Die Hamburger Behörden haben bestätigt, dass sie wegen homosexuellenfeindlicher Äußerungen gegen die Hamburger Kunsthistorikerin Sabine Mertens ermitteln. "Es wurde am 13. Februar 2023 über die Online-Wache Strafanzeige wegen Beleidigung gegen Frau Mertens erstattet", erklärte Liddy Oechtering, die Sprecherin der Staatsanwaltschaft, gegenüber dem "Hamburger Abendblatt" (Bezahlartikel). "Der entsprechende Vorgang ist noch bei der Polizei anhängig. Dort wird der Sachverhalt aktuell geprüft." Später muss die Staatsanwaltschaft entscheiden, ob das Verfahren eingestellt oder Anklage erhoben wird.
Anlass für die Anzeige war ein Interview mit dem "Hamburger Abendblatt" vor rund einem Monat (queer.de berichtete). Damals sprach Mertens bezüglich des Genderns von "feministischer Propaganda" und "PR-Maßnahmen der LGBTQ-Bewegung". Zudem vertrat sie die Ansicht, "dass sich normalerweise Männer und Frauen zum anderen Geschlecht hingezogen fühlen". Sie merkte auch an: "Wenn wir jetzt alle schwul, lesbisch und trans werden sollen, dann ist die Evolution zu Ende."
Bereits über die Hälfte der notwendigen Unterschriften gesammelt
Mertens ist die Sprecherin der Volksinitiative "Schluss mit Gendersprache in Verwaltung und Bildung", die in Hamburg von CDU und AfD unterstützt wird. Zwar kritisierten einige Politiker die queerfeindlichen Äußerungen von Mertens, allerdings schwieg bislang Landesparteichef Christoph Ploß, ein erklärter Unterstützer von Mertens' Initiative, zu ihrer Homophobie. Zudem wird die Äußerung von Mertens innerparteilich als "Privatmeinung" (CDU-Eimsbüttel-Chef Phillip Heißner) verharmlost. Nach eigenen Angaben haben Mertens und Co. bereits 6.000 der notwendigen 10.000 Unterschriften gesammelt. Ist die queerfeindliche Initiative erfolgreich, muss sich die Bürgerschaft damit beschäftigen.
Hintergrund der Volksinitiative ist, dass der Senat 2021 der Verwaltung die Nutzung von Gendersprache auf freiwilliger Basis erlaubt hatte (queer.de berichtete). Mertens und ihre Anhänger*innen wollen diese Schreibweise hingegen verbieten.
Mertens hatte sich bereits zuvor als Homo-Hasserin profiliert: So warnte sie etwa im Juni 2022 vor der "Praxis des 'Verqueerens'" und behauptete martialisch, dass sich die Queertheorie "strategisch auf weltweiten Umsturz fokussiert" (queer.de berichtete). (dk)