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Los Angeles

10-jähriger Junge wegen Homosexualität getötet: Prozess hat begonnen

Weil er schwul war, wurde er jahrelang von seiner Mutter und deren Freund gefoltert und schließlich ermordet. Vier Jahre nach der Tat wird nun vor Gericht über den Fall verhandelt.


Anthony musste im Alter von nur zehn Jahren sterben, weil seine Eltern homophob sind

Mehr als vier Jahre nach dem Mord an dem zehnjährigen Anthony Avalos hat am 25. Januar der Prozess gegen seine Mutter Heather Barron und ihren Freund Kareem Leiva vor einem Einzelrichter des Superior Court Los Angeles Sam Ohta begonnen. Barron und Leiva sitzen seit ihrer Verhaftung 2018 ohne die Möglichkeit einer Kaution in Haft.

Standen unmittelbar nach der Tat im Juni 2018, die zu dem Tod des Jungen führten, homophobe Motive im Raum, so spielen sie im laufenden Verfahren aus prozesstaktischen Gründen nur eine untergeordnete Rolle. Dies liegt an Besonderheiten im kalifornischen Strafrecht. Die Staatsanwaltschaft fokussiert sich vor allem auf die Brutalität und Gleichgültigkeit gegenüber dem Opfer, mit der die beiden Täter*­innen gegen den Jungen vorgingen. Hintergrund war aber offensichtlich Homophobie – so war bekannt, dass sich Anthony selbst als schwul beschrieben hat und Leiva Mitglied einer kriminellen Organisation war, die ihre Mitglieder wegen Homosexualität getötet haben soll.

Junge wies Folterspuren auf

Die letzten vier Jahre im Leben des Anthony Avalos waren eine fast ununterbrochene Folter, so die "Los Angeles Times". So musste der Junge oft stundenlang eingesperrt in einem Raum ohne Zugang zu Essen, Wasser oder einem WC zubringen. Auf seinem Körper wurden Striemen und Narben unterschiedlichen Alters gefunden, die von Gürteln und Elektrokabeln stammten. Verschorfte und wieder eröffnete Wunden an den Knien waren Folgen einer Tortur, bei der der Junge auf ungekochten Reiskörnern auf Beton knien musste.

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Zu seinem Tod führte schließlich eine Schädelverletzung, die ihm vom Ziehvater Leiva zugefügt worden waren. Dieser hatte das Kind wiederholt auf den Kopf fallen lassen. Als Sanitäter bei ihm eintrafen, war der Junge hirntot und ohne Puls. Geschwister berichteten, dass er seit zwei Tagen "bewusstlos" gewesen sein soll. Staatsanwalt Saeed Teymouri zeigte zum Prozessauftakt abwechselnd das Bild eines jüngeren und gesunden Anthony und eines mit eingesunkenen, blutigen Augen des Jungen. Ein weiteres Bild, das im Krankenhaus entstanden war, zeigt ihn mit Schnitten und blauen Flecken übersät.

Behördenversagen kritisiert

Der Fall weist Ähnlichkeiten zum Fall des achtjährigen Gabriel Fernandez auf, der von seinem Vater für schwul gehalten worden war und im Mai 2013 ebenfalls an einer monatelangen Folter starb (queer.de berichtete). Auch er stammte aus Antelope Valley. Beide Fälle führten zu einer emotional geführten öffentlichen Diskussion um Kindesmissbrauch und Behördenversagen. Denn, wie schon im Fall Gabriel, sahen auch bei Anthony die kalifornischen Jugendschutzbehörden sehenden Auges weg.

Dem Jugendamt, das Anthony betreute, wurden allein 13 Berichte über Kindesmisshandlungen übermittelt. Auch das Sheriffsdepartment des Bezirks Los Angeles erhielt Hinweise darauf, dass Leiva Kinder misshandelte. Anthony wandte sich außerdem hilfesuchend an seinen Lehrer, der wiederum an den Behörden scheiterte. Nachdem die Staatsanwaltschaft es schon im Fall Fernandez nicht vermochte, Mitarbeiter*innen des Jugendamtes strafrechtlich zu belangen, verzichtete sie im Fall von Anthony gänzlich darauf.

Anders als im Fall von Gabriel Fernandez, dessen Vater entsprechend verurteilt wurde, droht den beiden Peiniger*innen des kleinen Anthony nicht mehr die Todesstrafe. Nachdem die Angeklagten im aktuellen Verfahren auf ihr Recht auf ein Geschworenenverfahren verzichteten, nahm auch die Bezirksstaatsanwaltschaft entsprechende Anträge zurück. Die Staatsanwaltschaft strebt nun wegen Mordes mit dem besonderen Merkmal der vorangegangenen Folter und anderem eine lebenslange Haft der beiden an, ohne Aussicht auf vorzeitige Entlassung oder Bewährung. Der Prozess soll sechs Wochen dauern.

