Hauptmenü Accesskey 1 Hauptinhalt 2 Footer 3 Suche 4 Impressum 8 Kontakt 9 Startseite 0
Neu Presse TV-Tipps Termine
© Queer Communications GmbH
https://queer.de/?44648

Siege und Niederlagen

Das Berliner Abgeordnetenhaus bleibt queer

Bei der Wiederholungswahl triumphiert die CDU. Im Abgeordnetenhaus werden auch viele queere Abgeordnete Platz nehmen.


CDU-Wahlkämpfer warben im Regenbogenkiez auch um queere Stimmen (Bild: LSU Tempelhof-Schöneberg)

Bei der Berliner Abgeordnetenhauswahl sind am Sonntag erneut mehrere queere Kandidat*innen ins Parlament gewählt worden. Den Wiedereinzug über die Landesliste schaffte etwa Mathias Schulz, der queerpolitische Sprecher der SPD-Fraktion. Auch Linken-Spitzenkandidat und Kultursenator Klaus Lederer ist erneut im Parlament vertreten. Über ihre Listenplätze zogen zudem Werner Graf und Daniel Wesener (beide Grüne) sowie Carsten Schatz (Linke) erneut ins Abgeordnetenhaus ein.

Wie schon 2021 verpassten die Linken-Politiker*innen Hakan Taş (Landesliste Platz 24) und Dragqueen Gloria Viagra (Landesliste Platz 34) den Einzug ins Stadtparlament. Der schwule AfD-Politiker Frank-Christian Hansel darf sich ebenfalls über den Wiedereinzug freuen; für den gesundheitspolitischen Sprecher der AfD-Fraktion, der auch schon mal Interviews im russischen Propagandasender RT gibt, sind LGBTI-Rechte allerdings "Luxusprobleme".

Twitter / MathiasSchulz | Viele Wähler*innen sind Schulz' Aufruf nicht nachgekommen
Datenschutz-Einstellungen | Info / Hilfe

Sebastian Walter, der grüne Sprecher für Queer-, Diversitätspolitik und Haushalt, schaffte sogar erneut, direkt gewählt zu werden: Er konnte seinen Wahlkreis Tempelhof-Schöneberg 1 mit weitem Abstand vor der CDU-Bewerberin Katharina Senge gewinnen. Walter erreichte 31,2 Prozent, Senge kam auf 21,0 Prozent.

Großer Erfolg auch für den schwulen CDU-Politiker Stefan Evers: Der Parlamentarische Geschäftsführer der CDU-Fraktion und CDU-Generalsekretär konnte der SPD das Direktmandat im Wahlkreis Treptow-Köpenick 3 abnehmen – und das sogar mit einem Erdrutschsieg: Evers erreichte 32,7 Prozent der Erststimmen (+14,9), seine SPD-Konkurrentin Ellen Haußdörfer schaffte es nur auf 19,0 Prozent (-3,9).

Twitter / BerlinGestalter | Stefan Evers ist nach einer Partynacht für seine CDU offenbar schnell wieder fit
Datenschutz-Einstellungen | Info / Hilfe

Der engagierte Sozialdemokrat Tom Schreiber, der frühere queerpolitische Sprecher seiner Fraktion, flog dagegen wegen des Abwärtssogs seiner Partei nach 17 Jahren aus dem Abgeordnetenhaus raus. 2021 hatte er seinen Wahlkreis Treptow-Köpenick 5 noch mit einem Vorsprung von rund neun Prozentpunkten gegen CDU-Bewerber Martin Sattelkau gewinnen können – bei dieser Wahl lag er aber neun Prozent hinter Sattelkau.

CSD-Gegner gewinnt Direktmandat

Auch Queerfeind*innen wurden erneut ins Parlament gewählt. So gewann der AfD-Politiker Gunnar Lindemann wie schon 2021 im Wahlkreis Marzahn-Hellersdorf 1 sein Direktmandat – dieses Mal sehr komfortabel. Vor knapp 18 Monaten hatte der 52-Jährige mit 22,7 Prozent nur 0,4 Prozentpunkte Vorsprung vor SPD-Kandidat Gordon Lemm. Jetzt erreichte Lindemann 28,0 Prozent – und lag damit weit vor der CDU-Kandidatin Medina Schaubert (22,0 Prozent), dem Linkspolitiker Björn Tielebein (18,3 Prozent) und Lemm (17,3 Prozent). Lindemann hatte unter anderem mit seiner Kampagne gegen den CSD Marzahn für Aufregung gesorgt (queer.de berichtete).


