Hauptmenü Accesskey 1 Hauptinhalt 2 Footer 3 Suche 4 Impressum 8 Kontakt 9 Startseite 0
Neu Presse TV-Tipps Termine
© Queer Communications GmbH
https://queer.de/?44726

NDR-Krimi

Trans Mann im "Polizeiruf": Schauspieler lobt "vielschichtige Figur"

Jonathan Perleth spielt die Titelrolle im umstrittenen Krimi "Polizeiruf 110: Daniel A." Als die Casterin auf ihn zukam, war er noch in Bern an der Schauspielschule und hatte erst ein halbes Jahr Testosteron genommen.


"Polizeiruf 110: Daniel A.": Jonathan Perleth spielt Daniel A. (Bild: NDR / Christine Schröder)

Jonathan Perleth (geb. 1994) spielt im umstrittenen "Polizeiruf 110: Daniel A.", der am Sonntagabend im Ersten gezeigt wurde und jetzt in der ARD-Mediathek verfügbar ist, den liebenswerten und ob des drohenden Outings sehr verzweifelten Daniel Adamek, in dessen Pass noch der Deadname steht. Dass dem Rostocker Schauspieler diese Darstellung glaubhaft gelingt, könnte mit seiner eigenen Lebensgeschichte zusammenhängen, denn auch er ist ein trans Mann. Aus der Community gab es an der Darstellung der Figur und der Handlung jedoch auch Kritik: "Ab Minute zwei beginnt das Trans-Bullshit-Bingo", schrieb unser Kritiker Beau Maibaum.

Über die Castingphase erzählte Perleth dem Sender: "Als ich die erste Mail von der Casterin Mai Seck bekam, war ich noch in Bern an der Schauspielschule. Ich hatte gerade erst ein halbes Jahr Testosteron genommen, sah also noch relativ weiblich aus. Aber auf den ganzen Casting-Portalen, auf denen man mich eventuell hätte finden können, hatte ich meinen Namen schon zu Jonathan geändert. Darum war mir gleich relativ klar, dass eine trans Person gesucht wird."

"Ich hatte Sorge, dass das Thema oberflächlich bleibt"

Jonathan Perleth freute sich über die Anfrage, doch er war auch skeptisch: "So viele trans Personen hat man im öffentlich-rechtlichen Fernsehen ja noch nicht gesehen, und ich hatte, ehrlich gesagt, Sorge, dass das ganze Thema ein bisschen oberflächlich bleibt und es um eine Figur geht, die hauptsächlich aus Stereotypen besteht", sagt er dem NDR. Das Drehbuch konnte ihm die Sorgen aber offenbar nehmen. "Ich habe mich sehr gefreut, als ich schließlich mit der Einladung zum Casting auch das Buch bekam und sah, dass Daniel A. eine gut geschriebene, vielschichtige Figur mit eigenen Antrieben war – eine Rolle, die ich mir richtig erarbeiten musste", schwärmt er.

Daniels größte Angst im Krimi ist, dass sein Vater Frank Adamek (Jörg Witte, 58) von seiner Transition erfährt. Denn der Polizist wünscht sich eine ganz "normale" Familie, wurde aber von seiner Frau verlassen und kümmert sich seither zusammen mit Daniel um seine andere noch minderjährige Tochter und deren Baby. "Ich finde die Angst der Figur [Daniel, Red.] total nachvollziehbar. Es kommt tatsächlich auch heute noch vor, dass Kinder von ihren Eltern rausgeschmissen werden, weil sie queer sind", sagt Perleth dazu. Es tue sich zwar viel in der Gesellschaft, aber trotzdem gebe es das alles noch.

Weiter erklärt er zum Seelenzustand seiner Figur: "Es geht dabei ja auch nicht nur um das Worst-Case-Szenario, dass man am Ende alleine auf der Straße steht, sondern da hängt emotional noch mehr dran. Denn wenn's schlecht läuft, kann sich die Beziehung zur Familie sehr verschlechtern, oder sie bricht ganz ab [...] mir erschien diese Geschichte sehr plausibel."

Sollte eine trans Figur von einer Person gespielt werden, die trans ist?

Auf die Frage, ob es wichtig sei, dass eine trans Figur von einer Person gespielt werde, die selbst trans ist, sagt Jonathan Perleth: "Vor allem ist wichtig, dass Geschichten mit trans Figuren überhaupt erzählt werden."

Doch auch bei der Besetzung spielt es für ihn aus einem bestimmten Grund eine Rolle. "Grundsätzlich finde ich schon, dass man versuchen sollte, trans Figuren von trans Personen spielen zu lassen. Aber nicht, weil ich finde, dass wir trans Personen so eigen und so anders wären, dass sich niemand in uns einfühlen kann. Dieser Gedanke widerstrebt mir." Vielmehr gehe es darum, dass es mehr Repräsentation brauche. Und die Frage danach stelle sich bei trans Personen noch mal "anders, als wenn es zum Beispiel um sexuelle Orientierung" gehe, sagt Perleth.

