Das Motto des CSD Berlin 2023 lautet "Be their voice – and ours! ...für mehr Solidarität und Empathie!" Der englischsprachige Teil bedeutet: "Sei(d) ihre Stimme – und unsere". Mit dem multilingualen Motto möchten die Organisator*innen auch nicht deutschsprachige Menschen repräsentieren, teilte der CSD-Verein am Dienstag mit. Bereits im letzten Jahr hatte der Hauptstadt-Pride ein Motto mit einem deutschen und englischen Teil gehabt – es lautete "United in Love! Gegen Hass, Krieg und Diskriminierung" (queer.de berichtete).
Das neue Motto richte sich nicht nur an die Gesellschaft, sondern solle auch Konflikte innerhalb der queeren Community ansprechen: "Das Forum und der Vorstand des Berliner CSD e.V. möchten hierbei anmerken, dass es wichtig ist, dass wir nicht nur auf externe sondern auch interne Konfliktpotenziale aufmerksam machen müssen", heißt es in einer Erklärung des CSD. "Sexualitäten, Identitäten und Lebensformen, die unserer LGBTIQA*-Minderheit angehören oder auch nicht angehören, sollten in einer pluralen Gesellschaft ohne Ausnahmen mitbedacht und ihrer Selbstbestimmung akzeptiert als auch unterstützt werden."
So gebe es fehlende Empathie und Solidarität für queere Menschen, die anderweitig diskriminiert werden. Als Beispiele nennt der CSD-Verein etwa Mitglieder der Community, die Opfer des russischen Angriffskrieges gegen die ukrainische Bevölkerung seien.
Auch in Berlin gebe es Nachholbedarf: "Wir müssen endlich wieder jene Regenbogenstadt werden, von der alle so gern sprechen – als Gemeinschaft – und durch mehr Support der Politik. Ihren Worten muss grundlegend mehr Aktionismus folgen."
Wichtig sei auch: "Minderheiten dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden. Es bedarf mehr Solidarität und Empathie, um eine plurale Gesellschaft zu bauen, zu festigen und diese demokratische Säule zu verteidigen."
Streit innerhalb der Berliner Community im letzten Jahr
Das Motto ist offenbar eine Reaktion auf Kritik im letzten Jahr, als der CSD-Verein das Kollektiv "QTI*BIPoC United" kurzfristig von einer Preisverleihung auslud (queer.de berichtete). Grund war offenbar, dass das Kollektiv Kritik an den weiß dominierten queeren Vereins- und Bewegungsstrukturen äußern wollte.
Bei einer nicht vom CSD-Verein organisierten Parallel-Demonstration mit dem Namen "Internationalistischer Queer Pride" kam es letztes Jahr zudem zu antisemitischen Ausfällen (queer.de berichtete).
Der CSD in Berlin findet dieses Jahr vom Stonewall-Tag, dem 28. Juni, bis zum 23. Juli statt. Die große Pride-Demonstration soll am 22. Juli veranstaltet werden. (dk)
"Der Begriff Aktionismus unterstellt betriebsames, unreflektiertes oder zielloses Handeln ohne Konzept, um den Anschein von Untätigkeit, Unterforderung oder Überforderung zu vermeiden oder zu vertuschen. Aktionismus kann auch bedeuten, dass viele Projekte diskutiert oder begonnen, aber nicht zu Ende geführt werden." (Wikipedia)
Leider ist das, was der CSD Berlin da fordert, also längst Realität in der deutschen Queerpolitik, aber eben leider keine begrüßenswerte.
War dem PR-Team nicht bekannt, welche Assoziationen der Begriff Aktionismus hervorruft? Auch andere zitierte Passagen sind leider sprachlich holprig bis falsch. Ich kann gerne ein kostenloses Lektorat anbieten, falls gewünscht.