Gunnar Lindemann regt sich gerne auf, wenn queere Menschen für ihre Rechte demonstrieren (Bild: Schreenshot Youtube)

Einen Achtungserfolg gab es derweil auf Bezirksebene für den offen schwulen CDU-Bezirksbürgermeisterkandidaten Matthias Steuckardt, der im Regenbogenkiez eine Kampagne um queere Stimmen durchgeführt hatte (queer.de berichtete). Seine Partei brachte es bei der Wahl zum Bezirksparlament auf 30,8 Prozent (+7,2 Prozent). Die Grünen von Bezirksbürgermeister Jörn Oltmann kamen auf 23,7 Prozent (+0,1 Prozent), die SPD auf 19,7 Prozent (-3,3 Prozent). Linke, AfD und FDP liegen zwischen acht und vier Prozent. Allerdings bedeutet dieses Ergebnis nicht automatisch, dass Steuckardt Bezirksbürgermeister wird, da er eine Mehrheit im Parlament braucht – dort verfügen aber Rot-Grün-Rot künftig über 31 der 55 Sitze, CDU und FDP haben nur 21.

Wer wird Berlin die nächsten Jahre regieren?

Die Wahl zum Abgeordnetenhaus und zu den Bezirksparlamenten musste wegen Wahlfehlern im September 2021 wiederholt werden – mit den gleichen Kandidat*innen wie vor anderthalb Jahren. Bei der Wiederholung wurde die rot-grün-rote Regierung abgestraft, konnte aber ihre Mehrheit verteidigen. Die SPD konnte sich mit nur 105 Stimmen Vorsprung vor den Grünen platzieren. Die CDU schaffte es erstmals in diesem Jahrhundert wieder auf den ersten Platz und reklamiert die Regierungsbildung für sich. Allerdings muss sie dafür einen Partner der alten Koalition auf ihre Seite ziehen, was angesichts des aggressiven Wahlkampfs als Herausforderung gilt. Die FDP – der einzige Partner, der eine Koalition mit der CDU anstrebte, flog dagegen aus dem Parlament. Nun werden die Sondierungsgespräche unter den demokratischen Parteien mit Spannung erwartet.

Instagram / julianfmstoeckel | Szene-Star Julian F.M. Stoeckel fordert, dass sich die anderen Parteien bei Sondierungen auf die CDU zubewegen
Datenschutz-Einstellungen | Info / Hilfe

Die Zahlen im einzelnen: Die CDU erreichte 28,2 Prozent (+10,2), die SPD kam auf 18,399 Prozent (-3,0), die Grünen auf 18,392 Prozent (-0,5), die Linke auf 12,2 Prozent (-1,9), die AfD auf 9,1 Prozent (+1,1) und die FDP auf 4,6 Prozent (-2,5). Bei den Splitterparteien waren die Tierschutzpartei (2,4 Prozent), Die Partei (1,4 Prozent) und Volt (0,9 Prozent) am stärksten, verpassten aber die Fünfprozenthürde deutlich. Die einst im Parlament vertretenen Piraten stürzten auf 0,3 Prozent ab. (dk)

Wöchentliche Umfrage

» Berlin hat gewählt - welche Koalition würdest du jetzt bevorzugen?
    Ergebnis der Umfrage vom 13.02.2023 bis 20.02.2023
Ein Wort in eigener Sache
Hinter gutem Journalismus stecken viel Zeit und harte Arbeit – doch allein aus den Werbeeinnahmen lässt sich ein Onlineportal wie queer.de nicht finanzieren. Mit einer Spende, u.a. per Paypal oder Überweisung, kannst Du unsere wichtige Arbeit für die LGBTI-Community sichern und stärken. Abonnent*innen bieten wir ein werbefreies Angebot. Jetzt queer.de unterstützen!
#1 Vic von der ElbeAnonym
  • 13.02.2023, 13:22h
  • IDas Abgeordnetenhaus ist also eine lesbenfreie Zone? Oder zumindest eine ungeoutete Zone?
    So ein Sch...
  • Antworten » | Direktlink »
#2 DanebenAnonym
  • 13.02.2023, 14:45h
  • Ich mag euch aber der ganze Artikel ist ein Fiebertraum. Verstehe schon nicht, wie queere Menschen in der CDU und AfD sein können und denke auch nicht, man sollte jeden feiern, nur weil er schwul ist.
  • Antworten » | Direktlink »
#3 ColonelAnonym
  • 13.02.2023, 15:30h
  • Ziemlicher Erdrutschsieg für die Union mit solidem Kandidaten und klarem Profil. Mal abwarten, ob es wirklich zu einer erneuten Koalition der Verlierer kommen wird nach der Bundestagswahl hatten die Grünen das im Hinblick auf eine weitere große Koalition noch scharf verurteilt. (Und im Gegensatz zu ihnen ist die CDU hier wirklich "heads and shoulder above" den anderen 10% Unterschied sind eine echte Hausnummer und eines der stärksten Mandate auf Landesebene überhaupt.)

    Giffey kann einem da beinahe leidtun. Dass sie schon 2021 klare persönliche Sympathien für eine Deutschland-Koalition hatte, dann aber von ihrem linken Landesverband zu RRG gedrängt wurde, ist bekannt. Jetzt hat sie die Quittung und die ersten Rücktrittsforderungen aus der Partei sind auch schon da. Auch die Grünen waren an den eigenen Ansprüchen gemessen sehr enttäuschend und haben es versäumt, die SPD- und zum Teil auch (Friedrichshain) Linke-Wähler einzufangen, die dann lieber schnurstracks Richtung CDU marschiert sind.

