Die AfD in Mecklenburg-Vorpommern hat scharfe Kritik an Aufklärungsarbeit an Schulen durch Dragqueens geäußert. Anlass ist die Tour von Veuve Noire durch das Nordostland. Noir gibt für das seit mehreren Jahren laufende Projekt "Olivia macht Schule" Nachhilfe in Toleranz, Vielfalt und Respekt. Am Mittwochabend wird Noire in einer Veranstaltung im Schweriner medienhaus:nord unter anderem mit Michael Seidel, dem Chefredakteur der "Schweriner Volkszeitung", sowie Eltern und Schüler*innen diskutieren.
Die Präsenz der Hamburger Dragqueen in ihrem Bundesland stößt der AfD sauer auf: "Die Schule darf nicht noch mehr ideologisiert werden, schon gar nicht im Sinne der entwicklungspsychologisch höchst bedenklichen Frühsexualisierung. Solche Kampagnen unter das stets wiederholte Propaganda-Motto von Vielfalt, Toleranz und Respekt zu stellen ist infam", empörte sich Enrico Schult, der bildungspolitische Sprecher der AfD-Landtagsfraktion, der Noire als "Transvestiten" bezeichnete. Anliegen der Schule solle "die Vermittlung elementarer Kenntnisse und Befähigungen" und die "Erziehung zur Leistungsbereitschaft" sein – Vielfalt und Toleranz hätten damit nach Ansicht des Rechtspopulisten in der Schule nichts verloren. Die "Lebenssituation von 'LBGTQ-Menschen'" könne allenfalls "in einem höheren Schulalter, das dafür die Reife hat", behandelt werden.
"Frühsexualisierung" ist ein im AfD-Umkreis erfundenes Kampfwort, mit dem Sexualaufklärung diskreditiert und bereits die Erwähnung queerer Menschen und Themen in allen Fächern dämonisiert werden sollen. Genährt wird ein Narrativ, wonach die Präsenz etwa von Schwulen in der Nähe von Kindern nicht akzeptabel sei, weil diese dadurch automatisch "sexualisiert" werden – Heterosexuelle würden Kinder dagegen pauschal nicht "sexualisieren". Vorbild ist dabei offensichtlich das "LGBT-Propaganda"-Gesetz in Russland (queer.de berichtete).
AfD kopiert neue US-Kampagne
Hintergrund für die AfD-Attacke gegen Dragqueens sind wohl auch entsprechende neuerliche Strategien gegen Dragqueens in den USA: Dort gibt es in mehreren konservativen Bundesstaaten Gesetzentwürfe, mit denen ihre Darbietungen pauschal als Gefahr für Kinder und sogar Jugendliche dargestellt und deshalb verboten werden sollen (queer.de berichtete).
Am weitesten ist ein derartiges Gesetz in Tennessee gekommen: Beide Kammern des Parlaments haben ein Gesetz verabschiedet, das "weibliche oder männliche Imitation" verbietet. Noch hat der republikanische Gouverneur Bill Lee, der als queerfeindlich gilt, das Gesetz allerdings nicht unterzeichnet. Inzwischen ist ein Bild von Lee aufgetaucht, das ihn 1977 in Drag zeigt – das Foto erschien in seinem Highschool-Jahrbuch. Nun muss er die Frage beantworten, ob er künftigen Generationen das Recht nehmen will, die gleichen Dinge zu tun wie er selbst.

Amerikanische Kritiker*innen befürchten, dass derartige Gesetze CSDs praktisch verbieten. Zudem sei es für trans Personen gefährlich, da jeder öffentlicher Auftritt von ihnen als "Imitation" gewertet werden könne. Bürgerrechtsorganisationen argumentieren, dass die Gesetze pauschal gegen das in der US-Verfassung garantierte Recht auf Rede- und Versammlungsfreiheit verstießen. (dk)
(Satire)