Hauptmenü Accesskey 1 Hauptinhalt 2 Footer 3 Suche 4 Impressum 8 Kontakt 9 Startseite 0
Neu Presse TV-Tipps Termine
© Queer Communications GmbH
https://queer.de/?44741

Uniklinikum Düsseldorf

Durchbruch? Dritte HIV-Heilung nach Stammzellübertragung

Nach ähnlichen Fällen in Berlin und London nun der "Düsseldorfer Patient": Erneut hat eine spezielle Therapie einen HIV-Infizierten vom Virus befreit. Ließe sich die Methode verbreitet einsetzen?


Mediziner*innen des Universitätsklinikums Düsseldorf ist es gelungen, einen krebskranken HIV-Patienten mithilfe einer Stammzellentransplantation von beiden Erkrankungen zu heilen (Bild: IMAGO / Future Image)

Zum dritten Mal weltweit ist es gelungen, einen krebskranken HIV-Patienten mithilfe einer Stammzellentransplantation von beiden Erkrankungen zu heilen. Das berichten Mediziner*innen des Universitätsklinikums Düsseldorf im Fachblatt "Nature Medicine".

Nachdem eine derartige Therapie bereits beim "Berliner Patienten" und beim "Londoner Patienten" erfolgreich angewandt wurde, hofft das Forschungsteam auf Behandlungsmöglichkeiten auch für HIV-Infizierte ohne Krebs und setzt dabei auf gentherapeutische Ansätze. Unabhängige Expert*innen sehen allerdings noch gravierende Hindernisse.

Der Genesungsweg

Bei dem "Düsseldorfer Patienten" war 2011 drei Jahre nach seiner HIV-Diagnose eine akute myeloische Leukämie (AML) – eine Form von Blutkrebs – festgestellt worden. 2013 erhielt er eine Stammzellentransplantation. "Ziel der Transplantation war von Beginn an, sowohl die Leukämie als auch das HI-Virus in den Griff zu bekommen", erklärte Guido Kobbe von der Uniklinik Düsseldorf, der den Eingriff durchführte.

Die Stammzellen verfügten – wie auch jene zweier vergleichbarer Fälle aus Berlin und London – über eine spezifische Genmutation namens CCR5Δ32 (CCR5-Delta32). Diese Mutation, die vor allem bei Menschen aus Nord- und Mitteleuropa vorkommt, insgesamt aber sehr selten ist, sorgt für das Fehlen einer Andockstelle für HIV auf den Immunzellen. Ohne eine solche Andockstelle findet das Virus keine Eintrittspforte und kann die Zellen nicht infizieren, was Träger*innen der Mutation nahezu resistent gegen den Erreger macht.

Tatsächlich führte die Transplantation zu einer Remission der HIV-Symptome, so dass das Behandlungsteam 2018 entschied, die antivirale HIV-Therapie abzusetzen. Die folgende mehrjährige Überwachung des Patienten belegte den anhaltenden Erfolg: Heute sprechen die Wissenschaftler*innen von einer vollständigen Heilung des mittlerweile 53-Jährigen.

Björn Jensen, Teil des internationalen Ärzteteams, bilanzierte: "Wir können nach unserer intensiven Forschung jetzt bekräftigen, dass es grundsätzlich möglich ist, durch Kombination von zwei wesentlichen Methoden die Vermehrung des HI-Virus nachhaltig zu unterbinden." Das sei einerseits die weitgehende Entleerung des Virus-Reservoirs in langlebigen Immunzellen und zum anderen die Übertragung der HIV-Resistenz des Spender-Immunsystems auf den Empfänger. "So hat das HI-Virus keine Chance, sich erneut zu vermehren."

Behandlung nur eingeschränkt möglich

Eine solche Therapie ist derzeit allerdings nur für wenige Patient*innen möglich: Zum einen, weil die Zahl geeigneter Spender*innen mit der Mutation so gering ist. Zum anderen, weil eine Stammzellentransplantation aufgrund der vielen Risiken nur im Rahmen der Behandlung anderer lebensbedrohlicher Erkrankungen wie eben Krebs eingesetzt werden kann.

Das Forschungsteam hofft daher, dass die Studie Möglichkeiten aufzeigt, HIV künftig auch durch Transplantation geneditierter Stammzellen für Infizierte ohne Krebs zu behandeln. Dabei würde die Mutation beispielsweise durch den Einsatz von Genscheren wie Crispr/Cas eingefügt und mit Strategien kombiniert, die die HIV-Reservoire im Körper reduzieren.

