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Berlin

"Als schwuler Mann laufe ich den CDU-Leuten nicht in die Arme"

Auf der Konferenz der Berliner Jusos verteidigte SPD-Parteivize Michael Biel die Koalitionsverhandlungen mit der Union – doch der Antrag "NoGroKo – Berlin geht nur mit links" erhielt eine überwältigende Mehrheit.


Parteichefin Franziska Giffey und ihr Vize Michael Biel im Jahr 2021 (Bild: IMAGO / Political-Moments)

Mit großer Mehrheit hat sich die Berliner SPD-Jugendorganisation Jusos gegen die geplante Koalition mit der CDU gestellt. Ein Antrag des Landesvorstandes mit dem Titel "NoGroKo – Berlin geht nur mit links" erhielt am Samstag die sehr große Mehrheit der etwa 80 Delegierten einer Jusos-Konferenz in der SPD-Bundeszentrale in Berlin. Die Jusos forderten vehement und unter großem Applaus die Fortsetzung der Koalition mit Grünen und Linken und lehnten die Zusammenarbeit mit der CDU grundsätzlich ab. Zwei stellvertretende SPD-Landesvorsitzende hatten zuvor in einer sachlichen Debatte vergeblich dafür geworben.

Viele Delegierte kritisierten, dass die SPD-Landesvorsitzende und amtierende Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey und ihr Co-Vorsitzender Raed Saleh nicht erschienen waren, um sich der Debatte zu stellen. Giffey besuchte stattdessen den SPD-Kreisverband Pankow.

"Kai ist der falsche Vorname fürs Rote Rathaus"

In dem Antrag hieß es über den CDU-Landesvorsitzenden Kai Wegner, der nach derzeitigem Plan Regierender Bürgermeister werden soll: "Kai ist der falsche Vorname fürs Rote Rathaus." Er sei für das Amt gänzlich ungeeignet. "Wer im Wahlkampf bewusst durch rassistische Erzählungen am rechten Rand fischt", könne nicht von Sozialdemokraten zum Bürgermeister gewählt werden. Mit der CDU gebe es keine "soziale und gerechte Stadt", hieß es. "Eine Partei, die mit rechtspopulistischen Inhalten Wahlkampf gemacht hat und Leute nach ihren Vornamen in Kategorien eingeteilt hat, ist für uns keine geeignete Koalitionspartnerin."

Die CDU hatte im Wahlkampf polarisiert, weil sie nach den Silvester-Krawallen die Vornamen von Verdächtigen mit deutscher Staatsangehörigkeit erfragte, um zu erfahren, ob sie Migrationshintergrund haben. Wegner sagte damals: "Wir müssen die Namen wissen, damit wir passgenaue Antworten geben und die Jugendlichen erreichen können."

NoGroKo-Website angekündigt

Mit einer neuen Internetseite wollen die Jusos die angekündigte Kampagne gegen die geplante Koalition begleiten. Die Landesvorsitzende Sinem Tasan-Funke sagte: "Wir werden erst ruhen, wenn wir diese große Koalition verhindert haben." Folgen sollen nun viele Diskussionsveranstaltungen. Tasan-Funke betonte, eine gemeinsame Regierung mit der CDU sei eine "Koalition mit Reaktionären". Der Co-Vorsitzende Peter Maaß sprach von einer "ehrenlosen CDU".

Die Vize-Landesvorsitzende der SPD und Staatssekretärin im Bundesbauministerium, Cansel Kiziltepe, betonte, die Grünen hätten entscheidende inhaltliche Zusagen nicht gemacht. Aussagen zum 29-Euro-Ticket, Wohnungsbau und kostenlosen Kitas seien vage geblieben. Sie sagte aber auch: "Ja, die CDU ist konservativ. Das ist nicht immer ganz einfach. Die Kampagne war rassistisch, auch mich hat das persönlich getroffen." Es habe aber die Zusage gegeben, dass es dazu persönliche Stellungnahmen mit Korrekturen geben werde.

Michael Biel, Berliner Vize-SPD-Vorsitzender und Wirtschafts-Staatssekretär sagte: "Wir dürfen nicht den Fehler machen, grüner als die Grünen zu werden." Die Grünen hätten sich in den Gesprächen vor allem auf eine Finanzdebatte konzentriert, um das eingesparte Geld für Klimaschutz auszugeben. Er sagte: "Hier spricht ein schwuler Mann zu euch, und glaubt mal nicht, dass ich den CDU-Leuten in die Arme laufe."

Alle Juso-Redner*innen gegen Koalition mit CDU

Alle Juso-Redner*innen lehnten die CDU als Koalitionspartner entschieden und zum Teil emotional ab und erhielten dafür begeisterten Beifall. Es sei klar, "dass mit Konservativen nicht koaliert werden darf", sagte ein Redner, andere nannten die CDU "rassistisch". Eine Delegierte sprach von einer "Männertruppe der CDU", eine andere vom falschen "Welt- und Menschenbild" der CDU. Eine junge Frau sagte über die ihrer Ansicht nach fehlende Beteiligung der Jugend in der SPD: "Wenn das so weitergeht, dann sind wir irgendwann nicht mehr da, dann könnt ihr das alleine machen."