#1 DominikAnonym
  • 14.02.2023, 10:54h
  • Es ist sicher richtig zu sagen, dass dieser Junge Opfer eines abscheulichen Verbrechens wurde und ihn homophobe Erwachsene getötet haben. Ich finde aber ehrlich gesagt, dass Homophobie als Motiv hier viel zu harmlos formuliert ist (falls sich alles so bewahrheitet wie es augenblicklich erscheint). Hass, Niedertracht, Kaltblütigkeit und Sadismus sind doch die eigentlichen Motive. Außerdem weiß man nicht, ob dieser Junge wirklich schwul war. Ich meine, er war 10 Jahre alt, also noch ein Kind und noch nicht in der Pubertät. Es kann auch nur eine launenhafte Aussage gewesen sein. Wie man als Mensch sexuell tatsächlich orientiert ist, kann man erst wissen, sobald man physisch auch dazu in der Lage ist, sexuell zu empfinden. Mit 10 Jahren hat man aber in aller Regel noch nicht die körperlichen sprich hormonellen Voraussetzungen dazu (krasse Ausnahmen, wo die Pubertät sogar noch früher einsetzt, gibt es natürlich). In jedem Fall ein entsetzliches Verbrechen und ein erschütterndes Schicksal. Rest in Peace, kleiner Mann.
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#2 KleinredereiAnonym
  • 14.02.2023, 11:26h
  • Antwort auf #1 von Dominik
  • Leider überrascht mich ein Kommentar wie dieser nicht, habe sowas schon kommen sehen.

    Meine Antwort: man kann mit 10 wissen, dass man schwul ist. So war es bei mir! Egal was andere behaupten.

    Ich finde es anmaßend, sich über die Aussagen eines anderen über die eigene Identität so hinwegzusetzen.

    Und ebenso finde ich wichtig, das homophobe Motiv zu betonen. Natürlich war es Homophobie den seinen Geschwistern ist das nicht passiert!

    Wie kann Homophobie nur immer so klein geredet werden, selbst hier. Andere gruppenbezogene Feindlichkeiten werden viel mehr hervorgehoben, nur bei Homo- und Transphobie wird beschwichtigt.
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#3 KleinredenAnonym
  • 14.02.2023, 12:02h
  • Antwort auf #1 von Dominik
  • Noch eine Ergänzung zu meinem vorherigen Kommentar: ich hatte mich schon mit 8 in einen etwa gleichaltrigen Jungen verliebt, als ich mit meinen Eltern im Urlaub war. Ich habe nachts davon geträumt, dass wir befreundet sind, davon, in seinen Armen zu liegen und dass er mich beschützt. Das war Homoromantik. Aber Homoromantik und Homosexualität gehen aus meiner Sicht zusammen. Noch heute ist mein Empfinden anderen Männern gegenüber viel von der Zärtlichkeit geprägt, die ich damals schon empfunden habe.

    Ich habe auch schon vor der Pubertät menen Eltern gesagt, dass ich nie heiraten und Kinder kriegen werde (homo-Ehe gab es damals noch nicht). Auch da wurde mir nicht geglaubt. Wohlwohl, du wirst schon eine Frau finden, du bist noch zu klein. Aber ich wusste es schon.

    Ich bin in den 90ern auf dem Land aufgewachsen, da gab es kein Wort für Homosexualität. Heute mit sozialen Medien und in Lps Angeles ist das anders.

    Hätte ich das Wort gehabt, hätte ich mich höchstwahrscheinlich als Schwul bezeichnet, denn ich wusste sehr früh wo die Reise hingeht. Ich habe auch nie was mit einer Frau ausprobiert weil es immer klar war bei mir.

    Mann kann es in dem Alter wissen. Homophobe behaupten es oft das Gegenteil, unter Verweis man dürfe nicht im jungen Alter aufklären.
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#4 RemoAnonym
  • 14.02.2023, 12:05h
  • Antwort auf #2 von Kleinrederei
  • Ihr redet m.E. etwas aneinander vorbei.

    Man selbst kann mir 10 ahnen oder intuitiv wissen, dass man schwule oder queere Anlagen hat (dazu braucht es auch keine sexuellen Erfahrungen) aber für eine wirkliche sexuelle Identität, die man angemessen beschreiben könnte, braucht es schon die Erfahrungen und Entwicklungen der Pubertät und eine gewissen Reife.