Wenn man einen trans Mann im Film mit einer Frau besetze oder eine trans Frau mit einem Mann, spiele man dem transfeindlichen Diskurs in die Hände. Denn da heiße es: "Ach, das ist doch nur ein Mann in Frauenkleidern." Oder: "Das ist doch nur eine Frau, die nicht Frau sein will und deswegen so tut, als wäre sie ein Mann." Spielt beispielsweise ein Schauspieler eine trans Frau, passiert aber genau das: "Dann sieht man letzten Endes doch tatsächlich einen Mann in Frauenkleidern oder eine Schauspielerin, die versucht, ein Mann zu sein [...] Deshalb ist die Frage, wer wen darstellen kann oder sollte, wenn es um trans Personen geht, noch mal eine ganz andere. Weil es hier eben auch um eine körperliche Repräsentation geht", erklärt Perleth.

Im "Polizeiruf 110: Daniel A." gibt es eine kurze Szene, in der Daniel beim Umziehen oben ohne zu sehen ist. "Diese Szene haben wir relativ spät gedreht, und Dustin [Regisseur Dustin Loose, 36, Red.] war so sehr darauf bedacht, dass für mich alles in Ordnung ist, dass ich dann, was das Nacktsein angeht, gar kein Problem hatte", erzählt Jonathan Perleth. Und er fügt hinzu: "Das war eigentlich easy. Komischerweise war es für mich schwieriger, in Damenunterwäsche dazustehen, das war schlimmer, weil es so weiblich konnotiert ist." (cw/spot)

#1 SchonProfil
  • 20.02.2023, 06:06hFürth
  • Wir haben gestern den Polizeiruf gesehen und fanden ihn beide gut und spannend.
  • Antworten » | Direktlink »
#2 LothiAnonym
#3 Ith_Anonym
  • 20.02.2023, 09:22h
  • Tss.

    Ich muss das hier leider kürzer fassen, als es das verdient, weil ich, wie so viele von uns, momentan einen erheblichen Teil meiner Freizeit damit beschäftigt bin, cis-Bekannten zu erklären, dass ihre neueste Empfehlung zu einer total "einfühlsamen und differenzierten" Rezension zu Hogwarts Legacy vor Uninformiertheit strotzt und was das soll, dass man mit einer Followerzahl von xyz unbedingt eine "Cissen, die keine Ahnung haben, erklären Cissen, die noch weniger Ahnung haben, was an JKRs Transfeindlichkeit schlimm ist und was nicht und wie sehr es eure eigene Sache ist, ob ihr dieses Spiel kaufen wollt"-Rezension empfehlen mussten, statt irgendwas von Betroffenen herauszusuchen, wo sich jemand mit der Historie zu JKRs Transfeindlichkeit wirklich _auskennt_, also...

    ... es ist gerade alles sehr, sehr nervig und ich muss arbeiten.

    Zunächst mal finde ich gemessen an den Statements die Überschrift unangemessen naiv.
    Zum Subtext der Überschrift: Von einer Rezension mit Kritikpunkten oder auch Kritikpunkten, wie ich sie in den Kommentaren selbst geschrieben habe, auf einen "umstrittenen" Krimi zu schließen, finde ich irgendwie auch härter formuliert, als das angemessen ist. Also, sicher, Beef generiert Klicks. Man war sich aber doch eigentlich einig, dass einiges richtig gemacht wurde, und das fällt mir hier zu sehr unter den Tisch.

    Dann finde ich es einen etwas fiesen Move, mit so einer auf Beef ausgelegten Überschrift einzuleiten, wenn die Statements an sich doch echt okay sind und ziemlich durchdacht klingen. Wozu soll das bitte führen? Dass man als trans*-Medienkritiker*in und alter Hase in Sachen erlebter Transfeindlichkeit hingeht und jemanden auseinandernimmt, der mit seinem Job eigentlich das umsetzt, wofür man diese ganze Kritik an der Cistem-Medienlandschaft schreibt?

    Ich meine, wir können hier gerne die Diskussion "trans*-Leute verschiedener Generationen diskutieren aus ihren verschiedenen Perspektiven das Zeitgeschehen" nachholen, das Beau Maibaum sich in der Rezension als Bestandteil des Krimis gewünscht hätte, aber das machen wir von meiner Seite aus dann bitte konstruktiv (oder versuchen es zumindest).

