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Folge 12 von 53

Schwule Symbole im Film: Ringe

Hier geht es nicht um die Filmtrilogie "Herr der Ringe", sondern um viele andere Herren mit Ringen, die mal treu und mal weniger treu sind oder Ringe als Zeichen der Freundschaft verwenden


Nimmt ihn selbst beim aktiven Fisten nicht ab: Kaiser "Caligula" (1979) mit einem Siegelring als Ausdruck seiner Macht

Diese Artikelserie wurde gefördert von der Homosexuellen Selbsthilfe e.V., www.hs-verein.de

Eheringe – Liebe, Treue, Treuebruch

Ein Ring ist, wie der Kreis, den er beschreibt, ein Symbol der Vollkommenheit. In seiner wichtigsten Bedeutung symbolisiert der Ehe- bzw. Partnerschaftsring Zusammengehörigkeit, soziale und in vielen Fällen auch sexuelle Treue. Den Trauring abzunehmen ist im Film eine typische symbolische Handlung für Sex außerhalb der Partnerschaft. In den Diskussionen um gleichgeschlechtliche Verpartnerungen und die Ehe für alle sind Ringe das wichtigste Symbol. Auch Filme über schwule und lesbische Paare greifen zunächst auf die traditionelle Symbolik der Ehe- bzw. Partnerschaftsringe zurück.

Ringe und Treue

Im Film wurden schon sehr früh das Angebot und das Tauschen von Ringen innerhalb fester Beziehungen unter Männern als besondere emotionale Momente hervorgehoben. In Derek Jarmans "Caravaggio" (1986) besiegelt ein Ring das Verhältnis des Malers Caravaggio mit seinem Geliebten Ranuccio "für die Ewigkeit und einen Tag".


Der Maler Caravaggio im gleichnamigen Film (1986) und sein Geliebter Ranuccio

Die eindrucksvolle Szene in "Swoon" (1992), in der sich in den Zwanzigerjahren zwei Männer Ringe überstreifen, wurde zu Recht in der filmhistorischen Doku "The Celluloid Closet" (1995, 1:32:20, hier online) hervorgehoben. Im Kurzfilm "Triángulo Rosa Invertido" (2013, 1:55 Min., hier online), der in der NS-Zeit spielt, löst der Ring an einem Toten einen Flashback aus und führt zu einer Erinnerung an eine glückliche Beziehung. In der schwarzen Komödie "Something for Everyone" (1970, hier online) hat Konrad diverse sexuelle Verhältnisse, u. a. zu Helmuth, der sehr eifersüchtig reagiert, als sich Konrad Ringe kauft (1:42:25 h). Konrad heiratet am Ende aber die Tochter der Countess, wobei ihm Helmuth die Ringe anreicht und mit ihm verbunden bleibt (1:50:40 h).

Ringe und Treue – seit der Ehe für alle

Auch im 21. Jahrhundert wird das Überstreifen der Ringe als romantischer Augenblick inszeniert wie in "From Beginning to End" (2009), "Angora Ranch" (2006), "Peking Turkey" (2006), "James" (2012), "American Vagabond" (2013) und "Junto a ti" (2013). Auch die beiden Dokumentationen "American Marriage" (2012) und "Papa, Papi, Kind" (2016) betonen Ringe als Symbol für die Ehe von Schwulen und Lesben. Wenn Ringe am Ende eines Filmes übergestreift werden – wie in "Adam & Steve" (2005) oder dem Kurzfilm "A casa ao lado" (2015) – verweist die Szene ganz traditionell auf die gemeinsame Zukunft zweier Menschen.

Seit der Einführung der Ehe für alle in vielen westlichen Ländern ist die Inszenierung des Ringes allerdings auch im Wandel begriffen. Adam Sandler und Kevin James verkörpern in "Chuck & Larry" (2007, hier Szene online) zwei heterosexuelle Kumpels, die vor den Traualtar treten und hier – mehrfach und ironisch gebrochen – auf die Bedeutung des Ringes als Symbol für Unendlichkeit aufmerksam gemacht werden.


Adam Sandler und Kevin James kurz nach dem Tauschen der Ringe

"Private Romeo" (2011) ist eine schwule Adaption bzw. Neuinterpretation von Shakespeares Tragödie "Romeo und Julia". Das hier als "Ring" bezeichnete gelbe Armband beweist als Zeichen der Verbundenheit zweier Männer nicht nur die Wandlungs- und Anpassungsfähigkeit von Shakespeares Text, sondern auch der Ring-Symbolik.