    Das hervorzuheben, ist keine Verharmlosung.
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#5 DominikAnonym
#6 AbelkouwAnonym
  • 14.02.2023, 12:33h
  • Antwort auf #1 von Dominik
  • Unsinn! Und wie man mit 10 wissen kann dass man schwul ist! Eigenartig in ein Kommentar hier die Einschränkung von Homosexualität auf die eigentliche Sexualität zu sehen. Ich war in dem Alter derart in Paul Anka "verliebt" dass meine Mutter mich danach fragte. Es war offensichtlich, hatte aber wenig mit dem sexuellen zu tun.
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#7 RemoAnonym
  • 14.02.2023, 12:34h
  • Antwort auf #3 von Kleinreden
  • Zur Aufklärung gehört es, anzuerkennen, dass es sehr unterschiedliche Weisen und Tempi gibt, wie sich eine sexuelle Identität entwickelt und bewusst wird. Deshalb ist es schon sinnvoll, vor der Pubertät oder auch im jungen Erwachsenenalter Menschen nicht zu früh auf eine Identität festzulegen, denn das macht das Zusammenleben einfacher und beugt Homophobie vor. Es snd ja unter Kindern und Jugendlichen oft diejenigen, die sich ihrer Identität nicht sicher sind, die anfangen zu mobben, weil sie meinen, sie müssten schon in jungen Jahren beweisen, ein "ganzer Kerl" (in ihrer Wahrnehmung) sein.
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#8 NataschaAnonym
  • 14.02.2023, 12:58h
  • Ich spreche hier bewußt nicht von Homophobie. Homophobie definiert die Angst vor gleichgeschlechtlicher Liebe. Zum Einen ist es keine Angst. Die Hasser haben keinerlei Ängste vor den Personen, die sie diesem Spektrum zuordnen. Im Gegenteil, sie fühlen sich diesen überlegen und höherwertig. Der Hass richtet sich gegen diese Menschen, da diese sich dem binären patriarchalen Ordnungsprinzip der Hasser entziehen und sich damit Rechte herrausnehmen, die ihnen im Weltbild der Hasser nicht zustehen. Daher haben sie Ausgenzung, Bestrafung und für manche sogar den Tod verdient.

    Zum Anderen richtet sich der Hass nicht gegen gleichgeschlechtliche Liebe sondern gezielt gegen alles, was nicht eindeutig weiblich ist (also im binären Denkmodel männlich gelesen wird) und nicht den heteronormativen männlichen Stereotypen entspricht.

    Der Hass auf trans Frauen ist eigentlich Schwulenhass. Er tritt immer dann auf, wenn das Passing eben nicht 100% ist und die Vermännlichung der Person eben immer noch erkennbar ist. Die Person wird dann als Normabweichung erkannt und automatisch mit dem Kampfbegriff "schwul" eingestuft.

    Der Hass auf trans Männer ist eigentlich Schwulenhass. Nicht auf den ersten Blick. Trans Männer sind in der Regel nicht als trans auf den ersten Blick erkennbar. Aber eben auf den Zweiten. Zum Beispiel wenn diese solidarisch zum Wohle der jüngeren trans Menschen ihr trans sein offen leben, um die ständige Behauptung, es gäbe ja nur eine verschwindende Minderheit als das zu strafen, was es ist: eine boßhafte Lüge. Oder wenn sie in Umkleidekabine, Gemeinschaftsdusche oder Sauna doch als nicht "normal" und damit nicht dem männlichen Stereotyp entsprechend geoutet werden. Schon greift wieder der Beißreflex: schwul!
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#9 KleinredenAnonym
  • 14.02.2023, 13:13h
  • Antwort auf #7 von Remo
  • Natürlich sollte man niemanden festlegen. Das habe ich auch in keinem meiner Kommentare geschrieben und auch nicht implizit gemeint.

    Ich bezog mich nur darauf, dass Dominik geschrieben hat, der Junge könne ja gar nicht schwul gewesen sein und das sehe ich anders, aus meiner eigenen Biografie.

    Niemand sollte sich festlegen müssen und man sollte niemanden festlegen. Dazu gehört dann aber genauso, dass sich jemand festlegen darf.

    Natürlich hat ein 10 jähriger nicht eine sexuelle Identität wie sie ein Erwachsener haben kann. Aber es sollte akzeptiert werden, dass sich ein 10 jähriger als schwul outet.

    Und er hat immernoch mehr Ahnung von dem was in ihm vor sich geht, als du, Dominik oder jemand anderes mit der Aussage der Junge wäre in Wahrheit gar nicht schwul gewesen.
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#10 indigoAnonym
  • 14.02.2023, 13:43h
  • Antwort auf #9 von Kleinreden
  • Ich stimme dir voll und ganz zu.
    Und ich möchte hinzufügen, dass mit dem gleichen "Argument" Transkindern abgesprochen wird, zu wissen, wer sie sind.
    "Das wird denen ja bloß eingeredet."
    "Die hören das irgendwo und wollen das sein."
    Wie du hatte ich nie von "trans" gehört und wusste trotzdem schon als Kleinkind, dass ich so nicht richtig bin. Ich kannte den Begriff "schwul",, ehe mir klar wurde, dass ich es bin, aber ich habe in der Biografie von schwulen Männern oft gehört / gelesen, dass sie es schon als Kind wussten.
    Ist ja auch logisch - wir werden so geboren!
    In dem "das wird ihnen eingeredet" / "das bilden die sich ein" schwingt immer noch mit, dass man sich für eine andere sexuelle Orientierung oder eine andere Geschlechtsidentität entscheidet.
    Was angesichts all des Hasses gegen uns völliger Unsinn ist.
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