In der mittelhessischen Kreisstadt Marburg hat am Montag der Prozess gegen zwei Jugendliche begonnen, die vor einem guten halben Jahr aus homophoben Motiven einen 21-Jährigen Studenten in einer Hinterhalt gelockt und zusammengeschlagen haben sollen. Laut Staatsanwaltschaft war das Motiv, dass sie ihr Opfer für schwul hielten. Sie hätten dabei "billigend in Kauf genommen", den Mann umzubringen. Daher lautet die Anklage auf versuchten Mord und gefährliche Körperverletzung. Zudem sieht die Staatsanwaltschaft die Merkmale Heimtücke und niedrige Beweggründe als erfüllt an, was sich auf das Strafmaß auswirken könnte. Die Höchststrafe für versuchten Mord bei besonderer Schwere der Schuld beträgt für Jugendliche in Deutschland 15 Jahre.
Die beiden aus dem Landkreis Marburg-Biedenkopf stammenden Angeklagten waren zum Zeitpunkt der Tat 15 und 16 Jahre, wie die Staatsanwaltschaft gegenüber dem Hessischen Rundfunk (hr) bestätigte. Die Verdächtigen sitzen seit ihrer Festnahme im Juli in Untersuchungshaft. Der Prozess findet wegen des Alters der mutmaßlichen Täter unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Er soll bis Ende März andauern.
Die Tat hatte sich am 17. Juni ereignet. Der Anwalt des Opfers hatte letzten Monat gegenüber queer.de die offensichtlich queerfeindlichen Motive an die Öffentlichkeit gebracht, nachdem die Polizei ursprünglich nichts darüber verlautbaren ließ – offenbar aus Angst, ihre Stadt mit Homophobie in Verbindung zu bringen (queer.de berichtete). Die Angreifer sollen während ihrer Attacke sinngemäß gerufen haben: "Wir schlagen dich so lange, bis du aufhörst schwul zu sein! Dann bist du endlich geheilt!" Das Opfer erhielt schwere Verletzungen, darunter etwa auch Armbrüche und Hämatome am gesamten Körper.
Demo gegen Queerfeindlichkeit vor Landgericht
Vor dem Landgericht folgten am Montag zum Prozessauftakt 20 Menschen einem Demonstrationsaufruf der queeren Hochschulgruppe Rosa Liste Marburg. Teilnehmer Jonas begründete seine Teilnahme gegenüber dem hr mit den Worten: "Ich bin da, um sichtbar zu sein, ein Zeichen zu setzen und mich mit allen Opfern zu solidarisieren, die Queerfeindlichkeit erleben müssen."
Für Stirnrunzeln sorgte die Berichterstattung im hr-fernsehen am Rosenmontag in der Nachmittagssendung "hallo hessen". Der kostümierten Moderatorin fiel es dabei sichtlich schwer, von einer leichten Faschingsgeschichte auf den Mordversuch überzuleiten. Ein Video wurde vom Onlinemagazin "Übermedien" geteilt – mit dem Zitat: "Gute Laune behalten!" (dk)
Da der ÖRR in den letzten Wochen und Monaten schon öfters "für Stirnrunzeln" sorgte, von dem widerlichen Vollbrecht-Verteidigungsbericht im rbb, in dem trans und Allies eindeutig in Richtung bücherverbrennender Nazis gesetzt wurden, über die "überraschend" 'unbeholfen' inszenierten Krimiformate mit trans Charakteren hin zu offener Bühne für TERFs in Talkshows und solchen "Stirnrunzlern" wie hier im Beitrag.
Das muss dieses Commitment für mehr Inklusion und Diversität sein, von dem man seitens ÖRR immer hört :clown:
(Bevor jetzt die erwartbare "Ja, dann wähl doch AfuckD!"-Replik kommt: Nö, sicherlich nicht. Ich schreibe auch gewiss nicht "Weg mit dem ÖRR!!!1EINS!". Bei mir verhält es sich derzeit beim ÖRR wie mit Europa: Die Grundidee unterstütze ich nach wie vor und finde diese gut. Die derzeitige Ausführung... weniger. Aber die hat ja nichts mit der Grundidee zu tun, denn die Ausführung kann man ändern/reformieren. Und da sehe ich durchaus Potential und Dringlichkeit.)