Die Jusos haben in Berlin etwa 5.000 Mitglieder, automatisch gehören SPD-Mitglieder unter 35 Jahren dazu. Die insgesamt knapp 19.000 Berliner SPD-Mitglieder können bis zum 21. April darüber abstimmen, ob sie den bis dahin ausgehandelten Koalitionsvertrag mit der CDU akzeptieren oder ablehnen. Die Verhandlungskommissionen von CDU und SPD hatten ihre Gespräche am Donnerstag begonnen und bereits erste Einigungen über Themen vorgelegt.

Bei der Wiederholungswahl am 12. Februar hatte die CDU mit 28,2 Prozent vorne gelegen, SPD und Grüne erhielten beide 18,4 Prozent, die Linke kam auf 12,2 Prozent und die AfD auf 9,1. Die FDP flog mit 4,6 Prozent aus dem Parlament.

Im Interview mit "rbb24 Inforadio" hatte Franziska Giffey mehrere Bedingungen für die geplante Koalition ihrer SPD mit der CDU genannt: "Themen wie die Stadt der Vielfalt, Gleichstellung, eine gute Queer-Politik für die Regenbogenhauptstadt werden eine wesentliche Rolle spielen", so die SPD-Landesvorsitzende und amtierende Regierende Bürgermeisterin. "Da wird es Punkte geben, die sind mit uns nicht verhandelbar (queer.de berichtete). (cw/dpa)

#1 PrideProfil
#2 VestigeAnonym
#3 Ja aber auch neinAnonym
  • 11.03.2023, 16:30h
  • Antwort auf #1 von Pride
  • Ist imho auch nicht als solches zu verstehen.
    Eher so:
    "wertkonservativ" und reaktionär wollen: cis Heteros, Mann, Frau, Kind(er). Am liebsten christlich und gläubig. Mann sagt, Frau folgt. Heteronormativitität und die "cis Überlegenheit" dürfen nicht in Frage gestellt werden, sonst: Feind.
    Im Wertkern unvereinbar mit Menschenrechten.

    progressiv: Nun ja, eben das, was obige Herrschaften (die Frauen sind da natürlich mitgemeint ;) ) nicht wollen.

    Deshalb ist es schon verständlich, wenn er sagt, dass er als schwuler Mann den CDUlern nicht in die Arme laufen möchte. Auch wenn es natürlich die Stockholm-Syndromaspiraten (auch hier: Frauen sind natürlich mitgemeint ;) ) gibt.
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#4 audeasAnonym
#5 Elena
#6 schonwiedersoweitAnonym
  • 12.03.2023, 13:10h
  • Antwort auf #1 von Pride
  • Jo. Das haben wir bspw schon bei Westerwelle und Spahn erleben dürfen müssen.

    spcdu im Bund kaum los geworden und schon gehts wieder los, dass sich die spd zu ihrem natürlichen bürgerlich-christlichen Koalitionspartner hingezogen fühlt. Betrachten wir die letzten Jahrzehnte, ist dies der einzig rote Faden der spd und ist längst zum sozialdemokratischen Markenkern geworden damit all die nicht erfüllten Versprechungen über den Koalitionspartner begründet werden können.
    Schlicht erbärmlich und das genaue Gegenteil von Verantwortung und progressivem Handeln.
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#7 Ith_Anonym
  • 12.03.2023, 13:29h
  • Achja, die Ju-irgendwas. Meine persönliche Theorie dazu ist, dass die Parteien diese Unterteilung nur vornehmen, damit sie bei den Versammlungen dieser Untergruppe ein Stimmungsbild bekommen, welche Punkte intern aktiv ignoriert werden sollten. Denn Politik darf nicht für Leute unter 40 sein.
    Bei der Jungen Union kann man froh darüber sein, denn bei der findet man zur AfD keine nennenswerten Unterschiede. Aber ob es DieLinke oder CDU oder sonst eine Partei alter Leute ist - man lässt den "Jungen" den Freiraum, sich gemeinsam in einen Raum zu setzen und ihre Emotionen dort in Applaus und wütenden Reden abzureagieren, und wenn die ihre Energie dann ausreichend verschwendet haben, hält man einen "richtigen" Parteitag ab, wo man sie komplett vor die Wand laufen lässt, wenn sie überhaupt irgendwelche Redezeit bekommen. Bloß eines macht das, was sie untereinander in ihren Ju-Versammlungen tun und reden und beschließen in Bezug auf die Gesamtpartei grundsätzlich nie: Auf der politischen Ebene tatsächlich einen Unterschied.
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#8 RigolettoAnonym
#9 JuchanmomoAnonym
  • 13.03.2023, 09:28h
  • Auch wenn jemand irgendwie queer ist, ist so jemand nicht heilig und kann genauso falscher Meinung sein. Mit den Linken habe ich auch meine Probleme. Aber mit der CDU eigentlich noch mehr.
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