Ringe bei "Queer as Folk"

In der US-Serie "Queer as Folk" werden Ringe ganz klassisch innerhalb von monogamen Beziehungen inszeniert, wie bei Lindsay und Melanie (Folge 2/11) und bei Michael und Ben (Folge 4/13). Auch Justin und Ethan sind mit einem Ring verbunden und als sich Justin einsam fühlt, heißt es mit Bezug auf Ethan und den Ring: "Gott sei Dank, dass du den hast" (Folge 3/6). Das Glück währt jedoch nicht lange: Als Justin seinen Ring abzieht und wütend auf den Tisch knallt, ist das deutlich erkennbar das Ende der Beziehung (Folge 3/7).


Justin und der Ring, der ihn von Folge 3/6 bis 3/7 mit Ethan verbindet

Ringe und Untreue

Bei schwulen Ehemännern, die mit Frauen verheiratet sind, lässt sich mit dem Ring als Treue-Symbol gut der Treuebruch mit einem Mann visualisieren. In "Queer as Folk" (USA, Folge 1/2), in der deutschen Krimi-Serie "Der Staatsanwalt" (Folge 12/5) und in der "Tatort"-Folge "Mauer des Schweigens" Folge 455, 2000) spielen nervöse schwule Ehemänner mit ihrem Ehering, weil sie ein Geheimnis haben. In dem recht pädagogischen Kurzfilm "A First Time For Everything" (2010, 28.35, hier online) wird der Ehering eines Freiers fokussiert und diese Szene mit bedrohlicher Musik unterlegt, um auf diese Weise vor mann-männlicher Prostitution zu warnen. Manchmal gibt es auch kleine dramaturgische Überraschungen: In dem Kurzfilm "Sigueme" (2011, hier online) sieht es zunächst nach einem Doppelleben aus, wenn sich Ruben mit Paco beim Sex vergnügt, aber mit seiner Freundin Julia die Ringe tauscht, weil er zu ihr gehören möchte. Erst später wird deutlich, dass Julia die Liebesbeziehung mit Paco kennt und akzeptiert.

Der Ring wird nicht nur fokussiert, sondern auch vorübergehend abgenommen, wenn sich schwule Ehemänner mit anderen Männern zum Sex treffen, wie in "306" (2010) und "Criminal Minds" (Folge 3/17). Das Motiv des abgenommenen Rings als Zeichen sexueller Untreue wird im Kurzfilm "In the Light" (2011) leicht variiert: Nach einem One-Night-Stand wird John von Zack aufgrund seines Rings für heterosexuell gehalten, wobei sich der Ring aber nicht auf eine Frau, sondern auf Johns Lebenspartner Peter bezieht, dem er eigentlich treu sein wollte. In dem Kurzfilm "Placer" (2009) stört der Ehering beim gemeinsamen Wichsen mit einem anderen Mann und wird deshalb – wohl nicht nur aus physischen, sondern auch aus psychischen Gründen – abgenommen. Es gibt übrigens eine Vorgehensweise, die konsequent und ehrlich ist: Enrique verbindet in "Vapor" (2010) sein Coming-out mit dem Ablegen seines Ehe-Ringes.

Komplexere Ring-Geschichten

Meistens spielen die Ringe nur in einer Szene eine Rolle. Es gibt aber auch Filme, in denen mehrfach auf einen Ring eingegangen wird oder die erzählte Ring-Geschichte komplexer ist. Zu diesen gehört der bereits genannte Film "Swoon" (1992). Zu Beginn des Films überrascht Richard Loeb seinen Freund Nathan Leopold mit einem Ring, den er aus seinem Mund herausholt. Am Ende des Films, nach dem Tod von Richard Loeb 1936, zieht ihm sein Freund Nathan den Ring vom Finger und steckt ihn wieder in den Mund des nun toten Richard Loeb zurück.


Die Ring-Thematik umschließt den Film "Swoon" (1992)

Eine komplexe Ring-Symbolik ergibt sich auch in "Clapham Junction" (2007): Will ist mit Gavin frisch verpartnert. Für ihn hat sein Ring allerdings keine Bedeutung und er verschenkt ihn an seinen Bekannten Alfie. Später wird der Ring von Terry gestohlen. Als Terry nach einem Überfall im Krankenhaus landet, entdeckt ihn dort Wills Partner Gavin.

