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Berlinale

Eine schwule Beziehungskrise am Köcheln

Vom Ende seiner letzten Beziehung ließ sich der Schauspieler Fabian Stumm zu seinem Regiedebüt "Knochen und Namen" inspirieren. Der Film, in dem er auch eine der Hauptrollen spielt, feierte am Sonntag Premiere.


Der Schauspieler Fabian Stumm legt mit "Knochen und Namen" sein Regie- und Drehbuch-Langfilmdebüt vor (Bild: Postofilm)

Schon wieder queeres Kino, das auf die Knochen geht. Nach Luca Guadagninos "Bones and All" präsentiert nun Fabian Stumm sein Beziehungsdrama "Knochen und Namen". Statt Timothée Chalamet übernimmt der gelernte Schauspieler gleich selbst die Hauptrolle bei seinem Kinodebüt, wofür er zugleich das Drehbuch schrieb. Die Premiere feierte der Erstling am Sonntagabend auf der Berlinale in der Reihe "Perspektive Deutsches Kino".

"Und ich? Was ist mit mir?" – "Das ist nicht mein Problem!". "Warum bist du so kalt?" – "Ich muss mich schützen." So klingen gleich zu Beginn die Dialoge in diesem Beziehungsdrama zwischen Schauspieler Boris (Fabian Stumm) und Schriftsteller Jonathan (Knut Berger). Seit acht Jahren sind die beiden ein Paar. Die seit einige Zeit schon schwelende Krise macht sich immer deutlicher bemerkbar. Während der Autor sich zunehmend in seinem neuen Roman verliert, kommt der Schauspieler bei Proben dem jungen, attraktiven Kollegen Tim (Magnus Mariuson) näher. "Du machst etwas mit mir!", soll Boris laut Drehbuch bei der Probe zu Tim sagen. Ein Satz, der alle Beteiligten noch einholen wird.

Die Kunst imitiert das Leben – und umgekehrt

Auch bei anderen Gelegenheiten kommt das dramaturgische Konzept immer wieder zur Geltung: Die Kunst imitiert das Leben – und umgekehrt. Und so findet sich jener Streit zu Beginn mit genau denselben Worten bei der Filmprobe wieder. Die Masche mit der Doppelung strickt Fabian Stumm auch gern selbstironisch weiter. Etwa wenn das Paar im Bett heftig über mögliche Nacktszenen im neuen Film von Boris streitet. Jonathan hat große Bedenken, derweil dessen Darsteller noch während des Streitens vom Bett aufsteht – und prompt schwanzwedelnd durchs Zimmer läuft.


Boris und Jonathan sind an einem Punkt angekommen, an dem sie die gemeinsamen Abende auch getrennt verbringen könnten (Bild: Postofilm)

Die Beziehungskrise köchelt weiter. Da streiten die beiden nach einem Kinobesuch über die eine Szene von "Die letzte Brücke" mit Maria Schell: Rührselig oder rührend? Und als Jonathan stolz zum Radio-Interview über sein neues Buch aufbricht, verweigert Boris die Begleitung mit der schnöden Begründung, er höre sich das lieber im Radio an.

Gelungene Wiedererkennungseffekte

Für Fabian Stumm war sein Debüt die Reaktion auf das Ende seiner letzten Beziehung. "Ich wollte mich mit den Säulen auseinandersetzen, die mein Leben ausmachen. Mich erinnern, was daran gut und stabil ist, was mir Angst oder mich traurig macht und warum das so ist", erklärt der Autor und Regisseur seine Motivation. "Wirklich bewusst ist mir das aber erst im Nachhinein geworden, vor und während dem Dreh gab es nur diesen inneren Motor, der mich angetrieben hat. In gewissem Sinne hat der Film mich mit mir selbst ausgesöhnt und neu verbündet." Dieses Herzblut ist seinem Film deutlich anzumerken.

Etliche Szenen bieten gelungene Wiedererkennungseffekte sowie reichlich clevere Dialoge. Andere kokettieren ein bisschen arg mit der eigenen Cleverness und wirken bisweilen überkonstruiert. Aber hey: Das ist ein Debüt, ein engagierter Erstling obendrein. Hübsch authentisch mit originellen Einfällen. Der Verzicht auf jede Förderung sorgt sichtlich für kreative Freiheit! Wer auf der Berlinale keine Gelegenheit hat: Salzgeber bringt die "Knochen" in die Kinos. Es muss schließlich nicht immer Timothée Chalamet sein!

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Weitere Vorführtermine auf der Berlinale

21.03.2023, 10 Uhr, Kino Cubix 6 (Q&A)
22.03.2023, 16.30 Uhr, Zoo Palast 3,4,5
23.03.2023, 21.30 Uhr, Filmtheater am Friedrichshain