es Regiedebütant Jared Frieder, seinen Film in eine charmante, leichtfüßige und lebensbejahende Teenager-Tragikomödie zu verwandeln. Visuell ist "Three Months" dabei wenig herausragend, und das Drehbuch ist an vielen Stellen unnötig überfrachtet mit emotionalem Konfliktpotential, das mitunter vom wesentlichen ablenkt. Aber allein wie hier ohne erhobenen Zeigefinger oder verschämte Berührungsängste und stets glaubhaft (von einer eher unrealistisch züchtigen Masturbationsszene abgesehen) von Angst, Scham und Hoffnung im Kontext einer möglichen Infektion erzählt wird, ist eine große Freude.


Keine verschämten Berührungsängste (Bild: Paramount+)

Troye Sivan in seiner ersten Hauptrolle

Troye Sivan, der sich erste Schauspielsporen in "Der verlorene Sohn" erwarb und demnächst auch in der Serie "The Idol" zu sehen sein wird, schlägt sich als Protagonist mehr als wacker. Außerdem geben sich in den Erwachsenen-Rollen neben Oscar-Gewinnerin Burstyn gleich eine ganze Reihe sehenswerter Vollprofis die Ehre, von Louis Gossett jr. über Judy Greer ("Reboot") und Amy Landecker ("Transparent") bis hin zum schwulen Broadway-Star Javier Muñoz, der selbst HIV-positiv ist.

Sie alle – und das perfekt gesetzte Ende – machen "Three Months" zu einem wunderbaren kleinen Film, den es zu entdecken gilt. Nicht obwohl, sondern gerade auch weil eine Ansteckung heutzutage längst keinem Todesurteil mehr gleichkommt.

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Infos zum Film

Three Months. Drama. USA 2022. Regie: Jared Frieder. Cast: Troye Sivan, Viveik Kalra, Brianne Tju, Javier Muñoz, Judy Greer, Amy Landecker. Louis Gossett Jr., Ellen Burstyn. Laufzeit: 104 Minuten. Sprachen: deutsche Synchronfassung, englische Originalfassung. FSK 12. Zu sehen bei Paramount+