Eine Privatuniversität im Nordwesten von Florida sorgt mit einer kurzfristigen Absage für Schlagzeilen: Das Pensacola Christian College hatte vergangene Woche den Auftritt des britischen A-cappella-Ensembles King's Singers zwei Stunden vor Beginn des Konzerts gecancelt, weil einer der Sänger schwul sei. Auf Twitter begründete die Hochschule mit mehr als 4.000 Studierenden die Absage an die mit zwei Grammys ausgezeichnete Gruppe damit, dass einer der Künstler "einen Lebensstil aufrecht erhält, der gegen die Heilige Schrift verstößt". Das könne die baptistische Universität nicht stillschweigend befürworten. Zu dem Konzert waren mehr als 5.000 Menschen erwartet worden.

Gegenüber der Tageszeitung "New York Times" beklagte das Gruppenmitglied Jonathan Howard die Absage als "schockierend" und "sehr verletztend". In der 55-jährigen Geschichte des Ensembles seien bisher nur Konzerte wegen schlechten Wetters, Krieg oder der Corona-Pandemie abgesagt worden. Er bestätigte, dass sogar zwei Gruppenmitglieder schwul seien.
Die Gruppe erklärte außerdem auf Twitter: "Wir sind schon vorher im Pensacola Christian College aufgetreten und wussten, dass es sich um eine christlich-fundamentalistische Organisation handelt. Es ist unsere Überzeugung, dass Musik eine gemeinsame Sprache ist, die es Menschen mit unterschiedlichen Ansichten und Perspektiven erlaubt, zusammen zu kommen." Man freue sich, zu einem anderen Zeitpunkt wieder nach Nordflorida zu kommen – und zwar "in einem Kontext, in dem wir sowohl dafür gefeiert werden, wer wird sind, als auch für unsere Musik".
Das Hochschulregelwerk ("Glaubensartikel") des Pensacola Christian College macht deutlich, dass die Universität Schwule und Lesben nicht akzeptiert – und setzt Homosexualität sogar auf die selbe Stufe wie Sex mit Tieren. Wörtlich heißt es darin: "Wir glauben, Gott hat befohlen, dass sexuelle Aktivitäten ausschließlich einem Mann und einer Frau vorbehalten sind, die gesetzlich miteinander verheiratet sind." Die Bibel enthalte schließlich Verbote für "sexuelle Unmoral inklusive Ehebruch, vorehelichen Sex, Homosexualität, Sodomie, Inzest und Pornografie-Konsum".
In den Lokalnachrichten ist die Absage ein großes Thema (Bild: Screenshot WEAR-TV)
Nach dem abgesagten Konzert setzten die King's Singers ihre Nordamerika-Tournee in Kanada fort – und wurden in Montreal, Toronto, Ottawa und London gefeiert. Ab April sind sie auch in Deutschland zu sehen: Auftritte finden in Arnstadt, Hamburg, Hannover, Düsseldorf, Aschaffenburg, München, Karlsruhe und im Schloss Elmau statt (mehr Infos hier).
In Florida hat sich zuletzt die Lage für queere Menschen verschlechtert: Vergangenes Jahr unterzeichnete Gouverneur Ron DeSantis das sogenannte "Don't Say Gay"-Gesetz, das die Behandlung von LGBTI-Themen an Schulen bis zur zwölften Klasse erheblich einschränkt (queer.de berichtete). (dk)