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Bundestagsbeschluss

Blutspende: Ende der Diskriminierung endlich in Sicht

Der Bundestag hat am Donnerstag eine Änderung des Transfusionsgesetzes beschlossen. Die Diskriminierung von schwulen und bisexuellen Männern sowie trans Personen bei der Blutspende dürfte nun ein Ende haben.


Symbolbild: Eine blutspendende Person macht eine Faust , um ihr Blut in Schwung zu bringen (Bild: IMAGO / Bild13)

Homo- und bisexuelle Männer sowie trans Menschen dürfen nicht mehr pauschal von der Blutspende ausgeschlossen werden. Mit den Stimmen der Ampel-Koalition beschloss der Bundestag am Donnerstag eine entsprechende Änderung des Transfusionsgesetzes (PDF). Dort wird nun ausdrücklich festgehalten, dass die sexuelle Orientierung oder geschlechtliche Identiät bei der Entscheidung über einen möglichen Ausschluss nicht berücksichtigt werden darf.

Bislang sieht eine Richtlinie der Bundesärztekammer vor, dass Männer, die Sex mit Männern haben, nach Sexualkontakt mit einem neuen oder mehr als einem Sexualpartner für vier Monate zurückgestellt werden. Auch trans Menschen werden gesondert erwähnt. Die Regelung stammt aus der Zeit der Aids-Krise.

Sofort ist die Diskriminierung allerdings nicht passé. Mit der Gesetzesänderung wird die Bundesärztekammer verpflichtet, die Richtlinie zur Bewertung der Risiken, die zu einem Ausschluss oder einer Rückstellung von der Spende führen, entsprechend geändert wird. Hält die Kammer die vorgegebene Frist nicht ein, werde die Richtlinie vom Paul-Ehrlich-Institut im Einvernehmen mit dem Robert-Koch-Institut (RKI) geändert.

Reform im Koalitionsvertrag vereinbart

Die Ampel-Parteien hatten bereits in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart, diese Praxis zu beenden. "Es gibt keinen wissenschaftlichen Grund für diese Diskriminierung", betonte die SPD-Abgeordnete Heike Engelhardt. "Es ist schade, dass Menschen 2023 noch mit derartigen Benachteiligungen und Vorurteilen zu kämpfen haben." Wegen des "individuellen Sexualverhaltens der spendewilligen Person" bleibt eine Rückstellung von Spender*innen im Rahmen der Risikobewertung aber weiterhin möglich.

Mit der Gesetzesänderung werden auch die bisherigen Höchstaltersgrenzen für eine Blutspende aufgehoben. Bislang durften Erstspender – je nach Region – nur etwa 65 Jahre alt sein. Bei Wiederholungsspendern lag die Obergrenze meist zwischen 70 und 75 Jahren. Künftig soll stattdessen nun ein Arzt die individuelle "Spendetauglichkeit" beurteilen.

Lehmann begrüßt "starkes Signal des Bundestags"

Sven Lehmann, Beauftragter der Bundesregierung für die Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt, begrüßte den Beschluss des Bundestags. "Wer Blut spendet, übernimmt Verantwortung für andere. Menschen wegen ihrer sexuellen Orientierung oder ihrer Geschlechtsidentität von der Blutspende zurückzustellen ist diskriminierend"; erklärte der Grünen-Politiker in einer Pressemitteilung. "Es ist ein starkes Signal des Bundestags, die bestehende Diskriminierung bei der Blutspende gesetzlich zu untersagen."

Auch der Lesben- und Schwulenverband zeigte sich zufrieden. "Viel zu lange schon halten die Bundesärztekammer und andere zuständige Stellen an überholten Vorstellungen von schwuler, bisexueller und trans* Sexualität fest und tragen damit zur anhaltenden Stigmatisierung queerer Menschen bei", sagte LSVD-Vorstandsmitglied Alva Träber. "Es ist höchste Zeit, dass die geltenden Regelungen an den aktuellen medizinisch-wissenschaftlichen Stand angepasst werden." (cw/dpa)

#1 _Patrick_Profil
  • 16.03.2023, 20:16hRLP
  • Für LGBT*IQ, die spendenwillig sind, ist das sicherlich eine Verbesserung und das erste, greifbare Queerpolitische, was die sog. Fortschrittskoalition zustande gebracht hat.