Insgesamt positive Stimmen der Expert*innen

Bis dahin ist es nach Ansicht von Jürgen Rockstroh vom Uniklinikum Bonn allerdings noch ein weiter Weg. Eine Ausweitung des Therapieansatzes auf HIV-Infizierte ohne Krebs bleibe erst einmal unrealistisch. "Hierbei scheint ein Problem zu sein, dass bei entsprechenden gentherapeutischen Ansätzen nachher alle Zellen entsprechend die CCR5-Genmutation aufweisen müssen", erklärte Rockstroh.

Dies sei aber nicht unbedingt für alle Zellen erreichbar, so dass immer ein Reservoir von nicht gentherapeutisch veränderten Zellen verbleibe. "Trotzdem gibt es auch hier Einzelfälle nach Gentherapie, die zumindest eine bessere Kontrolle der HI-Virämie nach Absetzen der HIV-Therapie aufwiesen, so dass es sicherlich vielversprechend ist, gentherapeutische Ansätze weiter zu beforschen."

Zu diesen Ansätzen gehört laut Boris Fehse vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Blutzellen vor HIV zu schützen oder sogar, das Virus aus infizierten Zellen herauszuschneiden. Mit Blick auf die von den Autor*innen beschriebene Hoffnung verweist der Biomediziner zwar auch auf die geringe Zahl geeigneter Stammzellenspender*innen, mögliche Abstoßungsreaktionen und Nebenwirkungen, zeigt sich aber dennoch optimistisch: "Es ist sehr gut vorstellbar, dass in naher Zukunft HIV-Patienten, die aufgrund einer Blutkrebserkrankung eine Stammzelltransplantation benötigen, immer das Angebot erhalten werden, dass das Transplantat vor der Infusion mit einer Genschere behandelt wird." Je nach Erkrankung könnte es sich dabei um gespendete, aber auch um eigene Blutstammzellen der Patient*innen handeln.

Wie Toni Cathomen vom Universitätsklinikum Freiburg ergänzte, haben HIV-Infizierte mit gut eingestellter Therapie inzwischen allerdings ohnehin eine ähnlich hohe Lebenserwartung wie nicht infizierte Personen: Das Risiko, das zurzeit mit einer Stammzelltransplantation verbunden ist, sei seines Erachtens für "gesunde" HIV-Infizierte daher derzeit nicht vertretbar. Das könne sich aber künftig ändern, so der Molekularbiologe. Denn: "Im Gegensatz zur konventionellen HIV-Therapie, die lebenslang eingenommen werden muss, verspricht der genetische Ansatz nach einmaligem Einsatz der Genscheren eine Heilung, das heißt eine komplette Remission, und damit das Absetzen der antiretroviralen Therapie." (cw/dpa)

#1 suave25Anonym
#2 SchleicheRAnonym
  • 21.02.2023, 10:50h
  • Antwort auf #1 von suave25
  • Da werden noch ein paar viele Jahre ins Land streichen, bis eine solche Stammzellentherapie nur gegen HI-V eine Option ist.
    Aber einmal die Zähne zusammen beißen und geheilt zu sein, fände ich allerdings besser als regelmäßig diese Medikamente zu nehmen.

    btw. diese Info findet sich auch auf Spektrum.de .
    Da war letztens auch ein lesenswerter Artikel mit einem Interview von Frans de Waal, der Geschlechterrollen/Gender in der Tierwelt erforscht. Rubrik Psychologie/Hirnforschung
  • Antworten » | Direktlink »
#3 DannyMarc
  • 21.02.2023, 11:38h
  • Antwort auf #2 von SchleicheR
  • Das sieht sicher jeder anders. Ich persönlich nehme lieber jeden Tag eine Tablette als so eine Tortur durchzumachen. Und vor allem ist eine Knochenmarktransplantation auch riskant. Die Medikamente sind sicher und gut verträglich.
  • Antworten » | Direktlink »
#4 Pu244Anonym
  • 21.02.2023, 12:49h
  • Je nachdem, welche Daten man nimmt, liegt die Todesrate bei 15-50%. Deshalb ist es bei HIV keine Option, das gehört mit zu dem härtesten, das die moderne Medizin zu bieten hat. Aber bei einer aggressiven Leukämie u.a. hat man eine langfristige Überlebenswahrscheinlichkeit von 0%, das macht die Wahl einfach.

    Von daher ist das keine Alltagstherapie.
  • Antworten » | Direktlink »