Stephan Brandner bei der Fragestunde im Bundestagsplenum (Bild: Screenshot Parlamentsfernsehen)
Der AfD-Abgeordnete Stephan Brandner ist am Mittwoch in der Fragestunde des Bundestages erneut mit queerfeindlichen Äußerungen aufgefallen. Der 56-Jährige wurde dabei von Familienstaatssekretär Sven Lehmann (Grüne), der auch Queerbeauftragter der Bundesregierung ist, zurechtgewiesen.
Konkret stellte Brandner mehrere Fragen an Lehmann, mit denen er die Queerpolitik der Ampel lächerlich machen wollte. Lehmann kritisierte daraufhin die queerfeindliche Haltung der Rechtsaußenpartei: "Man muss sich nur die Rede – die infame und unverschämte Rede – ihrer Kollegin Beatrix von Storch aus dem letzten Jahr anschauen, bei der sie unsere Kollegin Tessa Ganserer massiv diskriminiert hat. Mehr muss man dazu nicht wissen." In der Rede vom Februar 2022 hatte Storch die Grünenpolitikerin aus Nürnberg mehrfach wegen ihrer Geschlechtsidentität attackiert und ihren Deadnamen genannt (queer.de berichtete). Während der Ausführungen Lehmanns nannte Brandner daraufhin in einem Zwischenruf erneut den abgelegten Vornamen von Ganserer.
Lehmann reagierte auf die Provokation mit den Worten: "Das, was Sie gerade gesagt haben, ist sogenanntes Deadnaming. Das ist massiv diskriminierend und verletzt die Persönlichkeitsrechte unserer Kollegin Tessa Ganserer."
(Bild: Screenshot Parlamentsfernsehen)
Deadnaming wird von Trans-Hasser*innen gerne als Taktik verwendet, um trans Menschen lächerlich zu machen und anzugreifen. Diese Methode wird dabei nicht nur von der AfD angewandt. So attackierte etwa der umstrittene grüne Oberbürgermeister Boris Palmer 2020 trans Parteifreundin Maike Pfuderer, die ihn zuvor kritisiert hatte, auf diese Art (queer.de berichtete).
"Fragen Sie Alice Weidel"
Brandner gab sich in der Befragung auch verwirrt darüber, was eine Regenbogenfamilie ist. Daraufhin antwortete Lehmann trocken: "Ich empfehle ganz lebenspraktisch ihre Fraktionsvorsitzende Alice Weidel zu fragen, wie so etwas geht." Hintergrund ist, dass Weidel laut Medienberichten mit ihrer Lebenspartnerin zwei Kinder aufzieht.
In der Fragestunde warf Lehmann der AfD zudem vor, zum "Minderheitenstress" beizutragen. Damit werden in der Soziologie seelische Belastungen beschrieben, der Minderheiten aufgrund gesellschaftlicher Ablehnung erleiden müssen. Es werde eine "Ideologie der Ungleichwertigkeit" verbreitet, so Lehmann weiter, die "schlimme Folgen für Betroffene" habe – etwa eine erhöhte Suizidalität.
Brandner gehört dem völkischen Flügel seiner Partei an und fällt immer wieder durch queerfeindliche Äußerungen auf. So bezeichnete er letztes Jahr Regenbogenflaggen als "Propagandafähnchen" (queer.de berichtete). Der AfD-Vizechef war in der letzten Legislaturperiode auch die treibende Kraft hinter einem Gesetzentwurf gewesen, mit dem die AfD Homosexuellen das Recht auf Eheschließung wieder entziehen wollte (queer.de berichtete). Seine Fraktion stellte Brandner letzten Monat als Kandidat für das Bundestagspräsidium auf. Das Plenum lehnte dies aber mit großer Mehrheit ab (queer.de berichtete). (dk)
Brandner hat nicht nur Probleme damit, die Existenz von Regenbogenfamilien zu verstehen...