In den ersten zwei Minuten der "Tatort"-Folge "Der Finger" (Folge 664, 2007) bekommt Edgar Kaufmann (D: Helmut Berger) einen geblasen. Wer hier schon auf den Ring der zweiten Person achtet, weiß später, dass Kaufmann in dieser Szene Sex mit seinem Lebenspartner Burkhard Faber hat. Kurz danach wird Faber ermordet und der Ring (mit dem abgetrennten und titelgebenden Finger) im Abfluss gefunden. Kaufmann gibt in der späteren Vernehmung an, dass er sich mit 18 Jahren gemeinsam mit Faber die "Freundschaftsringe" gekauft hatte. Er geht übrigens offen damit um, dass er Burkhard Faber und seine Ehefrau liebt.


Viermal knieen und vier Hochzeitsanträge in "Familie verpflichtet" (2015)

In der Culture-Clash-Komödie "Familie verpflichtet" (2015, 0:38 Min., hier Trailer online) sind in Verbindung mit dem schwulen Pärchen David und Khaled insgesamt vier Heiratsanträge zu sehen – ganz klassisch mit Ringen und einem Hinknien vor dem Partner.

Im Kurzfilm "Die jungen Wilden" (2008) will sich der jugendliche Karel bei einem älteren Schwulen bewusst mit HIV infizieren. Dieser trägt seinen Ehering an einer Kette um den Hals, versteckt ihn aber zunächst. Als es zum Streit zwischen beiden kommt, reißt Karel ihm diese Kette vom Hals. In eine ähnliche Richtung geht der Kurzfilm "Nightstand" (2015, mit Stephen Fry als Produzent). Rob legt vor dem Sex mit dem Stricher Ramsey seinen Ehering ab und setzt ihn nach dem Sex wieder auf. In einer späteren Sexszene steckt Ramsey sich diesen Ring an, um so zu tun, als sei er Rob. Seine ironische Äußerung "There's no place like home" ist nicht nur ein Zitat aus dem Klassiker "Wizard of Oz" (1939), sondern ein Mittel, um sich über Robs bürgerliches Leben lustig zu machen.

Ringe – Kritik an und Satire über Treuevorstellung

Die letzten beiden Filmbeispiele verdeutlichen, dass nicht jeder Schwule den Wunsch nach einem "knechtenden" Ring und einer lebenslangen und monogamen Partnerschaft teilt. In "The Big Gay Musical" (2009) macht sich ein Schwuler mit "I don't need a ring – when I meet a sling" über diesen Wunsch sogar lustig.

Auch der Heiratsantrag von Moe in den "Simpsons" (Folge 14/10) einem Mann gegenüber, im Knieen mit einem Ring, ist kein Ausdruck von Liebe, sondern eher ein satirisch dargestellter Akt eines verzweifelten, einsamen Mannes, der nicht alleine sein möchte.


Der verzweifelte Moe macht einem Mann einen Heiratsantrag ("Simpsons", Folge 14/10)

Pornos – Ringe und Grenzüberschreitung

Es gibt den Porno "My Husband is Gay" und die Serie "I'm a married man", die Eheringe von Schwulen deutlich in Szene setzen. Ansonsten scheinen sie jedoch als Motiv bzw. Symbole in Pornos keine große Bedeutung zu haben, was vermutlich mit der Vorstellung von Monogamie im Zusammenhang steht. Offenbar spielen die beiden Titel auch mit der Lust an Grenzüberschreitungen und dem Kitzel des Verbotenen: Sex mit einem verheirateten Mann, der seinem Partner oder seiner Partnerin eigentlich treu sein wollte.


Der Ring innerhalb der Serie "I'm a married man"

Andere Ringe – Mut, Macht und Materialismus

Ringe können wie der "Weiße Ring" oder ein Rauschgifthändler-Ring auch nicht-sexuelle Zusammenschlüsse und Vereinigungen bezeichnen. Der mehrteilige Mainstream-Klassiker "Der Herr der Ringe" und Richard Wagners Opernzyklus "Der Ring des Nibelungen" zeigen weitere Bedeutungen wie Reichtum, Macht und Fluch auf. Zu den Ringen mit schwuler Bedeutung gehören Accessoires wie der sogenannte "Pinky Ring" – ein Ring am kleinen Finger – und der auf der rechten Seite getragene Ohrring, die beide auch in Filmen als schwule Identifikations- und Erkennungszeichen zu sehen sind.