    Wie ich das sehe, ist es nicht die Aufgabe von Schauspieler*innen, Drehbücher zu schreiben (oder zu korrigieren) und Regie zu führen, und von daher... ist es meines Erachtens nicht in Ordnung, als Schutzschild für problematische Tropes, die vor allem deswegen ein Problem sind, weil sie die Darstellung im Gesamtfeld der "Filme, die irgendwas mit trans* zeigen" dominieren, und von denen einiges sehr okay wäre, wenn man es nur für sich selbst und isoliert betrachtet, ausgerechnet die eine trans-Person hinzustellen, die an der Sache mitgewirkt hat.
    Es gibt das Berufsfeld des Sensitivity Readings, und obwohl das nicht die Aufgabe von Schauspielenden ist, sehe ich in der Hinsicht da sogar eine recht gute Bewusstheit, und vielleicht auch eine Bereitschaft, sich nicht für wirklich schädlichen Kram hergeben zu wollen. Was will ich denn von einem Schauspieler bitte sonst noch erwarten?
    Damit jemand schöne trans-Repräsentation schauspielern kann, muss die erstmal geschrieben werden.

    Und dann: Was erwarte ich bitte von einem Schauspieler, der am Anfang seiner Karriere steht? Dass er sich erstmal öffentlich hinstellt und der Filmwelt beweist, dass man ihn besser nicht engagiert, weil er anschließend der Welt erzählt, dass er meint, das mit der Regie und dem Drehbuch selbst besser zu können als die Leute, mit denen er zusammengearbeitet hat?
    Ernsthaft?
    Was erwartet man von trans-Personen auf der anderen Seite des Mediums, aka Kritiker*innen und Zuschauende - dass wir aufhören, von Tropes genervt zu sein, sobald mal die Forderung erfüllt wurde, die Rolle mit einer trans-Person zu besetzen (und gute Gründe dafür stehen oben ja bereits)? Cis-Leute aus dem Schneider lassen und mit problematischem Kram durchkommen lassen, weil schließlich einer von uns daran mitgearbeitet hat, den das auch treffen könnte?

    Also, wenn wir mögen, können wir einige Punkte gern noch herausgreifen und aus verschiedenen Perspektiven beleuchten.
    Aber nicht beefy, bitte.
    Meinetwegen hätte man hier viel eher "wieso trans-Repräsentation wichtig ist" drüberschreiben können. Inhaltlich hätte es das besser getroffen.
  • Antworten » | Direktlink »
#4 snafuAnonym
  • 20.02.2023, 11:36h
  • Meine 3 Lieblingsstellen aus dem Film:
    1. Armin: Ich bin Transmann und Autoschrauber. Frau König: Cool....Autoschrauber!
    2. Die Schminkszene, in der die ganze erniedrigende Performance wider Willen bei Daniel rüberkommt.
    3. Die Babybetreuung der 15jährigen Schwester kostet viel mehr Nerven als Daniels Transition. Da soll mal einer sagen, cis-Heteros machen keine Probleme.
  • Antworten » | Direktlink »
#5 SchonProfil
#6 ServicehinweisAnonym
#7 SchonProfil
  • 20.02.2023, 22:02hFürth
  • Antwort auf #3 von Ith_
  • "Was erwartet man von trans-Personen auf der anderen Seite des Mediums, aka Kritiker*innen und Zuschauende"

    Ich kann nur für mich sprechen, ith_. Seit ich mit NBSternchen Kontakt habe, habe ich im letzten Monat mehr über Transmänner gelernt als in meinem Leben davor. Ich habe sehr viele Clips in Youtube angesehen und auch im Abo.

    Ich denke ich bin keine Ausnahme.

    Manchmal braucht es einen Schmetteringsflügelschlag, um die Welt zu bewegen. Auch wenn der Polizeiruf für viele Trans oberflächlich, falsch oder was auch immer war, wenn es ein paar hundert oder tausend Menschen dazu bewegt hat, sich mit Trans zu beschäftigen, war der Film gut.
    Ganz sicher war es nicht der letzte Film zu Transmenschen.
  • Antworten » | Direktlink »
#8 RemoAnonym
  • 20.02.2023, 23:35h
  • Antwort auf #5 von Schon
  • "beefy"sein oder "Beef haben mit jemandem" ist ein Modeausdruck, der aber gerade in den letzten Monaten allgemein gebräuchlich wird. Es bedeutet soviel wie "mit jemandem im Clinch liegen" "Streit haben / auf Streit aus sein" "gegenüber jemandem auf Krawall gebürstet sein" o.ä.
  • Antworten » | Direktlink »
#9 SchonProfil
#10 SchonProfil
  • 21.02.2023, 06:36hFürth
  • Antwort auf #6 von Servicehinweis
  • "Was ist Google?"
    Das ist eine Internet-Suchmaschine, die derzeit am häufisten genutzt wird. Alternativen waren/sind Altavista und Bing. Nach einer Eingabe von Suchbegriffen zeigt eine Suchmaschine Beiträge im Internet, die sich auf die Suchbegriffe beziehen, sortiert nach einem Rankingalgorithmus.
    Machen Dir solche "Rückfragen" Spaß oder was stimmt sonst mit Dir nicht?
  • Antworten » | Direktlink »

alle (neue zuerst) alle (chronologisch)