    Weshalb man allerdings nicht Nägel mit Köpfen macht und das Hohe Haus darüber abstimmen lässt, statt es an die Bundesärztekammer zurück zu deligieren, die erst kürzlich ihren Diskriminierungsanspruch qua Stellungsnahme erneuert hat, erschließt sich mir nicht wirklich. D.h. wieder warten, bis dann wohl das Paul-Ehrlich-Institut eingreift.

    Ich hoffe sehr, dass sich RotGrünGelb jetzt endlich dem Abbau staatlicher Diskriminierung unserer trans Geschwister widmet. Die ständigen Vertröstungen, Sprechblasen und das Warten fördert weder die Gesundheit, noch gelingendes Leben und schon gar nicht stärkt es das Vertrauen in Parteien und deren Versprechen.
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#2 FinallyAnonym
  • 16.03.2023, 22:21h
  • Finally.... mal sehen ob sich das jetzt auch in den Blutbankreserven bemerkbar macht ! ( Ehrlich: Ich beürchte das schlimmste und hoffe auf das beste )

    Und jetzt bitte endlich einführen das jeder erstmal bis zum eigenen Widerspruch automatisch ab Geburt als Organspender eingetragen wird !

    Und man kann nicht oft genug darauf hinweisen:

    www.dkms.de/registrieren

    2 Minuten, man bekommt das Test-Pack zugeschickt, zack erledigt, ab in den Briefkasten....
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#3 AndiAnonym
  • 16.03.2023, 23:05h
  • Ich bin nach wie vor skeptisch. Wie schon angemerkt wird nach wie vor die konkrete Ausgestaltung an die Betonköpfe der Bundeärztekammer delegiert.

    In der Sachverständigenanhörung hat diese einmal mehr ihre üblichen Textbausteine aufgesagt, in denen sie gruppenspezifisch höhere Infektionsrisiken als Rechtfertigung für die Beibehaltung der diskriminierenden bisherigen Richtlinie nannte und sich wie schon zuvor nicht entblödete, "homosexuelles Verhalten" als "individuelles" Verhalten zu deklarieren und somit mit einem rhetorischem Taschenspielertrick den berechtigten Vorwurf der gruppenspezifischen Diskriminierung wegzuwischen versuchte.

    In der heutigen Bundestagsdebatte hat die CDU/CSU-Bundestagsfraktion einen Entschließungsantrag vorgelegt, in dem statt der Delegation an die Bundesärztekammer die Einführung des "österreichischen Modells" gefordert wurde. Die Ansicht der Bundesärztekammer wird nunmehr also nur noch von der AfD vertreten! Das muss man sich mal vorstellen! Und solche Leute sollten dann die Richtlinie überarbeiten?

    Ich sage voraus: Wenn die Bundesärztekammer gemäß dieses Gesetzes eine neue Richtlinie vorlegt, wird da ganz sicher irgendein diskriminierender Quatsch drinstehen, und dann wird das Geschrei groß sein. Ich traue diesen Weißkittelvertretern nicht über den Weg!
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#4 la_passanteAnonym
  • 17.03.2023, 01:31h
  • Mal wieder nix halbes und nix ganzes. Mag für viele gut sein, ist mir persönlich aber egal: ich spende weder Blut noch Organe, und will auch nichts dergleichen gespendet bekommen (und trage entsprechende Ausweise bei mir, seit über zwanzug Jahren). Ich brauch nicht um jeden Preis überleben wollen, schon gar wenn davon eine ganze Industrie lebt.
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#5 LothiAnonym
#6 LothiAnonym
  • 17.03.2023, 07:39h
  • Antwort auf #4 von la_passante
  • Dein Misstrauen ist zwar verständlich, doch was hat eine Organspende damit zu tun? Für mich war und ist es einfach selbstverständlich meinen Körper zur Verfügung zu stellen. Meine Mutter verstarb qualvoll an Nierenschrumpf. Zudem bekomme ich sowieso von all dem nichts mehr mit.
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#7 Gestorbene HoffnungAnonym
  • 17.03.2023, 07:47h
  • Antwort auf #1 von _Patrick_
  • "Ich hoffe sehr, dass sich RotGrünGelb jetzt endlich dem Abbau staatlicher Diskriminierung unserer trans Geschwister widmet."

    So schön es wäre, mehr als heiße Luft in Form von Tweets/Kommentaren von Frau Paus und Herrn Lehmann wird sicherlich nicht kommen. Wozu auch? Für diese Legislaturperiode kann man es nicht mehr als Möhre vor der Nase ge-/missbrauchen, außerdem "hat die Politik jetzt erstmal viel Wichtigeres(TM) zu tun".

