18 Kommentare
- 21.02.2023, 10:47h...
- Super!
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- 21.02.2023, 12:59h
- Ich ziehe mir jetzt wahrscheinlich wieder den Stinkstiefel an, aber weil Fasching ist und die Cocktails süß genug sind, warum denn nicht.
Aber was für ein inhaltsleeres Gelaber von ihm, genauso wie von dem Briten Daniels und von dem Australier Cavallo. Es ist immer das gleiche: ich hatte Angst, dass die Welt untergeht, wenn ich mich offenbare, hinterher waren aber alle so lieb und ich war so überwältigt... blablabla schmalz. Meine Güte, man hat das Gefühl, dass hier geradezu ein Drehbuch aufgeführt wird. Zu diesem Drehbuch gehören natürlich auch die schmierigen "überraschenden" (ach was) Twitter-Glückwünsche von großen Fußballvereinen (FC-Bayern-Nagelsmann: "Der Ball ist bunt" *kotz*), natürlich komplett unmoderiert drunter mit Hasskommentaren und James-Vardy-schrammt-die-Regenbogeneckfahne-Bildern von arabischen Fans derselben Vereine, und sogar von der FIFA selbst, die noch am gleichen Tag die Klub-WM nach Saudi Arabien vergeben hat.
Mit so einer mediatisierten Schmierenkomödie wird keine Normalität im Umgang mit schwulen Sportlern eintreten, und so nett der liebe Jakub rüberkommt, so wenig eignet er sich deshalb als Vorbild für ambitionierte Profisportler. Ein Profisportler will nicht etwa massig positive Reaktionen und Gedöns darauf, dass er öffentlich zu einem Freund oder Ehemann steht, er will einfach gar keine Reaktionen, er will, dass es als Normalität behandelt wird. Das hat man natürlich selbst nur zum Teil in der Hand, aber zu einem gewissen Teil eben auch schon. Warum nicht einfach ein aussagekräftiges Pärchenbild auf Instagram hochladen und danach keine weiteren Interviews oder Nachfragen mehr beantworten? Warum soll das mit Verweis darauf, dass wir/der Fußball/die Gesellschaft noch nicht so weit seien, nicht möglich sein? Was soll den darauf schlimmeres passieren als auf so ein denormalisierendes "Ich bin schwul"-Entblößungsvideo mit maximaler Streuung in sozialen Medien -- er hat extra dafür einen Twitter-Account angelegt! -- mit Folgeinterviews? *Das* wäre ein viel besseres Vorbild für Sportler, und auch für jeden anderen, als dieses allzu bereitwillige Annehmen der von Medien zugewiesenen Rolle als Minderheitenmaskottchen.
Ja, es gibt ohne Zweifel eine Normalitäts-Bringschuld der Gesellschaft gegenüber sexuellen Minderheiten, und dass diese aussteht, weiß jeder. Aber es gibt auch so etwas wie eine Normalitäts-Holschuld seitens der Minderheiten, und diese wird bislang von den wenigsten Prominenten erfüllt. Mit "Normalität" meine ich hier Selbstverständlichkeit im Umgang, sich nicht groß erklären, auch nicht auf Nachfrage, keine Rücksicht auf homophobe Einwände usw, also sich eben genau das herausnehmen, was Heterosexuelle selbstverständlich machen. Der Schauspieler Jannik Schümann hatte es als einer der wenigen zumindest am Anfang genau so gemacht, und ich war sehr froh darüber! - |
- 21.02.2023, 13:52h
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Alter Schwede, sich in andere Hineinzuversetzen geht dir komplett ab oder? Wieso sollte es dir zustehen zu entscheiden, wie die Betroffenen das Empfinden? Oder kommst du einfach leichtfertig zu diesem Schluss, weil du in deiner privilegierten Situation einfach denkst zu wissen, was es bedeutet in der Öffentlichkeit zu stehen, gerade im Fußball.
Ich vermute, Leute die rummosern, muss es immer geben. - |
- 21.02.2023, 14:37h
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"Mit "Normalität" meine ich hier Selbstverständlichkeit im Umgang, sich nicht groß erklären, auch nicht auf Nachfrage, ..." oh ja, da fällt mir eine Reaktion von mir ein in sehr frühen Jahren auf die Frage "Warum bist Du schwul?" mit der Konterfrage "Und warum bist Du heterosexuell?" Wieso muß ich mich "begründen"?? Hatte so manche erstmal die Sprache verschlagen.
