Ausschnitt aus einem Weltfrauentag-Plakat aus dem Jahr 1914
Zum Weltfrauentag am 8. März weisen LGBTI-Aktivist*innen darauf hin, dass die Frauenrechtsbewegung und die LGBTI-Community miteinander verknüpft sind. "Ohne Feminismus keine queere Emanzipation!" lautet etwa ein Slogan des Queeren Netzwerks NRW. Vorstandssprecherin Laura Becker erklärte: "Queere Frauen erfahren Queerfeindlichkeit (auch), weil sie der Vorstellung nicht gerecht werden, wie eine Frau zu leben und zu sein hat."
Das gelte etwa für Frauen, die mit anderen Frauen Kinder großziehen – mehr noch für jene "ohne Beziehungen, in queerplatonischen oder polyamourösen Beziehungen". Becker verwies auch auf die heftiger werdenden Attacken auf trans Frauen. "In einer frauenfeindlichen Gesellschaft wird jede Verbindung mit Weiblichkeit als negativ bewertet. Frauenfeindliche Diskriminierung trifft also auch trans* Männer und nichtbinäre Personen, die wegen ihres Personenstands, ihres Aussehens oder anderer Merkmale als Frau wahrgenommen werden. Und etwas weitergedacht trifft frauenfeindliche Diskriminierung auch (queere) cis Männer – wenn sie z.B. vermeintlich zu feminin auftreten", so Becker.
Queere Communitys seien also Teil feministischer Kämpfe, quer durch alle politischen Ressorts und Lebensbereiche. Dies bringe einige Forderungen mit sich – etwa die Errichtung flächendeckender und lebensweltsensibler Anlaufstellen für gewaltbetroffene FLINTA. Das Akronym steht für Frauen, Lesben, intersexuelle, nicht-binäre, trans und agender Personen.
Warnung vor Erstarken von rechtspopulistischen Bewegungen
Angesichts des Weltfrauentags warnt der Bundestagsabgeordnete Jan Plobner, der stellvertretende queerpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, vor dem Erstarken von rechtspopulistischen und antifeministischen Bewegungen: "Wir können es weltweit beobachten: Rechte und konservative Kreise machen Stimmung gegen die Rechte von transgeschlechtlichen Menschen, weil das in der Bevölkerung leicht verfangen kann. Im Anschluss wendet sich die Stimmung gegen die reproduktiven Rechte von cis Frauen, gegen sexuelle Selbstbestimmung – und schließlich gegen den Rechtsstaat an sich", so Plobner. "Der Frauentag steht also für viel mehr als rote Rosen: Er muss uns Mahnung sein, dass wenig in Stein gemeißelt ist, was wir für selbstverständlich halten. Demokratie ist fragil, wir müssen jeden Tag aufs Neue mit Solidarität für sie einstehen."
Twitter / svenlehmann | Tweet von Sven Lehmann, Familienstaatssekretär und Queerbeauftragter der Bundesregierung
Zuletzt hatte es einen Riss zwischen der LGBTI-Community und Teilen der feministischen Bewegung gegeben, seitdem einige einflussreiche Feministinnen trans Menschen als Feindbilder entdeckt haben: Die führende deutsche Feministin Alice Schwarzer macht etwa gemeinsam mit Rechtspopulist*innen Stimmung gegen geschlechtliche Minderheiten und warnt vor einer "Trans-Welle" (queer.de berichtete).
Der Frauentag findet inzwischen seit mehr als 100 Jahren immer am 8. März statt. Er entstand Anfang des 20. Jahrhunderts als Initiative sozialistischer Organisationen. Die Forderungen waren die Gleichberechtigung, das Wahlrecht für Frauen und die Emanzipation von Arbeiterinnen. Seit 2019 ist der Internationale Frauentag in Berlin und seit diesem Jahr in Mecklenburg-Vorpommern ein gesetzlicher Feiertag – Bewohner*innen der 14 anderen Bundesländer müssen aber arbeiten. Dieses Jahr sind wieder unzählige Demonstrationen und Aktionen in ganz Deutschland geplant. (cw)