1 Kommentar
- 05.03.2023, 19:57h
- Ich hab das Buch geliebt! Sehe gerade dass es eine Serie gibt; muss ich mir anschauen
- Antworten » | Direktlink »
Die Amazon-Serie über das Ende einer der erfolgreichsten Bands der Welt fängt die Atmosphäre in der US-Musikszene der 1970er Jahre ungemein stimmig ein – eine lesbische Hauptfigur gibt es auch.
Auf Platz eins der amerikanischen iTunes-Charts fand man vor einigen Tagen das Album "Aurora" von Daisy Jones & the Six. Nie gehört? Allzu verwunderlich wäre das nicht. Denn tatsächlich gibt es dieses Band gar nicht.
Viel mehr sind Daisy Jones & the Six, die es als erster nicht-existierender Act an die iTunes-Chartspitze geschafft haben, die fiktive Band im Zentrum der gleichnamigen Serie, die gerade bei Prime Video gestartet ist. Gleich zu Beginn der zehn Folgen erfahren wir vom Ende der Band: Im Oktober 1977 spielt die Gruppe vor ausverkauftem Haus im größten Stadion von Chicago, sie ist auf dem absoluten Karrierehöhepunkt angekommen und eine der erfolgreichsten Bands der Welt. Doch das Konzert wird ihr letztes sein.
Das Pseudo-Dokumentarische funktioniert erstaunlich guz
Wie es dazu kam und wie überhaupt alles begann, für Daisy in einem Kinderzimmer in den Hollywood Hills und die Brüder Billy und Graham daheim in Pittsburgh, erfahren wir nun quasi in Rückblenden, denn 20 Jahre nach dem letzten Auftritt stehen die einzelnen Bandmitglieder erstmals – natürlich unabhängig voneinander – Rede und Antwort. In der Regel hat dieser erzählerische Kniff des Pseudo-Dokumentarischen etwas Affiges, doch hier funktioniert die Sache erstaunlich gut. Zumindest folgt man tatsächlich mit bemerkenswert großem Interesse und viel Freude, was die drei und ihre Mitstreiter*innen über die sich fast ein Jahrzehnt lang hinstreckenden beruflichen wie privaten Aufs und Abs von Daisy Jones & the Six zu berichten haben.
Dass schon die gleichnamige Romanvorlage von Taylor Jenkins Reid lose auf der Band-Geschichte von Fleetwood Mac basierte, ist "Daisy Jones & the Six" natürlich anzumerken. Musikalisch geht es um poppigen Folkrock mit West-Coast-Flair, auch hier stehen eine schillernde Frontfrau und ein musikalisches Alpha-Männchen im Mittelpunkt, ist die Keyboarderin britisch und sind Drogenprobleme genauso wie amouröse Verstrickungen fester Bestandteil der Mythenbildung.
Die Schauspieler*innen sind durch die Bank hervorragend
Dass man das unglaublich gerne sieht, hat verschiedene Gründe. Zum einen sind die Schauspieler*innen durch die Bank hervorragend, neben Sam Claflin oder Suki Waterhouse vor allem Elvis Presleys Enkelin Riley Keough, die in der Titelrolle auch noch musikalisches Talent beweist. Zum anderen wirkt die Umsetzung der Geschichte erfreulich authentisch: Von den Kulissen und Kostümen bis hin zu den eigens für die Serie geschriebenen Songs wird die Atmosphäre jener Zeit in der Musikszene von Los Angeles ungemein stimmig eingefangen
Hätte das Ganze noch ein bisschen mehr Sex-Appeal, Diversität und Queerness vertragen? Keine Frage. Doch immerhin nehmen die Showrunner Scott Neustadter und Michael H. Weber, zu deren Autoren-und Regie-Team hier auch Will Graham gehört, der im vergangenen Jahr mit "A League of Their Own" schon eine eigene, fantastisch queere Serie verantwortete, zumindest ein paar Veränderungen gegenüber der Vorlage vor. Allen voran in der Figur von Daisys bester Freundin und Kollegin Simone Jackson, die in der Verkörperung durch Nabiyah Be zur lesbischen Schwarzen Disco-Pionierin wird.
Mehr queere Kultur:
» auf sissymag.de