Eine christliche Aktivistin demonstriert vor Hakenkreuzfahnen und Rechtsextremisten, die den Hitler-Gruß zeigen, gegen Dragqueens (Bild: Screenshot News2Share)
Am Samstag haben Neo-Nazis und rechte christliche Aktivist*innen gemeinsam in einem Park im US-Bundesstaat Ohio gegen eine Show mit Dragqueens protestiert. Mehrere hundert Demonstrierende zeigten dabei unter anderem Hakenkreuzfahnen und den Hitlergruß. Dazu skandierten sie "Sieg heil" – in den USA ist dies völlig legal. Die fast ausschließlich männlichen rechtsextremen Aktivisten trugen Plakate mit Aufschriften wie "Weimarer Zustände erfordern Weimarer Lösungen". Gleich daneben war auf einem Plakat von christlichen Aktivist*innen "Jesus Christus ist der Herr. Jeder sollte niederknien" zu lesen.
Anlass für den Hass am Wadsworth Memorial Park in der Nähe von Akron war eine sogenannte "Drag Queen Story Hour", die im Norden des Parks abgehalten wurde. So werden Events für Kinder und Jugendliche genannt, bei denen Dragqueens unter anderem Bücher vorlesen oder musizieren. Sie sollen Offenheit und Toleranz vermitteln und queeren Kindern dabei helfen, sie selbst zu sein.
Die Polizei wehrte vor Ort Versuche der Neonazis und anderen Demonstrierenden ab, die "Drag Queen Story Hour" zu verhindern. Videos zeigen, dass die Veranstaltung zwar stattfand, allerdings sind Polizeisirenen und Geschrei im Hintergrund zu hören.
Die Veranstalter*innen versuchten unter anderem mit Regenbogenschirmen, die Kinder vor dem Anblick der Neonazis zu schützen. Einige gaben den Kindern auf dem Weg zur Veranstaltungshalle auch Kopfhörer, damit sie die teils mit Schimpfwörtern wie dem N-Wort angereicherten Sprechchöre nicht hören mussten.
Zwei Protestierende sind laut dem "Akron Beacon Journal" festgenommen worden, weil sie Pfeferspray sowie eine Fahnenstange als Waffe benutzt und außerdem eine echt aussehende Pistole auf andere Menschen gerichtet haben sollen. Die Waffe soll allerdings "nur" Pfefferspray versprüht haben.
Proteste Teil eines weltweiten Kulturkampfes
Der Streit um die "Drag Queen Story Hour" ist Teil eines seit Jahren schwelenden Kulturkampfes – ungewöhnlich am Fall in Ohio ist lediglich, dass Konservative keine Berührungsängste zu haben scheinen, sich an der Seite von Neonazis zu zeigen. In mehreren republikanisch kontrollierten Staaten gibt es inzwischen Anläufe, derartige Drag-Veranstaltungen zu verbieten (queer.de berichtete). Ein entsprechendes Gesetz wurde bereits Anfang März in Tennessee beschlossen, das "weibliche oder männliche Imitation" in der Öffentlichkeit verbietet. Bürgerrechtsaktivist*innen wollen dagegen klagen. Viele Republikaner*innen behaupten, dass Dragqueens pauschal versuchten, Kinder zu "groomen", also in Missbrauchsabsicht zu kontaktieren. Außerdem glauben viele Konservative, dass Kinder eher trans oder homosexuell werden, wenn sie Dragqueens sehen.
Die Angriffe auf Dragqueen-Veranstaltungen beschränken sich nicht auf die USA: Letztes Jahr gab es rechtsextreme Übergriffe auf Lesestunden auch in Wien und Zürich. (dk)