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Schwuler CDU-Politiker im Podcast "Wir"

Spahn: "Ich wäre in den Neunzigern niemals Bundesminister der CDU geworden"

Der Christdemokrat spricht in einem Podcast darüber, dass er sich als Konservativer wohl fühlt – und warum der frühere schwule Abgeordnete Volker Beck das Münsterland nicht erreicht hätte.


Jens Spahn sitzt bereits seit 2002 als im Münsterland stets direkt gewählter Abgeordneter im Bundestag. In der Öffentlichkeit besonders bekannt wurde er als 16. Bundesgesundheitsminister – dieses Amt hatte er zwischen März 2018 und Dezember 2021 inne (Bild: Deutscher Bundestag / Simone M. Neumann)

Der CDU-Hoffnungsträger Jens Spahn hat in der am Mittwoch veröffentlichten neuesten Folge von "Wir. Der Mutmach-Podcast" über sein Leben als offen schwuler Christdemokrat gesprochen.

In dem knapp 45-minütigen Gespräch wurde er etwa darauf angesprochen, dass er die CDU als "Klimaschutzpartei" bezeichnet hatte, was bei einigen Personen Kopfschütteln ausgelöst hatte. Daraufhin brachte Spahn die Klima-Thematik mit der Queerpolitik in Zusammenhang: "Es gibt das schöne Zitat: 'Konservativsein heißt manchmal auch das für die Zukunft zu bewahren, was man vielleicht vor 20 Jahren noch bekämpft hat. Oder [es heißt] den Fortschritt so zu verlangsamen, dass er auch für die breite Masse erträglich ist.'"

Diesem zugespitzten Zitat stimme er zu: "Ich hab das beim Thema 'Homosexualität' […] schon mal gesagt. Die Volker Becks und Klaus Wowereits dieser Welt haben einen richtigen Avantgardekampf mit vielen anderen geführt, dafür, dass Schwulsein, Lesbischsein oder Queersein eine ganz andere Normalität hat. [...] Aber Volker Beck hätte das Dorf im Münsterland nie erreicht. Das kann am Ende nur die CDU."

Twitter / jensspahn | Zuletzt profilierte sich Jens Spahn als Klimapolitiker
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Volker Beck saß zwischen 1994 und 2017 für die Kölner Grünen im Bundestag. Er galt als treibende Kraft hinter dem Lebenspartnerschaftsgesetz und kämpfte für die Öffnung der Ehe, die er kurz vor dem Ende seiner Parlamentslaufbahn noch miterlebte.

Spahn: Einige wollten Schwulsein gegen mich verwenden

Spahn erklärte auch, dass er anfangs durchaus wegen seiner sexuellen Orientierung innerparteilichen Widerstand erfahren habe. So sei vor 20 Jahren "von einigen wenigen" in seiner Partei versucht worden, "mein Schwulsein zum Thema zu machen" und es gegen ihn zu verwenden. Dies habe sich am Ende aber gegen diese Leute gewendet.

Richtig sei aber auch: "Ich wäre in den Neunzigerjahren niemals Bundesminister der CDU geworden", wenn er bereits damals offen schwul gelebt hätte. Die Welt habe sich aber seither weiterentwickelt – "auch die CDU, Gott sei Dank". Früher habe es eine "ganz andere Erfahrungswelt" sowohl für Hetero- als auch für Homosexuelle gegeben – mit Versteckspielen oder "blöden Sprüchen". Spahn weiter: "Man muss sich bewusst machen, dass ziemlich viel passiert ist in kurzer Zeit."

Zwar attestierte der 42-Jährige mit Blick auf Akzeptanz queerer Menschen auch: "Wir sind noch nicht da, wo wir hin wollen." Aber man habe bereits einen großen Weg zurückgelegt.

Spahn: Konservative sind gelassen und nicht dogmatisch

In dem Podcast verteidigte er auch den Konservatismus gegen andere Gedankenwelten: "Sozialismus, Kommunismus, Faschismus – hier war immer die Idee, das perfekte System auf Erden zu schaffen. […] Aber wenn die Menschen nicht zur Idee gepasst haben, dann wurden sie mit Gewalt angepasst", beklagte er. Der liebe Gott mache aber das Paradies, so der frühere Ministrant, der Mensch könne die Welt nicht perfekt machen. "Er macht Fehler. Er kann nur immer wieder daraus lernen und es besser machen", so Spahn weiter. Diese (konservative) Einstellung führe zu einer "gewissen Gelassenheit" und verhindere Dogmatismus.

Spahn kritisierte in dem Podcast auch katholische Kreuzzüge oder Hexenverbrennung als "menschliche Irrtümer". Dabei habe die "Gelassenheit" gefehlt, "dass sich der liebe Gott schon was dabei gedacht hat, dass die Menschen so vielfältig sind".