Der Pinky Ring – Identifikation

Der sogenannte "Pinky Ring", ein Ring am kleinen Finger, gehörte früher zur Männer-Mode, war aber von den Fünfziger- bis Siebzigerjahren auch ein schwules Identifikationszeichen mit unbekannter Herkunft. Wegen dieser zeitlichen Eingrenzung und weil der Pinky Ring in der viktorianischen Zeit auch Ausdruck von Reichtum war (s. Urbandictionary), gehe ich davon aus, dass Oscar Wildes Pinky Ring in den Filmen "Der Mann mit der grünen Nelke" (1960) und "Oscar Wilde" (1997) nur als Schmuckstück und Ausdruck von Reichtum und Dandytum zu sehen ist.

Für die Zeit ab den Fünfzigerjahren betonen die Autoren Joseph P. Goodwin ("More Man Than You'll Ever Be. Gay Folklore and Acculturation in Middle America", 1989, S. 26, hier online) und Simon Gage ("Queer", 2002, S. 50, hier online), dass der Pinky Ring auch ein schwules Erkennungszeichen war. In diesem Kontext ist es wahrscheinlich, dass der Pinky Ring bei den schwulen Protagonisten in "Unter der Treppe" (1969), "Prostitution – heute" (1970), "Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt" (1971), "Blut an den Lippen" (1971), "A Very Natural Thing" (1974) und "Saturday Night at the Bath" (1975) als ein schwules Identifikationszeichen inszeniert wurde. Auch in späteren Filmen wie "Tropfen auf heiße Steine" (2000) und "Herr von Bohlen" (2015) wäre diese Bedeutung passend, weil hier die Siebzigerjahre behandelt werden.

In den Filmen seit den Achtzigerjahren wie "Liebesgrüße aus der Lederhose" (6. Teil, 1982), "Erdbeer und Schokolade" (1994), "Lola und Bilidikid" (1999), "The Fluffer" (2001), "Another Gay Movie" (2006), "Bernard and Doris" (2006) und "Cinquième fugue" (2009) sind die auffallenden Pinky Ringe daher ein schwules Accessoire in anachronistischer Form – oder einfach nur Schmuckstücke.


Der Pinky Ring ist – wie das Halstuch – in "Lola und Bilidikid" (1999) möglicherweise ein schwules Identifikationszeichen in anachronistischer Form

Freundschaftsring – Verbundenheit, Wert und Wertschätzung

Mit einem Freundschaftsring können Menschen zeigen, dass sie freundschaftlich miteinander verbunden sind, wie der schwule Orfeo (D: Pierre Sanoussi-Bliss) mit seiner Freundin Fanny (D: Maria Schrader) in Doris Dörries Komödie "Keiner liebt mich" (1994). Orfeo möchte ihr seinen Ring mit einem "Smaragd" schenken. Nachdem Orfeo auf geheimnisvolle Weise verschwunden ist, bekommt der Ring für Fanny als Andenken zunächst eine große Bedeutung. Am Ende entpuppt sich der angebliche "Smaragd" allerdings als billiges Glas, womit auch über den Ring das Thema des Films, also Sein und Schein bzw. Reales und Irreales, aufgegriffen wird. Auch der Ring als Abschiedsgeschenk in "Liberace" (2013) ist wohl eher Zeichen von Freundschaft als von der Beziehung.


Orfeo mit seinem "Smaragd"-Ring in Doris Dörries "Keiner liebt mich" (1994, Ausschnitt)

Der Ring – Zeichen von Macht und Reichtum

Die große Macht des antiken römischen Kaisers Caligula kommt in "Caligula" (1979) auch durch seinen großen Siegelring zum Ausdruck, dessen Zurschaustellung damit eine Machtdemonstration ist. In der unzensierten Fassung fordert er bei einem frisch verheirateten Paar das Recht der "ersten Nacht". Das führt dazu, dass Caligula den Mann fistet und selbst dabei seinen Ring nicht abnimmt.

In Rainer Werner Fassbinders "Querelle" (1982) nach Jean Genet wird sogar sprachlich hervorgehoben, dass die drei Ringe des schwulen Polizisten für Reichtum stehen.

Der Ring – Kreislauf des Lebens

In einigen Filmen werden Ringe weitergereicht, was – ähnlich wie Geld, welches im Umlauf gezeigt wird – wie ein Kreislauf wirkt: In "The best men" (2007) schenkt Joe seinem Freund Peter einen Freundschaftsring. Als der eigentlich schwule Peter heiratet, nimmt er den Ring wieder ab, weil er ihn offenbar nun als nicht richtig empfindet. In "Jetzt gehörst du mir" (2007) geht ein Ring durch viele Hände: Er wird von Jeff geklaut, von anderen entdeckt, weggenommen und später verschenkt. Seine wechselvolle und auch geheimnisvolle Geschichte entspricht der Handlung dieses schwulen Mystery-Thrillers.

