Nachdem christliche Fundamentalist*innen im Dezember gegen eine Dragshow in Miami protestierten, holt DeSantis jetzt zum großen Schlag aus (Bild: Screenshot NBC 6 South Florida)
Der republikanische Gouverneur Ron DeSantis geht in seinem Staat Florida weiter gegen Unternehmen vor, die der queerfeindlichen Linie seiner Regierung nicht folgen: Wie US-Medien berichten, hat seine Regierung beantragt, dem zentral gelegenen Hotel Hyatt Regency Miami die Alkohollizenz zu entziehen. Als Anlass wird die Show "A Drag Queen Christmas" genannt, die am 27. Dezember stattfand und von Nina West (bekannt aus der siebten Staffel von "RuPaul's Drag Race") moderiert wurde. Das Hyatt zählt mit 615 Zimmern zu den größten Hotels in Miami und ist in der queeren Community beliebt.
Die Veranstaltung fand in einem zum Hotel gehörenden Veranstaltungsort im James L. Knight Center statt, der 4.500 Zuschauer*innen Platz bietet. Bereits am Tag der Aufführung protestierten fundamentalistisch-christliche Organisationen gegen die Show. Laut der DeSantis-Regierung handelte es sich dabei um eine "sexuell anzügliche Show, in der Kinder zugegeben waren", wie aus einer 17-seitigen Beschwerde hervorgeht. Bei der Vorstellung war der Eintritt für unter 18-Jährige nur in Begleitung ihrer Eltern oder Erziehungsberechtigten erlaubt.
Nach Ansicht der Regierung "korrumpiert die Aufführung die öffentliche Moral". Die Performer*innen hätten "sexuell anzügliche Kleidung und prosthetische weibliche Genitalien" getragen. Die Show habe unter anderem gegen ein Landesgesetz verstoßen, dass "laszive Darstellungen" bei Anwesenheit von Personen unter 16 Jahren verbietet.
Dieses Event bringt die politische Rechte auf
Laut dem Anwalt Louis J. Terminello kann das Verfahren zum Entzug der Alkohollizenz ein bis zwei Jahre in Anspruch nehmen. Es handle sich dabei um die schärfstmögliche Bestrafung für eine derartige Einrichtung, sagte er dem "Miami Herald". Der Staat sei bereits im Sommer gegen ein Restaurant in Miami vorgegangen, das ein Dragqueen-Bruch veranstaltet hatte.
DeSantis will ins Weiße Haus
DeSantis gilt als einer der Favoriten auf die republikanische Präsidentschaftskandidatur 2024. Der 44-Jährige baut dabei vor allem auf die rechtskonservative Basis, bei der queerfeindliche Initiativen gut ankommen. Vor einem Jahr unterschrieb er daher das sogenannte "Don't say Gay"-Gesetz, das es Schulen bis zur zwölften Klasse erschwert, queere Menschen zu erwähnen (queer.de berichtete). Dabei ging er rigoros gegen Firmen vor, die seine Politik ablehnen: So entzog er "Disney World" das Recht auf Selbstverwaltung, offenbar weil sich der Konzern gegen das Gesetz positioniert hatte (queer.de berichtete).
Scharfe Kritik kommt von der Demokratischen Partei: "Ron DeSantis benutzt Angst und Einschüchterung, damit Veranstaltungsorte Dragqueens ihre Türen nicht mehr öffnen", erklärte etwa der offen schwule Politiker Carlos Guillermo Smith, ein ehemaliger Abgeordneter des Repräsentantenhauses von Florida. Doch der Gouverneur wolle sogar weiter gehen: "HB 1423 würde Eltern ins Gefängnis werfen, wenn sie ihre Familien zu Dragshows wie diesen bringen", so Smith. Dabei bezieht er sich auf einen Gesetzentwurf, der derzeit im Parlament diskutiert wird (siehe Überblick über queerfeindliche Gesetzentwürfe in den USA).
Derzeit gibt es in den Vereinigten Staaten einen regelrechten Kulturkampf, der sich meist auf die Rechte von trans Menschen konzentriert. In letzter Zeit gerieten aber insbesondere Dragshows ins Visier der queerfeindlichen Bewegungen, da diese seit dem Erfolg von "RuPaul's Drag Race" immer populärer werden. Letztes Wochenende sorgte etwa eine Demo gegen eine Dragshow in Ohio für Entsetzen, in der fundamentalistische Christ*innen und Neo-Nazis einträchtig bei "Sieg heil"-Rufen demonstrierten (queer.de berichtete). Auch in Deutschland versucht sich die AfD mit Attacken gegen Dragqueens (queer.de berichtete). (dk)
Und wie immer: Genau der Scheiß wird auch massiv hier rüberschwappen. In Ansätzen ja schon da - wird mehr. Und da wir sowohl von der jetzigen "Regierung" nichts erwarten dürfen, die aber wunderbar den reaktionären Rollback zu "bestenfalls" schwarz-rot oder schwarz-grün, vermutlich aber eher schwarz-blau, ggf. schwarz-blau-gelb und somit deutlich offenerem Krieg gegen uns vorbereitet, somit in der, bzw. den nächsten Regierungen nichts Positives zu erwarten ist, sollten wir uns schon mal mit dem Gedanken anfreunden. Ändern können wir es eh nicht. Ach doch, stimmt: Man kann ja 'ne nette Demo (ohne "Auffälligkeit", sprich: ohne Wirksamkeit) machen. Oder 'ne schöne Lichterkette organisieren, wenn mal wieder "ganz überraschend" der stochastische Terrorismus belegt wird. Oder bei den reaktionären cis Hets brav "bitte, bitte, schlagt uns nicht tot" machen. Stimmt, gibt ja so viel, was man machen kann.