Im RBB hatte sich im November ein Journalist geoutet (der schon lange "hochverdächtig" war), in dem er in einem Beitrag ganz beiläufig von seinem Sohn und seinem Mann sprach. - |
- 21.02.2023, 14:41h
- Was allerdings bei den Fußballprofis nicht vergessen werden darf: Hier kommt das gesamte Management ins Spiel, die extrem auf alles achten und mit knallharten Verträgen vorgeben, was erlaubt ist oder nicht. Eine ehemalige Spielerfrau von Boateng (??) hatte hierzu vor Wochen sich innerhalb einer gerichtlichen Auseinandersetzung geäußert.
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- 21.02.2023, 14:49h
- Ich verstehe genau, was du meinst. Das (vermeintlich) Exotische wird nicht dadurch mehr zur Normalität, wenn man noch extra "Hier was Exotisches, bitte normal finden" drauf schreibt, sondern wenn man es genau so ins Regal stellt, wie die anderen (Normalos) ihr Anschauungsobjekt auch ins Regal gestellt haben.
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- 21.02.2023, 15:29h
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Du sprichst hier den Vertrag zwischen Boateng und seiner Spielerfrau an; das ist ein anderer Vertrag als zwischen Boateng und seinem jeweiligen Fußballverein. Das wird in den Medien leider häufig durcheinander geworfen. Der Fußballverein steht mit der Spielerfrau in keinem Rechtsverhältnis und hat ihr deshalb auch nichts vorzuschreiben.
Spielerverträge mit deutschen Fußballvereinen sind normalerweise Standardverträge (Google mal "DFB-Mustervertrag Vertragsspieler") mit individuellen sportbezogenen Zusätzen wie leistungsbezogene Prämien, Ausstiegsklauseln etc. Besondere Verpflichtungen an das Privatleben sind da nicht enthalten und könnten vor Gericht auch gar nicht bestehen. Stattdessen greifen die gewohnheitsrechtlich etablierten Standardpflichten eines Arbeitnehmers wie Loyalitätspflicht gegenüber dem Arbeitgeber, Schutz von Betriebsgeheimnissen etc.
Ein Fußballverein hat nach deutschem Recht keine direkte rechtliche Handhabe, einem Spieler ein Coming-Out zu verbieten und dürfte ihn wegen eines Coming-Outs auch nicht vorzeitig entlassen. Freilich würde ein tatsächlich homophober Verein angeblich leistungsbezogene Gründe finden und vorschieben, um dem Spieler das Leben schwer zu machen und seinen auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern, wie man es ja auch von sonstigen homophoben Arbeitgebern in Zeiten eines Antidiskriminierungsgesetzes kennt. - |
- 21.02.2023, 16:00h
- Diese, unsere sogenannte Community ist das beste Beispiel, dass jeder genau überlegen muss, wann, wie oder wo man sich outet. Empathie ist nämlich leider heute keine Eigenschaft mehr, die sonderlich ausgeprägt zu sein scheint. Es findet sich immer jemand, hier immer die gleichen, die dann immer ein Haar in der Suppe finden. Falls sich mal eine größere Anzahl outen würden, auch das würde negativ Kommentiert. Ich bin mir sicher.
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- 21.02.2023, 16:02h
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"google mal DFB Mustervertrag"
Tut mir leid, aber damit wirst du 0 Einblick in die Realität der geschlossenen Verträge erhalten.
Aus einem wahllosen Mustervertrag Rückschlüsse auf individuelle Vertragsabsprachen zu ziehen , halte ich für sehr naiv.
Fehlt nur noch "Mustervertrag Rockstar" oder "Mustervertrag Versicherungkaufmann" um zu wissen was der Herr Kaiser von Hamburg-Mannheimer verdient. - |
- 21.02.2023, 16:24h
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"Tut mir leid, aber damit wirst du 0 Einblick in die Realität der geschlossenen Verträge erhalten." Der angeblich "wahllose" Mustervertrag orientiert sich an den in der Realität geschlossenen Verträgen. Aber ich habe über Deine Analogie zu Herrn Kaiser von der Versicherung sehr gelacht.
"Aus einem wahllosen Mustervertrag Rückschlüsse auf individuelle Vertragsabsprachen zu ziehen , halte ich für sehr naiv." Das wäre nicht nur naiv, sondern würde auch dem Wortsinn von MUSTER-Vertrag widersprechen. ;)
Nochmal: Individuelle Vertragsabsprachen müssen gerichtsfest sein, sonst sind sie nichtig. Ein Coming-Out-Verbot wäre nicht gerichtsfest, wie überhaupt alle Beschränkungen des Privatlebens durch den Arbeitgeber nichtig sind, die über die bloße Loyalitätspflicht gegenüber dem Arbeitgeber hinausgehen. Sonderregeln gelten hier nur für die Kirchen (leider). - |