Ohrring – "links cool, rechts schwul"

Auch ein Ohrring kann auf Homosexualität verweisen. Vor allem in den Achtzigerjahren galt die Devise "links cool, rechts schwul", womit es möglich war, dass ein Mann ihn links nur als modisches Accessoire tragen konnte. Offenbar verweist der auf der rechten Seite getragene Ohrring von Matthias in "Coming Out" (DDR, 1989) auf seine sexuelle Orientierung. Nach Vito Russo wurde der zunächst geplante Ohrring für den schwulen Jerry in Herb Ross' "Protocol. Alles tanzt nach meiner Pfeife" (1984) nicht realisiert, weil die Gefahr einer zu stereotypen Darstellung gesehen wurde ("Die schwule Traumfabrik", 1990, S. 228-229).


Der rechts getragene Ohrring von Matthias in "Coming Out" (1989)

Die (unbeantwortete) Frage in "Dienstfrei" (1990), ob ein Vorgesetzter einen Ohrring trage, erscheint mir in diesem Kontext wie eine Frage nach der sexuellen Orientierung. Der rechts getragene Ohrring von Tobias Reisser – einem der ersten schwulen Ermittler im "Tatort" (Folge 905, 2014, s. a. queer.de) – ist entweder nur ein Schmuckstück oder als anachronistisches Erkennungszeichen inszeniert.

Der Ohrring als schwules Asseccoire scheint eher ein "stilles Zeichen" von geringer und zeitlich sehr begrenzter Bedeutung gewesen zu sein. Für den schwulen Journalisten Christian Knuth (männer*, 9. Juli 2019, hier online) war das Tragen eines Ohrrings "nie wirklich Teil der schwulen Subkultur". Ohrringe bei Männern können nicht nur als "schwul", sondern auch als "weiblich" wahrgenommen werden. In einer Folge von "Criminal Minds" (Folge 8/15) werden sie schwulen Jugendlichen im Rahmen einer "Konversionstherapie" verboten.

Weitere Bedeutungen – Ring als Firmenlogo

Zwei Ringpaare sind das Markenzeichen der "Pro-Fun Media GmbH", die sich auf den Vertrieb schwul/lesbischer Medien, vor allem Filme, spezialisiert hat und deren abgeleitete Ring-Bedeutung (hier in den Komplementärfarben Gelb und Blau) sich offenbar auf Schwule und Lesben bezieht – wenn auch nicht unbedingt im engeren Sinne auf schwule und lesbische Paare.


Ringe als Markenzeichen der "Pro-Fun Media GmbH"

Pornos – der Ring als Anus

In einigen Schwulenpornos ist aufgrund der Bildgestaltung der Ausdruck "Ring" als Symbol für den Anus offensichtlich ("Ring of Fire", "Die Herren der Ringe"). In anderen Filmen, in denen Sportringe ("Rings") bzw. ein Box-Ring ("Bullring", "Ravaged in the ring") eine Rolle spielen, ist die Doppeldeutigkeit und damit auch die symbolische Bedeutung möglich bis wahrscheinlich.

Der Cockring ist – selbst dann, wenn er wie in "Cock Rings" durch den Titel besonders hervorgehoben wird – von funktionaler, aber nicht symbolischer Bedeutung, was in gleicher Weise auch für Spielfilme gilt.

#1 LothiAnonym
  • 19.03.2023, 09:20h
  • Einen Ring macht schon was her. Weckt Erinnerungen und gibt Hinweise. Ich bevorzuge grundsätzlich keinen Schmuck. Einen kleinen Ohrring ja.
    Interessanter Artikel.
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#2 lotosblueteAnonym
  • 19.03.2023, 14:05h
  • Vielen Dank an Erwin In het Panhuis für diesen Artikel. Seine herausragenden historischen Beiträge füllen eine Lücke in der Geschichtsschreibung.
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#3 VitelliaAnonym
  • 19.03.2023, 14:30h
  • Antwort auf #1 von Lothi
  • Lieber Lothi,
    das muss ich dir leider widersprechen ...