    So oder so wird die Berliner Innenpolitik künftig deutlich konservativer werden. Selbst wenn noch einmal eine wacklige RRG-Mehrheit zustandekommen, dann wird die SPD die Zeichen (gerade in Bezug auf Migration und Kriminalität) wohl schon zu deuten wissen. Sonst ist bei der CDU das nächste Mal eine "3" vorne dran.
  • Antworten » | Direktlink »
#4 CyrisAnonym
  • 13.02.2023, 16:00h
  • Die SPD war jetzt >20 Jahre an der Regierung.

    Demokratie lebt aber vom Wechsel.

    Und den gibt es nur mit Schwarz-Grün.
  • Antworten » | Direktlink »
#5 SeraphinaAnonym
  • 13.02.2023, 17:26h
  • Antwort auf #4 von Cyris
  • Ja und wo war der große Wandel in Baden-Württemberg mit Grün-Schwarz oder anderen Bundesländern mit Schwarz-Grüner Regierung? Aber gut, wenn sie gerade in Sachen Politik für marginalisierte und ärmere Menschen (die auf dieser Seite von Kommentator*innen gerne klassistisch verächtet werden) Stillstand haben wollen dann nur zu.
  • Antworten » | Direktlink »
#6 aux_Anonym
  • 13.02.2023, 18:09h
  • Antwort auf #3 von Colonel
  • >>"Sonst ist bei der CDU das nächste Mal eine "3" vorne dran."

    Das wollen wir sehen. Daran wäre auch nichts verwerflich.

    Konservative Regierungen werden gebildet, wenn & falls sie eine Mehrheit haben.

    Aber nicht x Jahre zuvor aus vorauseilendem Gehorsam.

    Das wäre eine Wiederholung von 2013, als die SPD mit ihrer Koalitionswahl eine linke Mehrheit im Bundestag ihrer Regierungsoption beraubt, um nicht zu sagen: verraten hat.

    So, als wären SPD-Wähler aus Dummsdorf und hätten nur die Union auf ihrem Wahlzettel nicht gefunden.

    Giffey kann gerne gehen. Aber RGR ist wiedergewählt. Übrigens hat die Koalition seit 2016 nur gute 3 PP verloren, was über gut sechs Jahre Amtszeit als normaler (aber durchaus nicht ununumkehrbarer) Verschleiß durchgehen kann.

    twitter.com/Wahlrecht_de/status/1625018213321830402/photo/1

    Regierungen nutzen sich ab und werden dann auch abgelöst. Aber eben erst dann.
  • Antworten » | Direktlink »
#7 ColonelAnonym
  • 13.02.2023, 18:33h
  • Antwort auf #6 von aux_
  • "Deutlich konservativer" war ja auf die SPD Berlin bezogen und heißt nicht "konservativ" im engeren Sinne. Nur, dass sich der Landesverband mehr dem Kurs der Bundespartei anpassen sollte, anstatt sein eigenes Linksaußen-Süppchen zu kochen. Und wenn ein Großteil der eigenen Wählerschaft sagt, die SPD versage in der Kriminalitätsbekämpfung und bei der Abschiebung Ausreisepflichtiger, dann ist eine entsprechende Kursänderung alles andere als vorauseilender Gehorsam. Sondern schlicht kluge und am Wähler ausgerichtete Politik.
  • Antworten » | Direktlink »
#8 aux_Anonym
  • 13.02.2023, 19:12h
  • Antwort auf #7 von Colonel
  • Knapp 15% abgängiger Wähler zu 2016 sind ein "Großteil" der SPD-Wähler, für die der "linksaußen" Landesverband nun konservative Politik machen soll? Bei jetzt 56% der Sitze im Haus für die Koalition?

    M-hm.
  • Antworten » | Direktlink »
#9 VitelliaAnonym
  • 13.02.2023, 21:49h
  • In Berlin gibt es doch wirklich doofe Beamte, die nicht mal eine Wahl richtig organisieren konnten.
    Deshalb jetzt schon die nächste Wahl - und Giffey und Koalition konnten in der kurzen Zeit nicht viel umsetzen.
    Deshalb liefen die Wähler zur Union und denken, jetzt wird alles besser. ???
    Erst mal das Durcheinander, wer mit wem koaliert. Dann bin ich gespannt, was besser wird.
    Außerdem kostet jede Wahl viel Geld,
    Auch für jeden Murks in der Politik zahlen wir Steuern.
    Für Steuern arbeiten wir (oder haben viele Jahre bis zur Rente gearbeitet) und durften auch keinen Pfusch abliefern in unserem Beruf.
  • Antworten » | Direktlink »