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Florida

DeSantis entzieht "Disney World" Recht auf Selbstverwaltung

Nach Kritik des Konzerns an seinem "Don't Say Gay"-Gesetz straft der republikanische Gouverneur Floridas Disney ab.


Politische Cancel Culture: Disney wird für seine Queerfreundlichkeit abgestraft (Bild: Disney)
  • 27. Februar 2023, 19:33h 8 3 Min.

Der Freizeitpark "Disney World" im US-Bundesstaat Florida hat nach Kritik an einem umstrittenen Gesetz gegen einen queer-inklusiven Schulunterricht seinen Selbstverwaltungsstatus verloren. Floridas republikanischer Gouverneur Ron DeSantis unterzeichnete am Montag ein Gesetz, das die Verwaltung des rund 100 Quadratkilometer großen Gebiets des Parks unter staatliche Aufsicht stellt.

"Heute nimmt das Unternehmens-Königreich endlich ein Ende", sagte der erzkonservative Politiker, ein potenzieller Präsidentschaftsbewerber und parteiinterner Rivale von Ex-Präsident Donald Trump. "Ein neuer Sheriff ist in der Stadt, und Rechenschaftspflicht wird an der Tagesordnung sein."

/ GovRonDeSantis

Vorausgegangen war ein heftiger Streit zwischen DeSantis und dem Unterhaltungsriesen. Der Gouverneur hatte vor knapp einem Jahr ein Gesetz unterzeichnet, das Unterricht an Kindergärten und in den ersten drei Grundschuljahren über sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität verbietet (queer.de berichtete). Das Gesetz ist Teil der Bestrebungen der US-Republikaner, ihre konservative Linie in gesellschaftspolitischen Fragen durchzusetzen, unter anderem an Schulen. Kritiker verurteilen das Gesetz als Schlag und Stimmungsmache gegen die queere Community und bezeichnen es als "Don't Say Gay"-Gesetz.

Auch der damalige Disney-Chef Bob Chapek verurteilte das Gesetz und stoppte alle politischen Spenden seines Unternehmens in Florida. Zuvor hatten vor allem queere Disney-Mitarbeitende kritisiert, dass ihr Arbeitgeber nicht öffentlich Stellung gegen die Reform bezogen habe.

Mutmaßlicher Präsidentschaftskandidat feiert sich für selbstherrliches Gesetz

DeSantis sagte am Montag bei der Unterzeichnung des Gesetzes zum Selbstverwaltungsrecht von "Disney World", der Konzern habe sich gegen etwas gestellt, das dem "Schutz kleiner Kinder" gedient habe. "Wir wollen, dass unsere Kinder Kinder sind. Wir wollen, dass sie Unterhaltung und die Schule genießen können, ohne dass ihnen eine Agenda aufgedrängt wird."

Der im vergangenen November in einem Erdrutschsieg als Gouverneur wiedergewählte DeSantis gilt als größter Konkurrent für Ex-Präsident Trump im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner 2024. Der 44-Jährige hat zwar noch keine Präsidentschaftsbewerbung verkündet. Er arbeitete aber mit einer Reihe politischer Treffen an seinem nationalen Profil und bringt am Dienstag sein Buch "The Courage to Be Free" (Der Mut, frei zu sein) heraus.

Das am Montag von ihm unterzeichnete Gesetz schafft das Selbstverwaltungsrecht von "Disney World" im sogenannten Reedy Creek Improvement District ab. Dieser Bezirk war 1967 durch Floridas Parlament geschaffen worden, um den Bau des weltberühmten Vergnügungsparks in Orlando zu erleichtern. Das Repräsentantenhaus und der Senat von Florida hatten das Gesetz vor rund zweieinhalb Wochen verabschiedet.

Disney regiert den Bezirk, treibt Steuern ein und ist zuständig für die Grundversorgung der Bürger, also etwa für die Müllabfuhr und die Abwasser-Wiederaufbereitung. Im Zuge des neuen Gesetzes, das Repräsentantenhaus und der Senat von Florida vor rund zweieinhalb Wochen verabschiedet hatten (queer.de berichtete), wird ein fünfköpfiges Aufsichtsgremium geschaffen. Die Mitglieder werden vom Gouverneur bestimmt und von Floridas Senat bestätigt. (afp/cw)

-w-

#1 _Patrick_Ehemaliges Profil
  • 27.02.2023, 21:32h
  • Richtig so! Aber nicht wegen DeSantis oder Disneys berechtigter Kritik an seiner faschistischen Gesinnung oder der menschenverachtenden Politik seiner Partei, sondern weil ein Konzern wie Disney nicht mit solch einer Macht ausgestattet sein sollte. Regieren, Steuereintreibung und die Grundversorgung von Bürger:innen haben in den Händen eines Medienkonzerns nichts zu suchen.
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#2 JuchanmomoAnonym
  • 27.02.2023, 22:22h
  • Das sind ja so die Dinge, die so ein Bundesstaat hin nimmt, damit sich Unternehmen ansiedeln, bevor sie woanders hingehen. Ist sowas wie Tesla in Brandenburg oder Coca-Cola. Wenn man diese Dinge abschafft, kann es natürlich sein, dass das Unternehmen woanders hingeht.
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#3 AusdiemausAnonym
  • 27.02.2023, 22:59h
  • Antwort auf #1 von _Patrick_
  • Bis vor kurzem hätte ich Dir 150% zugestimmt. (Im Grundsatz tu ich das auch noch).
    Bei manchen US-Staaten frage ich mich aber inzwischen, ob die nicht das größere Übel sind.
    Ich weiß ja nicht, wie weit die eigenen Rechte der Disney-World gingen... vermutlich gings nur um Verwaltung (dass sie Steuern eintreiben, heißt ja nicht dass sie sie behalten). Ansonsten wäre zu träumen gewesen, dass die Enklave queere Geflüchtete aus Florida aufnimmt...
    Wenn jetzt die Gouvernante imeint, in das didaktische Konzept des Parks eingreifen zu dürfen... (immerhin ist das keine Schule und hätte somit evtl noch 'gay' sagen dürfen - auch wenn ich nicht weiß, ob das dort jemals anders als 'merry/happy' verwendet wurde). Ansonsten sollen sie die Steuerbeamten meinetwegen stellen und die Stadtreinigung. Klang hier leider anders.
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