Dunja Mijatovic ist seit 2018 die Menschenrechtskommissarin des Europarats (Bild: IMAGO / photothek)
Ein wichtiger Vorstoß: Die Menschenrechtskommissarin des Europarats, Dunja Mijatovic, hat die Mitgliedstaaten aufgerufen, sogenannte Konversionstherapien zur Änderung der sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität von LGBTI zu unterbinden. "Diese Eingriffe werden in Europa weiterhin praktiziert, oftmals völlig legal und generell unter einem medizinischen oder religiösen Vorwand", kritisierte Mijatovic in einem am Donnerstag in Straßburg vorgelegten Bericht.
Sogenannte Konversionstherapien haben das Ziel, die sexuelle Orientierung oder geschlechtliche Identität der "Patient*innen" gezielt zu ändern. Dabei kommen verschiedene Methoden wie Elektroschocks, die Einnahme von Hormonen oder exorzistische Riten zum Einsatz.
Dieses Vorgehen habe "schädliche Folgen", die "tiefgreifend und dauerhaft" seien, kritisierte die Menschenrechtskommissarin des Europarats. Dennoch sei es für die Betroffenen schwierig, den ihnen zugefügten Schaden anerkennen zu lassen und Schmerzensgeld zu erhalten. "Diese Situation ist nicht mehr tragbar", betonte Mijatovic.
Zwei Prozent aller queeren Menschen mit "Therapien" gefoltert
Ihr Bericht verweist auf Schätzungen, wonach in der Europäischen Union zwei Prozent der queeren Menschen eine sogenannte Konversionstherapie hinter sich haben. Fünf Prozent von ihnen wurde demnach zumindest eine "Heilung" nahegelegt. Die tatsächlichen Zahlen könnten noch deutlich höher sein, erklärte Mijatovic.
Nach ihren Angaben gibt es immerhin seit einigen Jahren immer mehr Verbote solcher Praktiken. Als erstes europäisches Land beschloss Malta 2016 ein solches Verbot (queer.de berichtete). Es folgten Länder wie Griechenland, Albanien und Frankreich. In Deutschland sind sogenannte Konversionstherapien seit 2020 ne Minderjährigen verboten. Verstöße können mit einer Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr bestraft werden (queer.de berichtete).
Mijatovic rief die Mitglieder des Europarats auf, "präzise und anwendbare Verbote" zu beschließen. Damit sollten sie "ein starkes Signal an die Gesellschaft" gegen die Ausgrenzung sexueller und geschlechtlicher Minderheiten senden.
Dem Europarat gehören mehr als 40 Staaten an. Die Organisation versteht sich als Hüterin der Menschenrechte. (cw/AFP)
Aber selbst dort, wo nicht Methoden angewendet werden, die unter "Folter" gefasst werden, hinterlässt solche Gehirnwäsche schwerste psychische Schäden.
Das gehört verboten. Ohne Ausnahme.
Da ist auch in Deutschland noch Handlungsbedarf.