Zum Ende nahm Spahn auch Stellung zu den neuen Modewörtern "woke" und "Identität", mit denen Konservative gerne über "Linke" schimpfen. Konkret sagte der Christdemokrat, er habe als überzeugter Konservativer Probleme mit "manchen dieser woken Identitäts-Definitions-Kisten". Spahn weiter: "Ich hab nicht für mich definiert, dass ich schwul bin. Ich bin's einfach. Ich weiß nicht, wer es entschieden hat, der liebe Gott? Aber wenn jetzt irgendwelche Leute sagen, man könne jeden Tag für sich neu definieren, was man ist, das rührt, finde ich, an den Grundfesten von emanzipatorischen Fragen – Frauenemanzipation, Homosexuellenemanzipation, Minderheitenemanzipation." Man könne nicht alles zur Identitätsfrage erklären. (dk)

#1 OlliAnonym
  • 16.02.2023, 15:42h
  • Ha! Dieser Heuchler! Er ist doch gerade einer von den opportunistischen Typen, die sich jahrelang um der Karriere in einer pseudodemokratischen Partei bedeckt gehalten haben und kein Interesse an der Sache hatte!

    Eben dieser Jens Spahn hat noch ein Jahr vor Merkels beiläufigem Satz im Interview, dass man diese Abstimmung doch freigeben könne, getönt, dass es eben Partnerschaften gibt, die weniger wert seien, als die von zwei Männern oder zwei Frauen. Und das als Schwuler, der da schon ewig mit einem Mann zusammenlebte. Nur Alice Weidel schafft es, diese Niedertracht zu überbieten.

    Mir ist es so oder so ein Rätsel, wie man als Schwuler Mitglied in der CDU sein kann, ohne die Achtung vor sich selbst zu verlieren. Alleine schon deshalb, weil man auf Bundesebene mit seinem Kreuz die Typen von der CSU frei Haus mitgeliefert bekommt. Und gerade diese Partei hat sich bis zuletzt immer gegen uns gestellt. Dass Spahn nicht einmal während der jahrzehntelangen Hetze aus Bayern, gegen alles, was nicht hetero und weiß ist und Trachten trägt, den Mund aufgemacht hat, verzeihe ich ihm niemals. Spahn ist ein Opportunist wie er im Buche steht und soll sich jetzt bitte nicht darüber beschweren, dass einer wie er in 90ern niemals hätte Minster in der CDU werden können. Dann tritt man eben aus dem Verein aus und wird in einer anderen Partei, die einen nicht nur auf Darkrooms, Sex, Party, Aids und Drogen und sonst was reduziert Minister.

    Widerlich solche Leute!
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#2 MagsAnonym
#3 BunteWeltAnonym
  • 16.02.2023, 17:21h
  • Die CDU hätte sich ohne ein politisches Sprachrohr wie Volker Beck nicht weiterentwickelt. Dank ihm reicht die Ehe für alle bis in die kleinste Ecke de Münsterlands.
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#4 andyAnonym
  • 16.02.2023, 19:00h
  • Volker Beck hat mich als Münsterländer durchaus erreicht. Spahn war jahrelang Direktkandidat in meinem Wahlkreis. Ich habe ihn nie gewählt.... hat mich wohl nicht erreicht der Herr.
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#5 NairaAnonym
  • 17.02.2023, 07:19h
  • Sein wahres Gesicht zeigt dieser Unmensch bei Böttinger im Podcast, was er da über Tessa und Trans Themen schwurbelt, ich fand das entsetzlich so ein Heuchler, und Konformist eine Schande, dass er sich zur queeren Gemeinschaft zählt
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#6 Wohnung 17Anonym
  • 17.02.2023, 08:14h
  • Antwort auf #5 von Naira
  • Danke für die Bestätigung - ich habe insbesondere auch wegen seines Auftretens in der Öffentlichkeit und und insbesondere in der sehr empfehlenswerten, aber wegen seines Wesens nur schwer erträglichen Folge von "Chez Krömer", bislang einen Riesenbogen um die Folge des ansonsten sehr guten Podcasts von Böttinger gemacht. Wird damit auch so bleiben. Der Mann ist mir einfach zuwider.
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#7 kermitkoelnAnonym
  • 17.02.2023, 08:38h
  • Das zweite Wort des Artikels irritiert mich dann doch etwas. Hoffnungsträger? Wie ist das denn hier reingeraten?
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#8 KarlAnonym
  • 17.02.2023, 09:34h
  • Antwort auf #1 von Olli
  • gibt scheinbar noch andere Themen mit denen sich solche Leute auseinandersetzen als nur >>Schwulsein<<.
    Die meisten treffen Ihre Wahlentscheidung sicher auch nicht anhand von LGBT-Schwerpunkten, sondern anhand dessen was sie gesamtgesellschaftlich als besten Kurs empfinden.
    Da gilt es dann abzuwägen welche Menge an Zielen mit wem erreichbar sind.
    Auch das ist Teil des Spektrums innerhalb der LGBT Community den man tollerieren und akzeptieren sollte. Die Community ist eben keine Partei
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#9 AndreAnonym
#10 NevermindAnonym
  • 17.02.2023, 10:11h
  • Seinen Job als Gesundheitsminister hat er nicht schlecht gemacht, fand ich. Prep als Kassenleistung ist nur ein Beispiel, von dem viele von uns profitieren und auch die Corona-Krise hat er alles in allem nicht schlecht gemanagt. Und allein sein Auftreten als offen schwuler konservativer Spitzenpolitiker hat mMn viel zur Akzeptanz unserer Community auch in CDU-Kreisen, aber auch insgesamt beigetragen. Von daher verstehe ich die pauschale Ablehnung, die ihm hier entgegenschlägt, nicht so ganz. Ich wähle auch keine CDU, aber sie ist für mich wesentlicher Bestandteil des demokratischen Parteienspektrums und kein Hassobjekt.
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