    Wenn dann langsam der Wahlkampf für die nächste Regierungszeit anbricht, da werden die Parteien sicherlich wieder ihre Klassiker aus der Mottenkiste holen und was von "Gleichberechtigung", "Selbstbestimmung" und "Diskriminierungsabbau" erzählen und wie wichtig ihnen das sei, eine Herzensangelegenheit und dass Partei es mit Hochdruck verfolgen werde bla bla bla. Also wie immer. Und wenn man ganz viel Glück hat, schreiben Parteien das dann auch in den Koalitionsvertrag. Der, lediglich als Richtschnur dienend, dann "rein zufällig" in diesen Bereichen wieder nur heiße Luft erfahren wird, weil: "die Politik hat jetzt erstmal viel Wichtigeres(TM) zu tun"...

    Ich glaube denen NICHTS mehr.
    Wenn dereinst ein Gesetz vorliegt und in Kraft tritt(!), dass tatsächlich nicht nur in die "richtige Richtung(TM)" geht, sondern vollumfänglich menschenrechtskompatibel ist und das Grundgesetz nicht Lügen straft: Super. Dann glaube ich es auch. Aber keine verdammte Sekunde mehr vorher.

    Da aber die nächste Bundesregierung gewiss NICHT mehr - zumindest den Prozentzahlen nach - unter Leitung der "mit Bauchschmerzen"-Umfallerpartei laufen wird, sondern, bei all der wertvollen Arbeit, die Scholz und Co. derzeit leisten, die Union wieder am Zug sein und die Grünen wohl kaum nochmal an der Regierung beteiligt sein dürften (die Schaffung des Volksfeindbilds durch "Die Grünen wollen eure Autos verbieten", "Die Grünen wollt, dass ihr keine Heizungen mehr habt", "Die Grünen wollen, dass ihr nur noch Gras und Müsli essen dürft!", "Die Grünen wollen die deutsche Sprache verbieten!" etc. haben die Reaktionären ja schon im genügend großen Maße geschafft), wird es auch in der oder den nächsten Legislaturperiode(n) ganz gewiss keine Verbesserung der Lage für uns und insbesondere für trans geben. Ganz im Gegenteil.

    Die aktuelle Regierungszeit wäre die einzige gewesen, in der man Hoffnung auf einige Punkte hätte haben können. Leider war diese - wieder mal - vergebens.

    Bei der nächsten Wahl werde ich entsprechend ALLE Partiene ankreuzen. Oder einmal quer über den Wahlzettel. Oder in jeden Kreis einen Mittelfinger. Hauptsache ungültig, denn Nichtwahl ist für mich auch keine Lösung.
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#8 nichtbinärePersonAnonym
  • 17.03.2023, 11:55h
  • Antwort auf #2 von Finally
  • "Und jetzt bitte endlich einführen das jeder erstmal bis zum eigenen Widerspruch automatisch ab Geburt als Organspender eingetragen wird !"

    Das kann jetzt wohl hoffentlich nicht ernst gemeint sein? Ab Geburt? Du willst also Kindern, die noch gar nicht über sich selbst bestimmen KÖNNEN, zwangsweise Organe entnehmen lassen? Wie soll denn bspw ein 7jähriges Kind rechtskräftig widersprechen können?
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#9 FinallyAnonym
  • 17.03.2023, 13:16h
  • Antwort auf #8 von nichtbinärePerson
  • Gar nicht... sollen die Erziehungsberechtigten machen. Genauso wie sie heute schon darüber entscheiden können ob sie die Organe ihres Kindes spenden wollen. Das gleiche System, nur andersrum - die Eltern müssen dann halt widersprechen !

    Und ab 14 Jahren kann man sich dann auch selber als organspender streichen lassen.

    Aber sicher werden weitaus weniger Leute Widerspruch einlegen als Leute sich derzeit einen Spenderausweis holen !

    Ich meine das sehr Ernst und verstehe auch warum du das für so abwegig hältst.
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#10 QuatschProfil
  • 17.03.2023, 17:54hBerlin
  • Antwort auf #9 von Finally
  • Ich habe einer Organspende explizit widersprochen und werde mich auch nicht für eine Knochenmarkspende registrieren lassen. Grund ist die Diskriminierung bei der Blutspende, die in jungen Jahren zu einem unangenehmen Erlebnis geführt hat. Und nein, ich werde die Entscheidung auch jetzt nicht ändern. Die Gesellschaft hatte ihre Chance.
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