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Nach einer Gerichtsentscheidung muss ein schwules Paar erstmals vom Staat anerkannt werden – eine Revolution für das Industrieland.
Das oberste Bezirksgericht der südkoreanischen Hauptstadt Seoul hat im einem am Dienstag verkündeten Urteil gleichgeschlechtliche Paare anerkannt – ein Novum für das 52 Millionen Einwohner*innen zählende Land in Ostasien. Konkret ging es um den Zugang zur staatlichen Partner-Krankenversicherung. Der Kläger So Seong-wook war gemeinsam mit seinem Lebenspartner, den er 2019 in einer symbolischen Zeremonie geheiratet hatte, registriert gewesen. Als die Gesundheitsbehörde NHIS jedoch merkte, dass er in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft lebte, wurde der günstige Versicherungsschutz storniert; So hätte viel mehr für eine Einzelversicherung zahlen müssen. Dagegen klagte er.
Eine erste Instanz entschied 2021 gegen So, dieses Urteil wurde jetzt aufgehoben. Die NHIS hat nun eine Woche Zeit, Rechtsmittel vor dem Obersten Gerichtshof einzulegen.
"Ich bin sehr glücklich über das Urteil", so So in einer ersten Reaktion. "Die Welt weiß jetzt mehr über die Ungleichbehandlung Bescheid, der mein Ehemann und ich – genau wie andere sexuelle Minderheiten in Südkorea – ausgesetzt sind."
Lob und Glückwünsche von Menschenrechtler*innen
Nationale und internationale Menschenrechtsorganisationen begrüßten das Urteil. Boram Jang von Amnesty International erklärte etwa, dass sich Südkorea "in Richtung Gleichbehandlung im Ehe-Recht" bewege. Das mache Hoffnung, "dass Vorurteile überwunden werden können".
Twitter / hrwFor the first time, a South Korean court has recognized the rights of a same-sex couple.
Human Rights Watch (@hrw) February 22, 2023
This is a landmark ruling but more needs to be done in South Korea, where same-sex partnerships are still not recognized. pic.twitter.com/LiMgCi6YRC
In Südkorea war, anders als in Europa, Homosexualität nie illegal, allerdings hinkt das Land bei der Gleichbehandlung queerer Menschen hinterher. So gibt es keinerlei Anerkennung gleichgeschlechtlicher Paare und keine bundesweiten Antidiskriminierungsrichtlinien.
Im Militär, das wegen des Konflikts mit dem nördlichen Nachbar eine besonders wichtige Rolle in Südkorea spielt, ist die Diskriminierung besonders stark. Gleichgeschlechtliche Handlungen konnten dort mit Gefängnisstrafen geahndet werden – allerdings gibt es hier Verbesserungen: Letztes Jahr hob ein Gericht eine entsprechende Verurteilung auf (queer.de berichtete). Zuvor hatte die Entlassung einer trans Soldatin für Aufregung gesorgt – die Frau nahm sich schließlich das Leben (queer.de berichtete). Später entschied ein Gericht, dass ihre Entlassung unrechtmäßig gewesen war (queer.de berichtete).
In Asien dürfen gleichgeschlechtliche Paare bislang nur in Taiwan heiraten (queer.de berichtete). Inzwischen gibt es aber auch in anderen Ländern Bewegung: So sprach sich etwa vergangenes Jahr das Parlament von Thailand für die Öffnung der Ehe aus (queer.de berichtete). (dk)
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