    Über diese altbackene und unlogische Einstellung zu Ringen habe ich nicht mehr gelesen als das hier:
    |
    V
    "Ein Ring ist, wie der Kreis, den er beschreibt, ein Symbol der Vollkommenheit. In seiner wichtigsten Bedeutung symbolisiert der Ehe- bzw. Partnerschaftsring Zusammengehörigkeit, soziale und in vielen Fällen auch sexuelle Treue. ..." und so weiter.
    -------------
    Bla, bla, blubb - ein Ring ist nur deshalb rund, weil der Finger rund ist und er nur am Finger getragen werden kann - und nicht am Hals oder an den Ohren - oder sonstwo :-))

    Vollkommenheit?
    So ein Quatsch, kein Mensch ist vollkommen, der Ring auch nicht!
    Gerade der Ehering ist nicht vollkommen. Andere Ringe haben Schmucksteine und sind viel schöner!
    Weiter heißt es "Symbol der Zusammengehörigkeit".
    Nein, bei vielen Menschen eben nicht - und sie gehören trotzdem zusammen:
    Mein Sohn kann als Mediziner, wie alle seine Kollegen und noch viel mehr Leute bei ihrer Arbeit keinen Ring brauchen - und trägt den Ehering auch sonst nicht.
    Deshalb gehört er trotzdem zu seiner (sehr netten)
    Ehefrau.
    Diese trägt den Ring nur, weil sie auch einen passenden Schmuckring mit schönem Stein zum Ehering hat - und nicht, um jedem den Ehering vor die Nase zu halten, wie toll sie verheiratet ist und zu ihrem Mann gehört. :-))
    Das juckt andere Leute nicht!
    Auch ohne Ehering würde sie nicht fremdgehen.
    ----------
    Okay, das ganze Gelaber um Ringe gehört zu einem Film, der so gesehen mit der Realität über Ringe und Eheringe nichts zu tun hat.

    Schönen Tag noch, Lothi
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#4 CarmillaAnonym
  • 19.03.2023, 14:51h
  • Der Autor hat den wichtigsten Ring überhaupt vergessen!
    Der Ring der O aus dem Roman die Geschichte von O von Pauline Réage. Ein verbreitetes Schmuckstück und Erkennungszeichen für Anhänger des BDSM. Es ist üblich, dass Doms (Tops) den Ring an der linken Hand und Subs (Bottoms) den Ring an der rechten Hand tragen.
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#5 LothiAnonym
  • 19.03.2023, 17:02h
  • Antwort auf #3 von Vitellia
  • Das ist Deine Meinung. Ich sehe das schon differenzierter. Obs der schlichte Ehering ist oder ein Geschenk, er soll zuerst einmal Freude bereiten. Und darin sehe ich auch was gutes. Doch ist dies nur ein kleiner Ausschnitt aus diesen tollen Artikel.
    Zudem trage ich auch deshalb keinen Schmuck, weil ich die Angewohnheit habe Dinge liegenzulassen und weg sind sie.
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#6 LothiAnonym
  • 19.03.2023, 17:09h
  • Antwort auf #4 von Carmilla
  • Genau wie damals in der Lederszene sehr beliebt, die farblich quadratischen kleinen Stofftüchern. Je nach Farbe der Geschmack. In der Gesäßtasche links bedeutet aktiv und rechts passiv u.s.w.
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#7 VitelliaAnonym
  • 19.03.2023, 22:07h
  • Antwort auf #5 von Lothi
  • Lieber Lothi,
    der Ehering hat auf jeden Fall viel Freude gemacht!
    Die ganze Hochzeit hat Freude gemacht - da wurde der Ehering sehr gerne getragen. Bestimmt auch noch einige Zeit danach.
    Aber dann war Schluss mit dem Ring - besonders wenn er beruflich stört!
    Ärzte müssen oft Wunden behandeln und dünne medizinische Latex-Handschuhe tragen, steril, dass keine Bakterien in die Wunde kommen. Die Handschuhe müssen eng anliegen. Da hat kein Ring darunter was zu suchen. Auch sonst nicht, wenn sie Patienten behandeln.
    Sonst wäre Schluss gewesen mit der Freude, von der du schreibst.

    Ganz toll finde ich, dass einen kleinen Ohrring trägst.
    Das sieht gut aus und gefällt dir! Das ist die Hauptsache.
    Bis bald wieder ... Bin gespannt, was du zum nächsten Thema schreibst!!
    Ich lese alle Beiträge von dir, sobald ich deinen Namen sehe.
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