Ehrlich gesagt, ich wusste gar nicht, dass es in Deutschland überhaupt noch öffentliche Toiletten mit Schwanzlöchern gibt. Ein Leser informierte uns am Mittwoch über den Artikel "'Glory Hole' auf öffentlicher Toilette in Bamberg – Stadtwerke gehen dagegen vor" auf dem Regionalportal InFranken.de und war regelrecht empört. "Damit dürfte unsere Community wieder einmal an den Pranger gestellt worden sein", schrieb er. "Die Machart dürfte gegen jeglichen journalistischen Ethos verstoßen."
Die Aufregung unseres Lesers ist natürlich übertrieben. Auch Heteros, auch Lokalmedien, ja auch zwei verklemmte InFranken.de-Moralapostel dürfen natürlich über Glory Holes berichten, auch dafür haben wir gekämpft. Vor 40 Jahren, als an Klappen und Glory Holes in Ost wie West noch kein Mangel herrschte, war es ein Tabuthema. Über so etwas Schmuddeliges schrieb man damals nicht. Auch wenn jeder Besucher einer öffentlichen Herrentoilette Bescheid wusste, dass in den engen und oft stinkenden Kabinen fröhlich gelutscht, gewichst und gefickt wurde.
Heterosexuelle Moral, Voyeurismus und vermeintliche Sensation
Natürlich geht es InFranken.de nicht um Aufklärung oder queere Sichtbarkeit, sondern um heterosexuelle Moral, Voyeurismus und vermeintliche Sensation. Doch die beiden Journalisten Ralf Welz und Daniel Krüger haben das Recht, sich lächerlich zu machen, wenn sie aus dem albernen Klo-Schock eines anonymen und natürlich gleich zweifachen Familienvaters einen "Skandal" basteln.
In Bamberg scheint sonst wirklich nichts los zu sein: Die Redaktion schickte allen Ernstes einen Kundschafter mit Fotoapparat zum "Vor-Ort-Besuch" auf die skandalöse Toilette, "konfrontierte" schließlich die Stadtwerke mit dem verdächtigen, 20 Zentimeter großen Loch und erreichte schließlich dessen "vandalismussichere" Abdeckung. Der schwule Quickie im Parkhaus Heinrichsdamm ist nach der "Recherche" nun Geschichte, und dennoch rätseln die Herren Welz und Krüger noch immer, ob das Klo "ein populärer Sex-Treffpunkt innerhalb der Schwulenszene" sei. Hätte der Kundschafter doch einfach etwas länger am Loch gewartet und einen der Cruiser gefragt! Mit hoher Wahrscheinlichkeit hätte er auch dort einen zweifachen Familienvater getroffen…
Schade übrigens, dass InFranken.de in dem Artikel nur einen Volt-Stadtrat zitiert, der zum Thema rein gar nichts zu sagen hat. Ich vermisse ja eine Stellungnahme der Grünen mit der Forderung nach einer Glory-Hole-Quote in jeder fünften Kabine und einer Penisloch-Ausführungsverordnung, die Höhe und Durchmesser der Lustöffnungen endlich genau festlegt. Mein Wunsch: Zum Schutz des besten Stücks sollte die Löcher in der Holzwand bitte auch gepolstert sein!
der zweifache Familienvater sollte sein Pimmel selbst reinstecken. Es fühlt sich sehr gut an ;-)